DWS: moderat positiv auf die Aktienmärkte gestimmt


Vermögensverwalter DWS sieht in einer aktuellen Stellungnahme Joe Biden als Sieger der Präsidentschaftswahlen in den USA. Aus dessen Sicht ist der Vorsprung uneinholbar. „Die Chancen, das Ergebnis noch auf rechtlichem Wege zu drehen, scheinen gering. Es dürfte Trumps Team schwerfallen, genügend Mittel aufzutreiben, um die zahlreichen kostspieligen Anfechtungsprozesse zu stemmen“, so Chefanlagestratege Stefan Kreuzkamp (Bild links). Hinsichtlich Senatswahlen geht die DWS von einer republikanischen Mehrheit aus. Generell rät die Gesellschaft Anleger davon ab, „langfristige Investitionen auf die Ergebnisse und Geschehnisse im unmittelbaren Umfeld einer Wahl zu stützen.“ Dafür nennt sie drei Gründe:

1. Unsicherheit über die künftige Politik: Für die DWS ergeben sich trotz des Wahlsiegs viele offene Fragen. Biden habe seine vier Kernthesen genannt (Covid-19, Belebung der Wirtschaft, Klimawandel und Gleichstellung der Rassen), „doch welche wirtschaftsrelevanten Konsequenzen sich daraus ergeben, muss sich erst noch zeigen.“


2. Unsicherheit über die Auswirkungen der Politik auf Wirtschafts- und Unternehmensaussichten: Auch hier gebe es viele Fragezeichen, auf der Makro- als auch auf der Mikroebene. Politische Rahmenbedingungen seien nur ein Faktor von vielen, welche die Wirtschaftsperspektiven einer Branche determinieren.


3. Unsicherheit darüber, was der Markt davon bereits eingepreist hat: Es sei noch schwieriger, anhand des Wahlausgangs die Börse zu bewerten. Hier gebe es viel Interpretationsspielraum.


Die DWS ist der Meinung, dass die Regierung nur wenig Einfluss auf marktbestimmende Faktoren habe: kurzfristig der weitere Verlauf der Pandemie, mittelfristig die Zentralbankpolitik. Letztere werde die Märkte – in Abhängigkeit des Fortschritts bei der Pandemiebekämpfung – mit niedrigen Zinsen und gegebenenfalls anderen Mitteln unterstützen. So resümiert DWS-Stratege Kreuzkamp: „Auf Zwölfmonatssicht bleiben wir somit vorerst weiterhin moderat positiv auf die Aktienmärkte gestimmt, rechnen mit einem Fortbestand des Niedrigzinsumfelds und sehen keine nachhaltige Dollarabschwächung gegenüber dem Euro.“


DJE: „Bidens Wahlsieg ist positiv für Ökoenergie-Unternehmen.“


Auch die in Pullach ansässige DJE Kapital AG geht von einem Wahlsieg der Demokraten sowie von einer republikanischen Mehrheit im Senat aus. Vorstandsvorsitzender Jens Ehrhardt schätzt diese Konstellation als positiv ein: „Biden wird keine großen Steuererhöhungen durchsetzen können, weil die Republikaner im Senat dies verhindern dürften. Generell seien Demokratische Präsidenten in der Vergangenheit großzügiger beim Verteilen von Geldern gewesen. All dies sei gut für Aktionäre. Aus seiner Sicht könnte lediglich Trumps Anfechten des Wahlergebnisses die Börse kurzzeitig belasten.


Für DJE-Chef Ehrhardt ist die Sitzverteilung im Senat hinsichtlich Konjunkturentwicklung unwesentlich, entscheidend sei die Geldpolitik. Zinssenkungen seitens der US-Notenbank seien bereits in den letzten zwölf Monaten beschlossen worden, welche sich positiv auf die Konjunktur auswirken.


Jens Ehrhardt prognostiziert für die kommenden Wochen Seitwärtsbewegungen an den Börsen. Es fehle die Kraft für starke Kursgewinne, stark fallende Aktienindizes werde es auch nicht geben. Eine Branche sieht er jedoch als Gewinner hinsichtlich des Ausgangs der US-Wahl: „Erneuerbare-Energien-Anbieter werden weiter profitieren.“ Nach starken Kursgewinnen in diesem Jahr und einer weltweiten Förderung der Unternehmen sei Bidens Wahlsieg ein weiteres positives Signal für Ökoenergie-Unternehmen. Auch sieht er mittelfristig eine Fortsetzung der Hausse bei Tech-Aktien.


Franklin Templeton: Coronavirus mit höherem Einfluss auf die Märkte


Der US-amerikanische Vermögensverwalter Franklin Templeton geht ebenso von einer Machtverteilung aus (demokratischer Präsident, republikanisch dominierender Senat). Die Strategen Stephen Dover (Head of Equities) und Scott Glasser (CO-CIO ClearBridge) sind der Meinung, dass der Wahlausgang zu mehr Sicherheit an den Märkten geführt habe. Es sei ein Aufwärtstrend erkennbar. Der Markt habe wieder mehr Zuversicht, dass große Gesetzesänderungen im kommenden Jahr eher unwahrscheinlich sind. Aus ihrer Sicht werde die Wahl aber nicht der wichtigste Faktor sein, der die Märkte in den kommenden Monaten beeinflusst. „Die Entwicklung des Coronavirus dürfte einen viel stärkeren Einfluss haben als das Wahlergebnis“, so die Strategen. Die Mehrheit aller Manager bei Franklin Templeton habe demnach keine großen Veränderungen in ihren Portfolios vorgenommen, die auf ihren Prognosen der Wahlergebnisse basieren. Allerdings könne der Wahlausgang Folgen für den chinesischen Markt haben. Auch wenn Biden einen gleichbleibend harten Kurs fahren werde, ändere sich höchstwahrscheinlich der Umgang.


Die Strategen führen an, dass in den letzten Wochen „eine Verlagerung am Markt von vielen wachstumsdominanten, technologieorientierten Unternehmen zurück zu zyklischeren Unternehmen“ festgestellt werden konnte. Zudem sei ein positiver Trend bei Small Caps zu sehen. Beides sei eine gesunde Entwicklung und führe bei Anlegern mit diversifizierten Portfolios zu guter Stimmung. Bezüglich des Wahlausgangs empfehlen die Strategen ein globales Portfolio mit Umsatz- und Sektorfokus.