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ETFs: Kosten genau abwägen Gebühren unter Druck
Unter den ETF-Emittenten tobt eine Preisschlacht. In Europa herrscht Ruhe — noch. Worauf Anleger bei den Kosten für Exhanged Traded Funds achten sollten.
Kampf um Prozentpunkte
BlackRock stemmt sich damit gegen den Verlust von Marktanteilen. Zuletzt hatte insbesondere Vanguard dem Branchenkrösus das Wasser abgegraben. Hinter diesem Anbieter steht eine Art Genossenschaft, bei der Profit nicht über alles geht. „Den daraus resultierenden Kostenvorteil gibt Vanguard direkt an die Kunden weiter“, erläutert Glow. Zum Ausdruck kommt der harte Konkurrenzkampf insbesondere in Schwellenländerfonds. Vanguard bietet beispielsweise das passive Investment in den MSCI Emerging Markets Index für eine jährliche Gebühr von 0,2 Prozent an. BlackRock veranschlagt für ein vergleichbares Produkt mehr als das Dreifache. Die Folge: Während Vanguard mit seinem Emerging-Market-Fonds in den vergangenen drei Jahren knapp 40 Milliarden Dollar einsammeln konnte, zogen die Investoren aus dem iShares-Produkt Kapital ab.
Mit einem neuen Schwellenländer-ETF, der mit einer Gebühr von 0,18 Prozent pro Jahr auskommt, will der globale Marktführer diesen Trend stoppen. Insgesamt senkt BlackRock die Kostenquote für sechs bestehende ETFs und legt zusätzlich vier neue, preisgünstige Fonds auf. Ob sich die Aktion lohnt, muss sich zeigen. Schließlich dürfte es nur eine Frage der Zeit sein, bis Vanguard die Attacke mit weiteren Preissenkungen kontert. Relativ gelassen beobachtet die Finanzbranche diesseits des Atlantiks die Geschehnisse in den USA. „Der europäische Markt ist noch viel zu klein für einen solchen Preiskampf“, meint Thorsten Michalik, Leiter von db x-trackers. Obwohl sich das Volumen des ETF-Geschäfts in Europa seit 2004 mehr als verzehnfacht hat, kommt der Alte Kontinent mit 241 Milliarden Euro gerade einmal auf gut ein Viertel der US-Summe. Noch lohnt es sich also selbst für große Investoren scheinbar kaum, wegen einer etwas geringeren Gebühr den Fonds zu wechseln. „Im Vordergrund stehen vielmehr Service und Produktauswahl“, berichtet Michalik.
Sascha Specketer, Head of Institutional Sales Deutschland beim ETF-Haus Source, stößt in dasselbe Horn: „Aus unserer Sicht ist derzeit kein Preiskampf im europäischen Markt erkennbar.“ Er verweist darauf, dass die Gebühren mit durchschnittlich 0,36 Prozent bereits sehr gering seien. Specketer zählt die Liste an fixen Kosten auf, welche die Emittenten damit abdecken müssen: „Neben der Jahresabschlussprüfung und der Verwaltung des Fonds fallen Aufwendungen für Marketing und Vertrieb, Index- und Swap-Gebühren sowie das Börsenlisting an.“
Preisoffensive abgeblockt
Trotz der mageren Einnahmen gab es auch in Europa diverse Versuche, den Markt mit noch niedrigeren Preisen zu erobern. Doch „billig“ allein reicht scheinbar nicht. Das zeigt nicht zuletzt der Fall Amundi. Anfang 2010 listete die Emittentin erstmals ETFs an der Deutschen Börse und setzte vor allem auf geringe Gebühren. Obwohl die Franzosen beispielsweise einen Indexfonds auf den Euro Stoxx 50 für 0,15 Prozent pro Jahr anbieten, verharrt das verwaltete Vermögen dieses ETFs bis heute unter der Schwelle von einer Milliarde Euro. Bei Lyxor fallen die Kosten für das Bluechip-Barometer der Eurozone zehn Basispunkte höher aus. Und doch liegen 3,8 Milliarden Euro in diesem ETF. Selbst der deutsche Marktführer kommt nicht auf diese Summe — dabei bietet db x-trackers den Euro-Stoxx-50-ETF seit mehr als drei Jahren sogar gebührenfrei an.
Die Karten völlig neu mischen könnte Vanguard: Der US-Anbieter hat seine Fühler bereits nach Europa ausgestreckt und fünf Exchange Traded Funds lanciert. In der jüngsten Marktstatistik spielt die weltweite Nummer 3 aber noch keine Rolle, das verwaltete Vermögen beträgt nur 95 Millionen Euro. Eine große Offensive des US-Instituts müssen die ETF-Emittenten zumindest hierzulande vorerst nicht befürchten. „Wir haben derzeit keine Expansionspläne für Deutschland“, erklärt auf Anfrage Paul Griffin, für Europa zuständiger PR-Manager von Vanguard. Anleger können also nicht darauf hoffen, dass ETFs bald noch günstiger zu haben sind. Zumal die Anbieter mit so manchem Produkt schon heute kaum Geld verdienen dürften. Eine Analyse von Lipper hat ergeben, dass bei knapp 300 in Europa gelisteten ETFs, die seit mehr als drei Jahren am Markt sind, das verwaltete Vermögen weniger als 100 Millionen Euro beträgt. „Diese Fonds könnten ihre Anbieter aus Gründen der Profitabilität auf den Prüfstand stellen“, meint Detlef Glow. Dem Boom des Marktes würden Schließungen seines Erachtens keinen Abbruch tun. Wachstum sieht Glow bei passiven Rentenfonds und ETFs auf bestimmte Strategien — Themen, die im US-Markt bereits allgegenwärtig sind.
ETF-Kauf: Auf was es ankommt
Wenn von den Kosten eines ETFs die Rede ist, fällt meistens das Kürzel TER. Es steht für Total Expense Ratio. Neben den Aufwendungen des Emittenten für die Verwaltung und den Betrieb eines passiven Indexfonds sind darin die Ausgaben für die Einhaltung gesetzlicher Pflichten enthalten. „Die TER spielt im Vertrieb eine wichtige Rolle, sie ist jedoch nicht die einzige Kostenkomponente“, erklärt Source-Manager Sascha Specketer. Er rät Anlegern, zusätzlich einen Blick auf die Wertentwicklung des ETFs zu werfen. Hier hilft der sogenannte Tracking Error weiter, der die Standardabweichung der Differenz zwischen der täglichen Entwicklung des Fonds und derjenigen seiner Benchmark zeigt. Neben den Kosten wirken sich hier der steuerliche Umgang mit Dividenden sowie der Zeitpunkt ihrer Ausschüttung aus.
Ein ETF kann auch Einnahmen erzielen, etwa aus der Wertpapierleihe. Diesem Umstand trägt die Tracking-Differenz Rechnung. Sie steht für die absolute Abweichung eines Fonds vom Basiswert und kann auch positiv ausfallen. Specketer nennt ein weiteres Kriterium: „Auch die Geld-Brief-Spanne hat einen wesentlichen Einfluss auf die Gesamtkosten.“ Dabei gilt: Je größer die Differenz zwischen An- und Verkaufskurs, desto unattraktiver ist ein Produkt. Ein weiteres Kriterium ist die Frage, ob der ETF tatsächlich die Wertpapiere eines bestimmten Index (voll replizierend) abbildet oder die Indexwertentwicklung mithilfe von sogenannten Swapgeschäften nachvollzieht. Einige Anleger bevorzugen wegen des zum Teil etwas geringeren Risikos die voll replizierenden Indexfonds.