Das beliebte Anlagethema Infrastruktur ist alles andere als homogen  – diese Erkenntnis wurde im vergangenen Jahr mit aller Deutlichkeit bestätigt: Während Unternehmen aus dem Sektor erneuerbare Energien von spürbaren Kursaufschwüngen profitieren konnten, gerieten Aktien aus dem fossilen Energiegewinnungsbereich unter Druck. Flughafen- und Mautstraßenbetreiber sowie klassische Unternehmen aus dem Öl- und Gassektor konnten sich dem Sog des Ölpreissturzes nicht entziehen. Relativ stabil hielten sich hingegen Konzerne aus dem Telekommunikationssektor.


Insgesamt sehen Expertinnen wie Susanne Reisch, beim Vermögensverwalter Bantleon als Senior Portfolio Manager zuständig für „Globale Infrastruktur-Aktien“, jedoch auch 2021 gute Anlagechancen. Dabei komme es nicht nur auf die richtige Sektoren-Auswahl an, sondern auch regional zeigten sich Unterschiede: „Der Index S&P Global Infrastructure (in EUR) lag mit -13,5 Prozent im Jahr 2020 deutlich hinter seinem europäischen Pendant, dem MSCI Europe Infrastructure (-0,3 Prozent), zurück. Letzterer ließ auch den breiten europäischen Aktienmarkt (gemessen am MSCI Europe: -2,8 Prozent) hinter sich. Es wurde deutlich, dass Infrastruktur nicht gleich Infrastruktur ist und dass sich die Stabilität und Wertentwicklung eines Infrastruktur-Portfolios substanziell verbessern lässt: mit einer aktiven Steuerung zwischen zyklischen und defensiven Segmenten sowie den unterschiedlichen Wirtschaftsräumen, einen Fokus auf Nachhaltigkeit und eine substanzorientierte, fundamentale Einzeltitelauswahl“, so Reisch.


Treiber für den Sektor


Langfristige, strukturelle Wachstumstreiber wie etwa demografische Entwicklungen, Digitalisierung und Klimawandel gelten Reisch haben Reisch zufolge weiterhin Bestand. Hinzu kämen weitere Stimuli wie etwa die beschleunigte und umfangreichere Implementierung von Infrastruktur-Programmen als bedeutender Teil der fiskalpolitischen Stützungspakete, eine hohe Attraktivität von Infrastruktur-Assets für strategische und private Käufer als auch eine erwartete starke wirtschaftliche Erholung in Europa. Sowohl China als auch die neue US-Regierung bekennen sich zu umfangreichen Klimaschutz-Maßnahmen, was dem Bereich erneuerbare Energien nochmals neu Schubkraft verleihen dürfte.


Doch auch in Europa finden sich viele globale Marktführer in wachstumsstarken Infrastruktur-Segmenten. „Die Coronavirus-Krise verleiht der Attraktivität europäischer Infrastruktur-Unternehmen im neuen Jahr jedoch auch einen taktischen Vorteil: Für 2021 sieht die EU-Kommission ein BIP-Wachstum von 4,2 Prozent (Bantleon: 4,8%) für die Eurozone. Hinzu kommt die relativ schwache Erholung an den europäischen Börsen, verglichen beispielsweise mit den US-Märkten. Angesichts dieser starken Dynamik ergeben sich weitreichende Möglichkeiten, von der weiteren Erholung insbesondere der konjunkturnäheren Infrastruktur-Segmente, wie beispielsweise Transport oder Umweltdienstleister, zu profitieren“, schreibt die Spezialistin in ihrer Markteinschätzung.


Hinzu kämen Chancen auf dem europäischen Markt für Funkmasten, welcher im Vergleich zum US-Markt weiterhin stark von Konsolidierungen in der Branche sowie dem Ausbau des 5G-Netzes profitieren könne. „Investoren, die regelmäßige Ausschüttungen suchen, profitieren zudem von der im internationalen Vergleich sehr hohen Dividendenrendite europäischer Infrastruktur-Unternehmen“, so Reisch.  Zudem sei das Marktsegment durch Fusionen, Übernahmen und nicht investiertes Private-Equity-Kapital getrieben. Wie Reisch ausführt, waren die Verkaufspreise für Infrastruktur-Projekte selten so hoch. Im laufenden Jahre etwa habe britische Wasserversorger Pennon seinen Geschäftsbereich Umweltdienstleistungen an das Private-Equity-Unternehmen KKR verkauft. Die Bewertung lagen dabei deutlich über dem Wert börsennotierter Vergleichsunternehmen wie beispielsweise Biffa. Reisch führt als weiteres Beispiel den Weltmarktführer im Bereich Offshore-Windanlagen Orsted an, der ein Viertel seines Ocean-Offshore-Windparks (1,1 Gigawatt Leistung) in den USA an den US-Versorger PSEG verkauft hat.


Des Weiteren böten Übernahmekandidaten gute Investitionschancen, insbesondere wenn die Vertragsverhandlungen hohe Abschlusswahrscheinlichkeiten erwarten ließen.


Ein Blick auf das wirtschaftliche Umfeld


Das makroökonomische Umfeld beschreibt Reisch wie folgt: „Für das Jahr 2021 rechnet die EU-Kommission mit einem Wirtschaftswachstum von 4,2 Prozent (Bantleon: 4,8 Prozent) für die Eurozone. Für die USA sieht der Internationale Währungsfonds ein Wachstum von 3,1 Prozent (Bantleon: 4,9 Prozent). Vor allem die zweite Jahreshälfte wird aller Voraussicht nach dynamischer ausfallen, als es viele vermuten. In Kombination mit zunehmendem Inflationsdruck (Bantleon: 1,5 Prozent für die Eurozone, 2,2 Prozent für die USA) könnte die Rendite 10-jähriger deutscher Bundesanleihen im Jahr 2021 ins Plus drehen und die laufzeitgleicher US-Treasuries erkennbar über 1 Prozent stehen. Viel mehr Luft nach oben bleibt jedoch nicht, da die Nachwirkungen der Coronavirus-Pandemie, die Stimuli der Zentralbanken sowie die ausufernde Fiskalpolitik das Zinsniveau sowohl aus ökonomischen als auch aus politischen Gründen auf absehbare Zeit auf niedrigem Niveau manifestieren sollten.“ Die Assetklasse Infrastruktur bleibe vor diesem Hintergrund attraktiv.


Unterstützung komme hierbei von niedrigen beziehungsweise leicht steigenden Zinsen sowie von einem moderaten Inflationsschub. Denn regulierte Renditen von Versorgern, Einkommen aus dem Konzessionsgeschäft von Mautstraßen und Flughäfen sowie andere Preismechanismen im Bereich Infrastruktur bieten Reisch zufolge oft einen expliziten Inflationsschutz. Dieser könne etwa über den Mechanismus der Tarifsetzung oder über Konzessionsverträge geregelt sein. Und auch der moderate Zinsanstieg schaffe für Infrastruktur-Unternehmen auf absehbare Zeit keinen „nennenswerten Gegenwind. Zwar sind sie tendenziell zinssensitiver als Unternehmen anderer Branchen, jedoch stellt sich eine bemerkbare Belastung erst bei deutlich höheren Zinsniveaus ein.“ Hinzu komme, dass sich viele Unternehmen im bereits lange anhaltenden Niedrigzinsumfeld langfristig und zu höchst attraktiven Konditionen finanziert hätten.


Infrastrukturfonds sichern professionelle Titelauswahl


Anlegern, denen der Researchaufwand zu groß ist, können die Aktienauswahl auch an Profis übertragen: Infrastrukturfonds bieten schon ab geringen Einstiegssummen Zugang zu aussichtsreichen Ver- und Entsorgern auf der ganzen Welt.


Aus dem Hause Bantleon ist seit 2019 zum Beispiel der Bantleon Select Infrastructure (ISIN: LU1989515447) erhältlich. Regional konzentriert sich der Fonds auf europäische Unternehmen.


Seit 2017 können Anleger mit dem M&G Global Listet Infrastructure (ISIN: LU1665237613) in Titel aus den Sektoren Versorgung, Energie, Transport, Gesundheit, Sicherheit und zum Beispiel Telekommunikation investieren. Unternehmen, die allerdings mehr als 30 Prozent ihres Umsatzes aus Strom von Kohle- und Kernkraftwerken erzielen, kommen nicht ins Portfolio. Auch Branchen wie Tabak, Alkohol, Glücksspiele und zum Beispiel Waffen sind ausgeschlossen.


Eine weitere Anlagemöglichkeit ist der Ve-RI Listed Infrastructure (ISIN: DE0009763342), der den Markt bereits seit 2001 auf Basis eines systematischen Ansatzes nach aussichtsreichen Infrastruktur-Unternehmen durchleuchtet.


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