Enthüllungen über mögliche Wahlmanipulationen in den USA durch Russland sowie Verbindungen zum US-Präsidenten finden regelmäßig ihren Platz in den Medien. Doch wer in den vergangenen Wochen die Nachrichten aus Russland in verfolgt, fühlt sich wie in einen James Bond Film hinein versetzt: Die britische Premierministerin Theresa May macht Russland für die Vergiftung eines MI6-Agenten in London mittels Nervengas verantwortlich.


Der Doppelagent Sergei Skripal fiel britischen Ermittlern zufolge einem Nervengas aus sovietischer Produktion zum Opfer, zusammen mit seiner Tochter Yulia wurde er vor einer Woche auf einer Parkbank bewusstlos aufgefunden. Sollten sich die Vorwürfe Großbritanniens bestätigen, dann handelt es sich vermutlich um eine Machtdemonstration aus dem Kreml. Skripal soll Russland zehn Jahre lang für die Briten ausspioniert haben. Der russische Staatssender veröffentlichte am vergangenen Sonntag eine Dokumentation in welcher der russische Präsident Wladimir Putin Bloomberg zufolge mit den Worten zitiert wird, er könne Verrat niemals vergeben. Aus offizieller Seite hat Präsident Putin ein von den Briten gesetztes Ultimatum zur Aufklärung des Sachverhalts bis Mittwoch verstreichen lassen – Liebesgrüße aus Moskau sehen anders aus.


Das Agenten-Drama ereignet sich nur wenige Tage bevor die russische Bevölkerung Putin am Sonntag vermutlich erneut zu ihrem Präsidenten wählen wird. Markus Schneider, Ökonom für die Regionen Ost-Europa und den Nahen Osten beim Asset Manager AllianceBernstein, schätzt den Ausgang der Wahl wie folgt ein:

„Ein klarer Sieg Wladimir Putins in der ersten Runde der Präsidentschaftswahlen vom 18. März wird als derart selbstverständlich angesehen, dass schon eine etwaige Stichwahl wohl als Sensation wahrgenommen würde. Angesichts der unterdrückten und gespaltenen Opposition wird laut jüngsten Meinungsumfragen angenommen, dass der Amtsinhaber rund 65 Prozent der Stimmen erhalten wird. Zugleich liegen die Kandidaten der Opposition weit zurück: Die beiden noch stärksten Kontrahenten Wladimir Schirinowski und Pawel Grudinin genießen jeweils nur etwas mehr als fünf bis sieben Prozent Unterstützung. Alexei Nawalny, der wohl prominenteste russische Oppositionelle, wurde von den Wahlen ausgeschlossen.“


Fünf-Jahres-Performance der stärksten Russland-Fonds


Aus Anlegersicht werde erwartet, dass die Präsidentschaftswahlen und die allgemeine Innenpolitik kurzfristig geringe oder gar keine Auswirkungen auf den Markt haben. Geopolitische Entwicklungen und mögliche Ölpreisschwankungen würden im Laufe des Jahres 2018 hingegen weiterhin eine viel wichtigere Rolle spielen. Insbesondere die US-Kongresswahlen im November und die Aussicht auf eine demokratische Senatsmehrheit – und mithin der Spielraum für härtere Sanktionen gegen Russland – seien von größerem Interesse, sagt Schneider.


„Obwohl es aus Marktsicht wichtig ist, würden unserer Meinung nach weder weitere Sanktionen noch ein erneuter Einbruch des Ölpreises die Machtbasis von Präsident Putin erheblich beeinträchtigen“, so der Ökonom. „Erstere würden Putin nur erlauben, die anhaltend hohe Antipathie der Bevölkerung gegenüber dem Westen auszunutzen, und dank der Wechselkurs- und Steuerreformen in den vergangenen Jahren dürfte Russland in der Lage sein, eine Periode niedrigerer Ölpreise relativ gut zu überstehen.“


Investitionsklima bleibt unterkühlt


Während die russische Währung keinerlei Auswirkungen auf das Agenten-Drama zeigt, reagiert der russische Aktienmarkt mit leichten Verlusten. Der in Dollar notierte RTS verliert am Mittwoch 0,9 Prozent, beim auf Rubel lautenden MOEX-Index sind es -0,7 Prozent.


Seit der Annexion der Krim nach dem Konflikt mit der Ukraine leidet die Wirtschaft in Russland unter den Sanktionen aus dem Westen. Zusammen mit der derzeit unberechenbaren Ölpreisentwicklung könnten neue Sanktionen aus Großbritannien vor dem Hintergrund des Agenten-Dramas das Wachstum der Wirtschaft in Russland nachhaltig dämpfen.


Mit dem Parvest Equity Russia Opportunities (ISIN: LU0265268689) konnten Fonds-Investoren in den vergangenen Jahren eine Wertentwicklung von 32,09 Prozent auf Euro-Basis erzielen (FWW, Stand: 09.03.2018). Der Fonds investiert in erster Linie in Aktien und andere Titel von Unternehmen, die ihren Hauptsitz oder ihre Haupttätigkeit in Russland haben, kann aber auch Anleihen, Wandelanleihen, Geldmarktinstrumenten oder flüssigen Mitteln halten. Energie-Unternehmen sind mit knapp 30 Prozent am stärksten im Fonds vertreten.


Russland-Investoren müssen starke Nerven beweisen. In fünf Jahren liegt die Volatilität der drei im Chart miteinander verglichenen Fonds zwischen 21 und 23 Prozent (siehe oben). Auch die  Sharpe-Ratio, das Verhältnis der Überrendite zum eingegangenen Risiko, liegt bei 0,2 bis 0,3 Prozent deutlich unter einem ausgeglichenen Wert von 1 (siehe Kennzahlen-Vergleich, unten).


Der Aktienmarkt in Russland bleibt also riskant. Die politische Stabilität hält der Präsident nur durch eine Unterdrückung der Opposition und eine Zensur der Medien aufrecht. Weil keine Überraschung zu erwarten ist, werden die Märkte auf die Wahl auch mit Gelassenheit reagieren. Außenpolitisch nimmt Russland eine die Welt destabilisierende Position sein, auch  durch die jahrelange Unterstützung des Assad-Regimes in Syrien, was Anleger mittelfristig von dem Markt fern halten dürfte. Zumindest solange, bis sich Meldungen aus und über  Russland nicht mehr anhören, wie aus der dunkelsten Zeit des Kalten Krieges.

Kennzahlen-Vergleich der Russland-Fonds