Die Stimmung an den globalen Aktienmärkten verschlechtert sich. Der Dax konnte am Dienstag zwar die 10.000 Punkte Markte zurückerobern. Dennoch herrscht Skepsis bei den Anlegern. Sollten neue Überraschungen aus China drohen, kann der deutsche Leitindex aufgrund der hohen Ansteckungsgefahr binnen weniger Tage in die Nähe der kritischen Schwelle von 9.300 Punkten geraten. Sollte dieses Tief aus August vergangenen Jahres (9.338 Punkte) unterschritten werden, geht es Charttechnikern zufolge weiter bergab (siehe Video am Ende des Artikels).

Die Schweizer Großbank UBS warnt deshalb vor einem möglichen Beginn eines neuen Bärenmarktes. Die ersten Anzeichen dafür sei die hohe Volatilität an den Märkten. Die Schwankungen könnten in den folgenden Tagen und Wochen neue „Rekordwerte“ erreichen, zitiert der US-Investmentblog Zero Hedge einen Bericht der UBS. Die Großbank stützt ihren skeptischen Ausblick auf charttechnische Entwicklungen beim US-Leitindex S&P500, beim MSCI-World-Index sowie auf den europäischen Börsenplätzen. Die Unterstützung der Investoren werde verloren gehen, wenn die Tiefststände aus dem vergangenen Jahr infolge des China-Crashs unterboten würden.

UBS sieht zusätzlich makroökonomische Risiken im Hinblick auf die hohe Verschuldung in den Schwellenländern, Europa, Japan und in den USA. All diese Faktoren könnten die aktuelle Phase der Volatilität bis auf weitere zwölf bis 18 Monate ausweiten.

Fondsmanager warten ab, halten Cash
Parallel zu diesem düsteren Szenarios haben Investmentfonds in den USA damit begonnen, ihre Bargeldbestände zu erhöhen. Dieser defensive Schachzug reflektiere das hohe Maß an Unsicherheit über die Lage der Weltwirtschaft und die ungewissen Aussichten, ob neue Gewinne bei den unterschiedlichen Assetklassen noch möglich sei, berichtet das Wall Street Journal. Aufgrund der demografischen Situation in den USA haben Pensionsfonds ihre Cash-Bestände auf den höchsten Stand seit 12 Jahren gesteigert. Aber auch Publikumsfonds wollen sich gegen die Risiken durch die aktuellen Gewinnmitnahmen absichern. Ihre Bargeldbestände seien derzeit so hoch wie zuletzt während der Finanzkrise.

Auch die Financial Times fühlt sich in die Zeiten der Krise zurückversetzt. Die Rückkehr des US-Zentralbanksystems Fed zu einer restriktiveren Geldpolitik mit einer schrittweisen Anhebung der Zinsen führe neue Herausforderungen für die Liquidität an den Finanzmärkten herbei. Auch Die EZB und die japanische Zentralbank könnten es nicht verhindern, dass Investoren den Wert ihrer Assets jetzt unter einem anderen Licht sehen. Das Vertrauen in die Zentralbanken scheint abzunehmen.

Wie lang dauert der Abwärtstrend
Auch Einsteiger sollten sich zurückhalten. Analysten warnen sogar davor, die derzeit niedrigen Kurse bei Aktien für Zukäufe zu nutzen. Bei dem derzeitigen Marktumfeld ergäben sich daraus für Investoren allenfalls kurzfristige Möglichkeiten, schreibt Michael Mackenzie für die FT. Dafür sei die Wahrscheinlichkeit zu groß, dass die Kurse nach kurzen Gewinnphasen dem Abwärtstrend weiter folgen.

Mit Sicherheit könne man aber noch nicht sagen, ob das der Beginn einer größeren Korrektur ist, sagt Samir Boyardan von Mastertrends im Interview mit Wirtschaft TV. Für ihn sind Aktienzukäufe bei niedrigen Kursen prinzipiell richtig. Er rät Anlegern jedoch dazu, abzuwarten. Der richtige Zeitpunkt sei noch nicht gekommen.

Die Charttechnik-Trendsysteme hätten aber bereits nach dem ersten Handelstag in 2016 die ersten Warnsignale geliefert. „Somit sind wir persönlich jetzt erstmal nicht in Aktien investiert“, so Boyardan. Entscheidend seien aber die nächsten Handelstage, sagt der Charttechniker im Hinblick auf den Dax. „Fällt die Marke von 9.300 Punkten, dann könnte es durchaus noch heftiger in diesem Jahr kommen.“