Abdalla El Badri, Generalsekretär der Opec, bittet in einem Aufruf die größten Ölproduzenten außerhalb des Kartells um Hilfe. Man müsse zusammen arbeiten, um den Verfall des Rohölpreises zu stoppen. Der Aufruf markiert einen Wendepunkt in der Strategie der Opec, die in den vergangenen 18 Monaten die Ölförderung erhöhte und damit maßgeblich zur Überproduktion beigetragen hat. Die Ölpreise sind in der Folge um 70 Prozent eingebrochen. Marktanalysen der Commerzbank zufolge ist der Ölpreis derzeit übertrieben niedrig.

„Es ist wichtig, dass alle großen Produzenten sich zusammensetzen, um an einer Lösung des Problems zu arbeiten“, sagte El Badri während einer Rede in London. „Die Lagerbestände müssen abgebaut werden, damit die Preise sich erholen und Unternehmen wieder investieren können.“

Dennoch ist unklar, ob El Badri sich durchsetzen kann. Denn Saudi Arabien hat als weltgrößter Ölexporteur bislang wenig Interesse daran gezeigt, von seiner bisherigen Marschrichtung abzuweichen. Die Saudis wollen Konkurrenten mit Kampfpreisen aus dem Markt drängen und ihre eigene Stellung damit festigen.

Dennoch stößt der Aufruf offenbar nicht auf taube Ohren: Mit Lukoil, einem der größten russischen Ölproduzenten, hat bereits ein wichtiger Akteur außerhalb der Opec Kooperationsbereitschaft zugesichert. Die Kooperation Russlands gilt als eine Grundvoraussetzung für Saudi Arabien, um einer Reduktion der Ölproduktion zuzustimmen, berichtet die FT.

Doch die Barrieren für eine Drosselung des Öl-Outputs bleiben hoch. Der Iran kehrt derzeit an die Märkte zurück, nachdem die Sanktionen aufgrund des Nuklearprogramms aufgehoben wurden. Die Beziehung des Iran zu Saudi-Arabien hat sich in den vergangenen Wochen verschlechtert.

Ohne die Opec als Marktwächter über den Preis ist der Markt in die Hände von Spekulatoren gefallen, die mit kurzfristigen Strategien die Schwankungen des Ölpreises noch verstärken. Investmentbanken geben an, die Talsohle des Preisverfalls sei noch lange nicht erreicht und der Preis könne noch bis auf die Marke von 20 US-Dollar pro Barrel fallen. Nachdem die beiden wichtigsten Sorten Brent und WTI in der vergangenen Woche bis auf 28 Dollar gefallen sind, hat sich der Preis in den vergangenen Tagen leicht erholt und liegt derzeit bie 31,6 Dollar für die Sorte Brent.

Seit dem Jahr 2013 hätten Nicht-Opec-Staaten die Produktion um fünf Millionen Barrel pro Tag erhöht, allen voran die USA durch die Produktion von Schieferöl, sagte El Badri. Damit macht El Badri alle Ölproduzenten außerhalb der Opec für einen Großteil der Überproduktion verantwortlich. Die Wahrscheinlichkeit für eine globale Kooperation zur Drosselung der Ölproduktion dürfte anhand eines solchen Vorwurfs jedoch eher sinken.