Es war vielleicht strategisch ungünstig, das sechste Weltwasserforum in Marseille in der vergangenen Woche mit so einer positiven Nachricht zu eröffnen: Laut UN verfügen heute zwei Milliarden mehr Menschen über Zugang zu sauberem Trinkwasser als 1990. Das entspricht 89 Prozent der Weltbevölkerung. Das vorzeitige Erreichen dieses eigentlich für 2015 angestrebten „Millenniumsziels“ scheint die 20 000 Teilnehmer aus Wirtschaft und Politik in ihrem Tatendrang gebremst zu haben: Obwohl das Motto der alle drei Jahre stattfindenden Veranstaltung diesmal „Zeit für Lösungen“ lautet, konnten sie sich einmal mehr nur zu sehr unverbindlichen Erklärungen durchringen. Dabei fehlt es nicht an Herausforderungen. Nach wie vor mangelt es knapp 800 Millionen Menschen an sauberem Trinkwasser, nur 63 Prozent weltweit benutzen hygienische Toiletten. 80 Prozent aller Abwässer werden nicht wiederaufbereitet in Flüsse und den Ozean eingeleitet. Die wachsende Nachfrage nach hochwertigen Nahrungsmitteln und Energie lässt den Wasserverbrauch steigen. Deshalb zapfen die Menschen zunehmend nicht erneuerbare Grundwasserreserven an. Die Probleme betreffen aber nicht nur arme Entwicklungsländer. Im Nahen Osten und in Nordamerika verursachen schlechte Wasserverfügbarkeit und -qualität bereits Kosten in Höhe von 0,5 bis 2,5 Prozent der jeweiligen Wirtschaftsleistung. In Südeuropa verschlingt die Landwirtschaft 80 Prozent des Wassers, zahlreiche Mittelmeerstaaten haben ein katastrophal schlechtes Wassermanagement, was immer wieder zu Trinkwasserrationierungen führt.

Ausbau der Infrastruktur
Allen Prognosen zufolge wird die Niederschlagsmenge in der Region aber in den kommenden Jahrzehnten noch erheblich zurückgehen. Der Bedarf an Infrastrukturverbesserungen und innovativen Technologien ist deshalb immens. „Der globale Wassermarkt wächst deutlich stärker als die globale Wirtschaft insgesamt“, sagt Gerhard Wagner, Manager des Swisscanto Equity Fund Water Invest. Davon konnten die Wasser-Fonds und -ETFs in den vergangenen Jahren bereits kräftig profitieren. In den kommenden Monaten erwarten Branchenbeobachter vermehrt Übernahmen von Unternehmen mit interessanten Technologien, was weitere positive Impulse liefern könnte. „Darüber hinaus sind zahlreiche Firmen im Wassersektor überkapitalisiert und werden Kapital, sei es über Dividenden oder Aktienrückkäufe, an die Anleger zurückführen“, erklärt Wagner. Die politischen Akteure haben unterdessen schon bald Gelegenheit, ihr Versäumnis von Marseille auszuräumen: Im Juni beginnt der UN-Entwicklungsgipfel Rio + 20.