Die Hände werden feucht und das Herz schlägt schneller. Der deutsche Aktienindex erreichte diese Woche ein neues Allzeithoch und nähert sich bereits dem nächsten Höhepunkt: „Fällt heute die Marke von 13.000 Punkten?“, lesen Anleger am Freitag im Handelsblatt und: „Ab 13.000 Punkten kommen Anleger in Scharen“. Wer sich in den Finanzmedien mit dem DAX beschäftigt, wird noch viele weitere Schlagzeilen dieser Art lesen. Bei Worten wie „Börsenfieber“ (Manager-Magazin) sollten bei Investoren allerdings die Alarmglocken läuten.


Beim Blick auf den Intraday-Kurs des Deutschen Aktienindex um kurz nach 13 Uhr beschleunigt sich die Atmung: Ein neuer Pulsschlag katapultiert den Kurs von 12.978 auf einen Stand von 12.993 Zählern, nur um kurz vor der erlösenden Schwelle wieder zu fallen. Die Volumendaten zeigen: Da geht noch was, die Spannung steigt. Am Nachmittag folgt indes Ernüchterung: Zum Ende der Handelswoche scheint dem DAX die Puste auszugehen.


Die psychologische Wirkung der Marke von 13.000 Punkten sollte keine falsche Euphorie vortäuschen. Der DAX fasst lediglich die 30 stärksten deutschen Bluechip-Unternehmen in einem Index zusammen. Wie aussagekräftig ist dieser attraktive Kurs-Chart vor dem Hintergrund aktueller Wirtschaftsdaten? Im Folgenden wollen wir herausfinden, ob sich die langsam gesteigerte Anspannung bei den deutschen Aktionären rechtfertigen lässt.


Deutschland ist einer der größten Exporteure weltweit und profitiert von Aufträgen aus dem europäischen Ausland. Dazu passt die kontinuierlich wachsende Kreditvergabe an Haushalte und Unternehmen in der Eurozone und auch in Deutschland seit 2013. Die Arbeitslosenquote in der Eurozone sinkt seit 2014. Beides sind gute Voraussetzungen für prall angeschwollene Auftragsbücher der deutschen Exportunternehmen. Die Arbeitslosenquote in Deutschland liegt Bloomberg zufolge derzeit unter sechs Prozent. Dahingegen ist das Einkommen der deutschen Haushalte, gemessen an den Brutto-Löhnen, seit 2010 um elf Prozent gestiegen.


Das zeigt sich auch an den Einkaufsmanager-Indizes. Dieser eher unsexy klingende Indikator misst das Einkaufsverhalten von Industrie und Verarbeitendem Gewerbe. Ein Wert von über 50 Punkten signalisiert Wachstum. In Deutschland liegt der Wert im September 2017 bei 58 Punkten, der höchste Wert seit sechseinhalb Jahren.


Beim Blick auf den Geschäftsklima-Index des Ifo-Instituts reiben sich Investoren die Augen. Seit dem Tiefpunkt im Jahr 2009 (84 Punkte) hat sich das Geschäftsklima bei Groß- und Einzelhändlern in Deutschland auf einen Rekord von ekstatischen 115 Punkten gesteigert. Getragen wird dieser Wert durch den starken Export Deutschlands und dem noch vor einem Jahr im Vergleich zu unserer Volkswirtschaft relativ schwachen Euro, was sich in einem hohen Leistungsbilanzüberschuss von 8,3 Prozent des BIP für 2016 niederschlägt.


Das alles zeigt: Das Wachstum der deutschen Wirtschaft wird getragen von einem steigenden Konsum, höheren Löhnen, einer niedrigen Arbeitslosigkeit und einer guten Stimmung bei den Unternehmen – positive Voraussetzungen für einen neuen Höhepunkt an der Börse. In diesem Kontext klingt ein Börsenstand von 13.000 Punkten vernünftig.


Doch was geschieht nach dem Höhepunkt? Große Einbrüche am Aktienmarkt waren in der Vergangenheit durch vorangegangene Spekulationsblasen, stark gestiegene Ölpreise oder steigende Zinsen gekennzeichnet. Das Investmenthaus FPM AG sieht derzeit keine Spekulationsblase im gesamten deutschen Aktienmarkt. Ebenso wenig gebe es Anzeichen für stark steigende Ölpreise, belegen Dokumente, die FondsDISCOUNT.de vorliegen.


Kurs-Korrekturen seien jedoch weiterhin jeder Zeit möglich. Eine der größten Gefahren liegt in dem hohen Anteil der Anleihen mit einer negativen Rendite. Im europäischen Raum liegt dieser bei etwa 30 Prozent (Quelle: JP Morgan, August 2017). Die hohe Liquidität an den Anleihenmärkten hat dazu geführt, dass die Spreads zwischen High-Yield und Investmentgrade-Anleihen seit 2016 kontinuierlich gesunken sind. Im gleichen Zeitraum hat die Volatilität an den Finanzmärkten abgenommen. Investoren sind offenbar davon überzeugt, dass die Europäische Zentralbank die Märkte weiterhin mit Liquidität versorgen wird.


Doch selbst wenn es auf den Anleihenmärkten zu einem Crash kommen sollte, könnten Aktien als Assetklasse davon profitieren. Im Vergleich zu Anleihen sind diese nämlich immer noch günstig bewertet, was ein Blick auf das Shiller-KGV des S&P 500 verrät. Bei dieser Kennzahl wird der aktuelle Aktienkurs ins Verhältnis mit den konjunkturbereinigten Gewinnen der Unternehmen gesetzt. Im Jahr der Dotcom-Bubble 2000 lag das Shiller-KGV bei 43 Punkten. Aktuell liegt es bei einem Wert von 30, obwohl der US-Aktienindex S&P 500 am Freitag den sechsten Handelstag in Folge ein neues Rekord-Hoch verzeichnet – so etwas gab es zuletzt vor 20 Jahren.


Deutsche Aktien sind im Vergleich mit US-Aktien noch günstiger bewertet. Das durchschnittliche Kurs-Gewinn-Verhältnis des DAX liegt mit 12,6 Punkten noch immer weit unterhalb des durchschnittlichen Werts von 14,7 (Durchschnitt seit 1988, Commerzbank equity market monitor).


Fazit: Selbst wenn der DAX den nächsten Höhepunkt von 13.000 Punkten erreicht, müssen sich Investoren deshalb noch nicht schlafen legen. Es gibt noch Luft nach oben. Aktive Investmentfonds mit Anlageschwerpunkt in Deutschland überzeugen mit Ausdauer: Sie konnten die Performance des DAX in den letzten fünf Jahren deutlich hinter sich lassen (siehe Chart).