Der Fonds Global Warming (ISIN: DE000A0KEYM4) investiert überwiegend in Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen anbieten, die der globalen Erderwärmung (Global Warming) entgegenwirken oder helfen, deren Folgen abzumildern. Gleichzeitig werden die Sustainable Development Goals der UN unterstützt. Für die Zusammensetzung des Fonds werden unterschiedliche Methoden der diskretionären Aktienauswahl wie zum Beispiel die qualitative Fundamentalanalyse oder Momentumanalyse angewandt. Stephan Wittwer, Leiter Investmentspezialisten, gibt im Interview Einblicke in den Fonds.


Der Fonds wurde 2007 aufgelegt – da war Greta noch im Kindergarten. Welche Analyse, welcher Anstoß haben seinerzeit zur Auflage des Fonds geführt?


Wittwer: Seit mehr als 30 Jahren engagiert sich die LBBW im Bereich Nachhaltigkeit und hat es sich als eines der vier strategischen Stoßrichtungen zum Ziel gesetzt, konsequent zu einer tragfähigen, ökonomisch, ökologisch und sozial ausgeglichenen Entwicklung beizutragen. Das betrifft auch den Bereich Asset Management. Seit dem Jahr 2002 befasst sich die LBBW Asset Management mit dem Thema Nachhaltige Kapitalanlage im Fondsmanagement und zählt damit zu den Pionieren in Deutschland. Insgesamt managt die LBBW AM mittlerweile mehr als 21 Mrd. Euro in nachhaltig investierten Kapitalanlagen und treibt das Thema Nachhaltigkeit auch selbst weiter voran. So war es dann auch 2007 keine Frage, als das Thema immer mehr in den Fokus von Politik und Gesellschaft gerückt ist, zu handeln und einen Fonds aufzulegen der dem Anleger eine „Doppelte Dividende“ bietet.


Wie haben sich die Mittelzuflüsse über die Jahre entwickelt – spüren Sie verstärkte Investitionen z.B. seinerzeit durch die Verabschiedung der SDGs der UN oder einfach weil das Thema aktuell eine dominierende Stellung einnimmt?


Wittwer: Die Mittelzuflüsse sind mit Sicherheit auch der Präsenz des Themas in den Medien geschuldet. Außerdem werden nachhaltige Aspekte immer stärker von einer breiten Anlegerschaft berücksichtigt. Das erfolgreiche Fondsmanagement, die Performance und die Auszeichnungen sollten aber auch einen nennenswerten Beitrag geleistet haben.


Damit korrelierend: Welche Investorengruppen waren zum Start dabei – und können Sie inzwischen eine breitere Basis an Interessenten ausmachen?


Wittwer: Der Fonds wurde 2007 als klassisches Privatkundenprodukt aufgelegt. Die I-Anteilklasse für institutionelle Kunden (Mindestanlage: 75.000 Euro) ist erst später hinzugekommen. Heute haben wir eine deutlich breitere Anlegerschaft in dem Fonds, von Privatkunden bis hin zu institutionellen Anlegern.


Zur aktuellen Fondszusammensetzung: Welche SDGs adressieren Sie mit Aktien wie L`Òreal, Starbucks, Nvidia oder Alphabet, die einem ja nicht als erstes im Zusammenhang mit Nachhaltigkeit einfallen?


Wittwer: Bei L’Oreal ist es der verantwortungsvolle Konsum, also das SDG-Ziel12. Alphabet unterstützt nachhaltige Städte und Gemeinden und bedient damit SDG-Ziel11. Nvidia ist ein führendes Unternehmen mit Software, die künstliche Intelligenz (KI) einsetzt, wie sie in Software für die Landtechnik und Medizintechnik angewendet wird. Damit werden die SDGs 2 und 3 adressiert. Starbucks ist nicht mehr signifikant im Fonds vertreten.


Die größte Position ist mit Danaher Corp. derzeit ein Mischkonzern, der sein Ölbusiness ausgegliedert hat. Wie fügt sich dieses Unternehmen in Ihre Strategie?


Wittwer: Danaher ist in den Bereichen Anlagenbau Umwelttechnik, Medizintechnik und Wasser führend. Das Unternehmen bietet von innovativen Verbraucherverpackungen bis hin zur Trinkwasseraufbereitung unterschiedlichste Produkte an. Der Geschäftsbereich für Wasserqualität liefert z. B. Präzisionsinstrumente und fortschrittliche Reinigungstechnologien zur Analyse und Aufbereitung von Seen und Bächen.


Auf der anderen Seite fehlen einige der üblichen Verdächtigen wie Aktien von Elektroauto-Herstellern (z.B. Tesla, BYD), Windkraft (z.B. Vestas (war im 1. HJ 2019 noch enthalten), Wasserversorger (z.B. Suez)  oder der Bereich Photovoltaik und YieldCons. Warum sind diese Bereiche aktuell für Sie uninteressant?


Wittwer: Weil wir Titel fundamental analysieren und nur in die besten Unternehmen investieren.


Der Fonds ist zu weit mehr als 50% in US-amerikanische Unternehmen investiert. Wie ist Ihr Ausblick (Leugner des Klimawandels als Präsident vs. progressive Kräfte/Trendsetter etwa in Kalifornien) für diese Region?


Wittwer: Weder begrüßen noch teilen wir die Meinung des US-Präsidenten zum Klimawandel, aber unabhängig hiervon bietet der amerikanische Aktienmarkt interessante Anlagemöglichkeiten mit Unternehmen, die auch nach eingehender Prüfung dem Fondsthema/ den Anlagebedingungen gerecht werden und positiv in die Wertentwicklung einzahlen. Dies schlägt sich natürlich auch innerhalb der Top Werte sowie der gesamten Länderallokation nieder.


Der Klimascore des Fonds – angesichts des Namens im Prinzip die wichtigste einschlägige Kennzahl – liegt mit 35,8 relativ niedrig. Sehen Sie Möglichkeiten, diesen Score zukünftig stetig zu verbessern?


Wittwer: Der Hauptfokus des Fonds liegt in der Absicht, in Unternehmen zu investieren, die Produkte oder Dienstleistungen anbieten, die der globalen Erwärmung entgegenwirken oder deren Folgen abmildern. Hierbei investiert man häufig in produzierende Unternehmen anstatt in Dienstleister. Produzierende Unternehmen wie Industrieunternehmen haben per se höhere Emissionen als Dienstleister wie z.B. Banken. Allerdings liegt der Hebel zur Senkung des CO2-Wertes Dritter bei Industriefirmen wie Anlagenbauern oder Technologiefirmen. Der Fokus liegt also nicht alleine auf dem Klimascore, sondern auf einer Vielzahl verschiedener Faktoren. Der Klimascore ist dennoch überdurchschnittlich gut. Wir messen ihn relativ zu einem Gesamtuniversum unseres externen Datenproviders und wollen auch weiterhin wie bisher einen unterdurchschnittlichen Footprint haben. Der LBBW Global Warming übertrifft dessen Wert deutlich.


Welche Vorgaben gelten im Fonds?


Wittwer: Das Porfoliomanagement berücksichtigt als Vorgaben die


UN Global Compact Mindestkriterien zuzüglich weiterer Ausschlüsse. Für den Oekom Performance Score (OPS), der den Beitrag der Unternehmen zum Erhalt der Umwelt misst, gilt als Mindestwert ein ambitionierter Score oberhalb OPS 20. Beim Oekom Carbon Risk Rating muss der Portfoliogesamtwert besser als der Oekom-Median liegen.


Vielen Dank für dieses Interview!


 


Performance-Chart für die vergangenen fünf Jahre: