Immer mehr Investoren wollen ihr Geld verantwortlich anlegen und auch wissen, welche Geschäftsmodell sie mit ihrem Kapital unterstützen. Nachhaltigkeit gilt somit als einer der wichtigsten Trends in der Finanzwelt. Das Forum Nachhaltige Geldanlagen (FNG) beobachtet den Markt genau und gibt Anlegern mit seiner Arbeit und seinem Nachhaltigkeitssiegel hilfreiche Orientierung, wenn es um die Auswahl von Nachhaltigkeitsfonds geht.


Neuer Rekord: Nachhaltige Geldanlagen legten 2020 um 25 Prozent zu


Am 7. Juni 2021 wurde der diesjährige Marktbericht des FNG vorgestellt. Darin bestätigt der Fachverband das anhaltend hohe Interesse der Anleger an nachhaltigen Geldanlagen: So stieg die Gesamtsumme der nachhaltigen Geldanlagen im vergangenen Jahr um ganze 25 Prozent auf ein neues Rekordvolumen in Höhe von 335,3 Milliarden Euro. Vor allem nachhaltige Investmentfonds waren gefragt und verzeichneten mit einem Volumen von 107,0 Milliarden Euro eine Steigerung von rund 69 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Zusammen mit den Kapitalanlagen, für die Nachhaltigkeitskriterien auf Unternehmensebene verankert sind, belief sich die Gesamtsumme zum 31. Dezember 2020 auf rund 1,93 Billionen Euro.


Private Sparer entdecken das Thema Nachhaltigkeit verstärkt für sich


Wie das FNG weiter berichtet, haben Privatanleger insgesamt 39,8 Milliarden Euro in nachhaltige Fonds und Mandate investiert, das sind 21,4 Milliarden Eure mehr als zum Jahresende 2019 und entspricht einem Wachstum um ganze 117 Prozent. Profi-Investoren wie etwa Stiftungen oder Pensionskassen – hier ist das Thema schon länger verankert – legten im Berichtszeitraum 184,3 Milliarden Euro in nachhaltige Geldanlagen an, eine Steigerung von 19 Prozent gegenüber dem Vorjahr.


Ende 2020 wurden laut FNG rund 141,3 Milliarden Euro in nachhaltige Mandate und 107,0 Milliarden Euro in nachhaltige Investmentfonds investiert. Die Mandate konnten nach Zahlen des Verbands damit um rund 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr zulegen, die Fonds sogar um 69 Prozent. „Insgesamt lag das Volumen in diesen beiden Anlageklassen um 35 Prozent über dem Vorjahr. Ein großer Teil des Wachstums basiert dabei auf Nettozuflüssen in entsprechende Anlageprodukte. Berücksichtigt man zusätzlich die Kundeneinlagen der insgesamt 15 im Marktbericht erfassten Spezialbanken mit Nachhaltigkeitsfokus (43,1 Milliarden Euro) sowie die Eigenanlagen, die von Banken unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitskriterien verwaltet werden (44,7 Milliarden Euro), ergibt sich für die Nachhaltige Geldanlage in Deutschland ein Gesamtvolumen von 335,3 Milliarden Euro. Gegenüber dem Vorjahr ist das Volumen um rund 25 Prozent gestiegen“, teilt das FNG mit.


Nach welchen Methoden werden nachhaltige Investments ausgewählt?


Um die Nachhaltigkeit eines Investments zu bestimmen, können beispielsweise problematische Sektoren kategorisch ausgeschlossen werden. Kinderarbeit, Rüstung oder Kohleenergie kommen somit gar nicht erst in Frage. Diese Nutzung von Ausschlusskriterien bildet nach Einschätzung des FNG ein zentrales Instrument zur Umsetzung individueller Nachhaltigkeitsstrategien. 93 Prozent aller im aktuellen Marktbericht erfassten Fonds und Mandate nutzen solche Ausschlusskriterien, um besonders kontroverse Emittenten aus dem Portfolio fernzuhalten. „Besonders häufig werden dabei Unternehmen ausgeschlossen, die gegen anerkannte Menschenrechte und Arbeitsstandards verstoßen oder in Korruption und Bestechung verwickelt sind. An Bedeutung hat im Vergleich zum Vorjahr der Ausschluss von Unternehmen gewonnen, die Kohle fördern oder verstromen; dieses Ausschlusskriterium kletterte auf Platz 3 der Top-10-Liste“, schreibt das FNG. Neu in den Top 5 ist demnach der Ausschluss von Tabakunternehmen.


Weiter beobachteten die Nachhaltigkeitsexperten, das auch der sogenannte Best-in-Class-Ansatz als Selektionsmethode an Bedeutung gewonnen hat. „So stieg das nachhaltig angelegte Kapital in Fonds und Mandaten, das unter Nutzung des Best-in-Class-Ansatzes verwaltet wird, um 67 Prozent auf 160,4 Milliarden Euro, bei der Stimmrechtsausübung sogar um 97 Prozent auf 175,0 Milliarden Euro.


Auch „verantwortliches Investieren“ gewinnt an Bedeutung


Wie das FNG weiter aufschlüsselt, erreichten auch die sogenannten verantwortlichen Investments im Jahr 2020 einen neuen Höchststand und erreichten per Ende 2020 ein Volumen von rund 1,93 Billionen Euro (Vorjahr: 1,64). „Zum Vergleich: Wäre das verantwortliche Investment ein Staat, käme es nach Deutschland und Frankreich auf Rang 3 der größten Volkswirtschaften in der EU“, schreiben die Analysten. Zur Erklärung: In die Berechnung der verantwortlichen Investments fließen neben den Nachhaltigen Geldanlagen auch solche Kapitalanlagen ein, bei denen Nachhaltigkeitskriterien nicht auf Produktebene für einzelne Fonds oder Mandate definiert werden, sondern auf übergeordneter Unternehmensebene für alle Kapitalanlagen berücksichtigt werden.


Verantwortliches Investieren fußt vor allem auf der Implementierung von ESG-Kriterien in den Investmentprozess. „In der Folge werden entsprechende Kriterien nicht ausschließlich für spezifisch nachhaltige Mandate oder Fonds berücksichtigt, sondern fließen auch in Anlageentscheidungen für konventionelle Fonds ein. Zweitwichtigste Anlagestrategie im Rahmen des verantwortlichen Investments ist das Engagement, also die Nutzung der Stimmrechte sowie der direkte Dialog mit den Unternehmen. Dieser Ansatz wird auf rund zwei Drittel der verantwortlichen Investments angewendet“, heißt es in einer aktuellen Mitteilung.


Nachhaltiges Investieren wird weiter wachsen


Die im Rahmen des diesjährigen Marktberichts befragten Experten erwarten weiterhin Zulauf bei den nachhaltigen Geldanlagen. Etwa 29 Prozent der Befragten gehen von einem Wachstum von bis zu 15 Prozent aus. 36 Prozent erwarten Wachstumsraten zwischen 15 und 30 Prozent. Nach Einschätzung der Experten dürften vor allem institutionelle Investoren sowie Änderungen der regulatorischen Rahmenbedingungen die Nachfrage treiben. Auch verstärkte Marketingmaßnahmen und die steigende Reputation nachhaltiger Investments dürften das Interesse an dem Thema hoch halten.


Nach der im März in Kraft getretenen EU-Offenlegungsverordnung erwartet das FNG weitere Impulse vor allem von der Einführung der ESG-Präferenzabfrage im Oktober 2022.


Lesetipp passend zum Thema: Ausführliches Interview mit dem FNG zum Thema EU-Offenlegungsverordnung


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