Die Finanzwirtschaftler Professor Dr. Martin Weber, Professor Dr. Heiko Jacobs, Professor Dr. Christine Laudenbach, Professor Dr. Sebastian Müller sowie Professor Dr. Philipp Schreiber haben kürzlich ein neues Sachbuch zum Thema individuelle Vermögensstrategie veröffentlicht. Das Expertenteam hat darin einen Leitfaden für ein „finanziell sorgenfreies Leben“ entwickelt und wendet sich damit an alte und neue Anleger. Dabei nutzen die Wissenschaftler neueste Forschungsergebnisse und sensibilisieren die Leser hinsichtlich Anlagehorizont und persönliche Risikotoleranz. In einer kleinen Serie wollen wir die Autoren zu einzelnen Kapiteln und Themenbereichen des Buches „Die genial einfache Vermögensstrategie“ befragen. Heute: Herr Professor Dr. Heiko Jacobs zum Thema Wissenschaftlich investieren.


Herr Jacobs, zu Beginn des Kapitels erwähnen Sie die von Burton Malkiel aufgestellte Behauptung: „Die Aktienauswahlqualität eines Affen mit Augenbinde, der Dartpfeile auf den Wirtschaftsteil einer Zeitung wirft, stünden dem sorgfältig zusammengestellten Mix von Finanzprofis in nichts nach.“ Warum sind auch Sie der Meinung, dass sich Aktienkurse nicht vorhersehen lassen?


Das ist natürlich eine bewusst überspitzte Aussage, die aber einen wahren Kern hat. Überraschenderweise gewinnen in solchen Wettbewerben die Underdogs, in besonders öffentlichkeitswirksamen Experimenten manchmal tatsächlich Affen, weitaus häufiger als man intuitiv vermuten würde. Das sollte man nicht überbewerten, aber auch mit wissenschaftlicheren Analysemethoden gelangt man zu der Erkenntnis, dass Aktienmärkte im Wesentlichen nicht vorhersagbar sind. Warum das so ist? Der Preis, der am Aktienmarkt entsteht, ist der Preis, der Angebot und Nachfrage zum Ausgleich bringt. Er spiegelt den Konsens wider, der sich ergibt, wenn Zigtausende Investoren positive wie negative Informationen sammeln, verarbeiten und in Handelsaktivitäten umsetzen. Mit anderen Worten: Der Marktpreis ist die beste Schätzung für den „wahren“ Wert einer Firma. Wenn alle heute bekannten Informationen schon so gut wie möglich im Preisniveau reflektiert sind, ist die Preisentwicklung morgen im Wesentlichen zufällig und deswegen auch für Profis nicht vorhersagbar.


Aus Ihrer Sicht ist die Bewertung von Investmentfonds anhand von Performance-Historien und Chartverläufen nicht sinnvoll bzw. sehr kritisch zu sehen. Ist denn eine positive Fünf-Jahresbilanz mit einer Outperformance gegenüber dem Markt eines jeweiligen Produktes nur Zufall?


Im konkreten Einzelfall lässt sich das nicht sagen. Das grundlegende Problem aber ist, dass es statistisch schwer bis kaum möglich ist, bei der Analyse der vergangenen Performance Können von Zufall zu trennen – das zeigt ja schon das „Affenbeispiel“ aus der vorangegangen Frage. Anders formuliert: Eine Outperformance in der Vergangenheit, ein beeindruckendes Chartbild, auch über 5, 10 oder 20 Jahre, wird oft eher Ausdruck eines glücklichen Händchens oder der Übernahme von Risiken sein als Ergebnis von tatsächlich überlegenen Aktienauswahlfähigkeiten. Die Forschung zeigt etwa: Auch wer in die erfolgreichsten Finanzprodukte der Vergangenheit investiert, schneidet damit in der Zukunft im Durchschnitt nicht besonders gut ab. Was gestern gut performt hat, muss also morgen nicht unbedingt gut bleiben.


Sie sind Verfechter der Effizienzmarkthypothese – das wird in dem Kapitel deutlich. Bedeutet das, den Markt schlagen zu wollen, sei vertane Liebesmüh?


Nicht nur vertane Liebesmüh, sondern im Durchschnitt auch ein unnötig teures Unterfangen. Studien zeigen: Je mehr Privatanleger handeln, je mehr sie also versuchen, durch Käufe oder Verkäufe besser abzuschneiden als der Gesamtmarkt, desto geringer ist im Durchschnitt die Rendite, die sie nach Berücksichtigung aller Kosten und eingegangenen Risken erwirtschaften. Die Börsenweisheit „Hin und her macht Taschen leer“ hat ihre Berechtigung.


Wie können denn Anleger wissenschaftlich investieren? Worauf sollten Sie Ihrer Meinung nach achten?


Zunächst sollte man sicherstellen, dass das Risiko des Gesamtportfolios mit den eigenen Präferenzen übereinstimmt. Wer im Mittel höhere Renditen möchte, der muss zwangsläufig höhere Risken eingehen – und das bedingt, dass es auch mal schiefgehen kann. Hier sollte man sich klar werden, mit welchem Risiko man noch gut leben kann. Bei der Umsetzung ist eine Strategie der ruhigen Hand dann das Mittel der Wahl. Das heißt: Kapitel breit streuen, am besten über mehrere Anlageklassen, auf niedrige Gebühren achten und sich ansonsten in Muße üben. Damit ist man in der Regel ganz gut dabei.


Herr Jacobs, herzlichen Dank für die interessanten Einblicke.


 


Heiko Jacobs, Jahrgang 1982, ist Inhaber des Lehrstuhls für Finanzierung an der Universität Duisburg-Essen, Campus Essen. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit liegt darin, die strikten Annahmen hinter dem »homo oeconomicus« und der traditionellen Finanzmarkttheorie auf ihre Validität in der Realität hin zu überprüfen. Die Ergebnisse seiner empirischen Kapitalmarktforschung wurden in renommierten Fachzeitschriften veröffentlicht.


Tipp: Das Buch „Die genial einfache Vermögensstrategie“ ist im Campus Verlag erschienen und über diverse Kanäle online bestellbar.


 


ARERO - Der Weltfonds (ISIN: LU0360863863)


Das DWS-Managementteam um Jens Lueckhof investiert in Aktien, Renten und Rohstoffe. Die jeweiligen Anlageklassen werden dabei über repräsentative und breit gestreute Indizes in einem einzigen Produkt abgebildet. Die Gewichtung der Anlageklassen basiert auf einem wissenschaftlich fundierten Konzept zur Vermögensanlage. Ziel ist es, ein besonders günstiges Rendite-Risiko-Verhältnis zu erreichen.



 


Wertentwicklung im Fünf-Jahreszeitraum