Die Digitalisierung schreitet voran – auch in sämtlichen Bereichen des Finanzwesens. Eng damit verknüpft ist der Begriff Blockchain. Noch ist das ein ziemlich abstrakter Begriff und die Funktionsweise scheint nicht so richtig greifbar. Ein Blick auf den logistischen Status quo im Investmentbereich: Ein Anleger möchte in Wertpapiere investieren. Dazu muss er in einer Bank ein Depot eröffnen, wo das Kapital und die Wertpapiere zentral verwahrt werden. Auch die erworbenen Wertpapiere werden in der Depotbank verwahrt, Transaktionen laufen über die Depotbank und werden auch von dort legitimiert. Die Blockchain-Technologie kann dieses System von Grund auf verändern, denn es basiert auf Dezentralität.


Was ist eine Blockchain?


Der Begriff Blockchain wird meist im Kontext zu Kryptowährungen genannt. Doch die Blockchain-Technologie ist sehr vielseitig. Es handelt sich um eine dezentrale Datenstruktur, wo Daten in Blöcken verwaltet werden. Diese Blöcke sind durch Verschlüsselungswerte miteinander verkettet und speichern Transaktionsdaten. Neue Blöcke werden durch Teilnehmer verifiziert. Der entscheidende Vorteil ist, dass die Daten nicht den Risiken einer zentralen Speicherung unterliegen, sodass Manipulation nahezu unmöglich wird. So wird eine Struktur geschaffen, die Vertrauen und Validierung einer Transaktion dezentralisiert und die Einbeziehung Dritter (Banken) bei Geschäften zwischen sich unbekannten Parteien überflüssig macht. Diese enorme Effizenz kann auch für andere Wirtschaftsbereiche interessant sein.


Wertpapiere über die Blockchain


In einer Stellungnahme des Branchenverband BVI gegenüber den Behörden wird erklärt, dass der Verband die Bemühungen der Bundesregierung, eine Blockchain-Strategie zu erarbeiten, begrüßt. Des Weiteren wird auch Handlungsbedarf angemahnt. Konkret fordert der BVI, dass Anteilscheine auch über die Blockchain ausgestellt werden dürfen. Basis dafür wären STOs – sogenannte „Security Token Offerings“ – mittels derer die Rechte eines Wertpapiers über einen kryptografisch gesicherten Token abgebildet werden. Erfolgreiche Testläufe würde es bereits in Ländern wie Frankreich, Großbritannien und Luxemburg geben. Dort analysiere man Ausgabe, Erwerb und Handel von Fondsanteilen über die sogenannte Distributed-Ledger-Technologie (DLT). Die Plattform Calastone ist Anbieter für Distributed-Ledger-Infrastruktur und soll ab Mai 2019 voll operativ werden. Der BVI weist darauf hin, dass auch der europäische Fondsverband EFAMA die DLT-basierten Anteilsscheingeschäfte begrüßt. So wäre die Zulassung hierzulande unabdingbar, um bei der technischen Entwicklung nicht abgehängt zu werden. Dazu müsste eine rechtliche Grundlage geschaffen werden.


Investments in Kryptowährungen und Einsparungen


Neben dem digitalen Wertpapierhandel müsse es Fonds auch gestattet sein, direkt in Kryptowährungen zu investieren, so der BVI. Denn durch verbesserte Rahmenbedingungen könnten Asset Manager besser agieren und den privaten und institutionellen Anleger diese Investments transparenter vermitteln.


Mit Verweis auf Berechnungen von Calastone wird zudem darauf hingewiesen, dass allein die Fondsbranche rund 1,9 Milliarden GBP p. a. weltweit durch die Nutzung von Distributed Ledger Technologie (DLT) einsparen könnte. Denn Handel und Vertrieb könnten deutlich beschleunigt werden. „Es ist überaus begrüßenswert, dass sich der Verband für eine adäquate Regulierung stark macht und vor dem Hintergrund der Technikneutralität in diesem Zuge korrekterweise fordert, dass alle Wertpapiere komplett dematerialisiert begeb- und handelbar sein sollten“, so Borris Orlikowski, Geschäftsführer von DLC Distributed Ledger Consulting. „Wir glauben ebenso wie der BVI fest daran, dass in der DLT die Zukunft des Finanzmarktes liegt und beraten zunehmend mehr Finanzintermediäre, die beginnen, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen – vom Vermögensverwalter bis hin zu größeren Depotbanken.“


Ein Fonds und die Blockchain


Seit September des letzten Jahres gibt es mit dem Chainberry Equity R (ISIN: DE000A2JF881) den „ersten Blockchain-Aktienfonds“. So heißt es vom Hamburger Vermögensverwalter und Initiator Chainberry Asset Management. Im Anlagefokus stehen dabei Unternehmen, die die Infrastruktur für die Blockchain-Technologie aufbauen. Das Fondsmanagement nutzt neben klassischer Fundamentalanalyse ein eigens geschaffenes Patent-Rating, mit dem die Patentportfolios der Unternehmen aus den Bereichen Künstliche Intelligenz und Blockchain analysiert werden. Mindestens 51 Prozent des Anlagevermögens sind in Aktien und gleichwertigen Wertpapieren investiert. Der Fonds kann maximal 49 Prozent Cash halten, bis zu zehn Prozent des Fondsvermögens kann in andere Fonds investiert werden.


Digitalisierung als Megatrend


Bezüglich Digitalisierung nehmen neben Blockchain auch Online-Handel, Cloudcomputing, soziale Medien und weitere Innovationen einen wachsenden Stellenwert ein. Immer mehr Daten können gespeichert und schneller übertragen werden. Dadurch entstehen neue Möglichkeiten für Anbieter und Investoren.


Der Digital Leaders Fund (ISIN: DE000A2H7N24) springt auf diesen Trend der technischen Innovationen auf. Das Anlagespektrum schließt nicht nur Tech-Unternehmen ein, sondern alle Unternehmen, welche von der Digitalisierung profitieren. Ein wichtiger Ansatz bei der Aktienauswahl des im März 2018 aufgelegten Fonds ist die digitale Spur wie beispielsweise App-Downloads, Traffic-Zahlen oder App-Reviews. Zudem wird auf eine ausgewogene Branchen- und Länderaufteilung bei dem rund 9,4 Millionen Euro schweren Fonds geachtet.


Bereits im Jahr 2000 aufgelegt investiert der Aktienfonds Franklin Technology Fund Class (ISIN: LU0109392836) mindestens zwei Drittel seines gesamten Vermögens in Wertpapiere vorwiegend von US-Gesellschaften, die von der Entwicklung, dem Fortschritt und der Nutzung von Technologie sowie Kommunikationsdiensten und -einrichtungen profitieren sollen. Zu den Top Holdings im Portfolio zählen Micrsoft, ServiceNow, Salesforce, Alibaba und Amazon. Das Fondsvolumen beträgt rund 2,5 Milliarden Euro.