Herr Beer, Mischfonds bestehen meist auch aus Rentenanteilen. Warum gehören Anleihen beim LuxTopic - Flex (ISIN: LU0191701282) seit einigen Jahren nicht mehr zum Portfolio?


Robert Beer: Im Jahr 2015 notierte die zehnjährige Bundesanleihe zum ersten Mal nahe null Prozent. Die meisten Anleihen guter Bonität weltweit rentieren seither im negativen Bereich. Damit kann kein dauerhafter Mehrwert erzielt werden. Negative Renditen plus Inflation erzeugen einen langfristigen Vermögensverlust. Anleihen von Zombieunternehmen bzw. Junk Bonds mit positiver Rendite, aber schlechter Qualität, sind uns zu riskant. Außerdem bestehen hier enorme Risiken bei einem künftigen Zinsanstieg. Wir bevorzugen im aktuellen Umfeld solide Aktien mit Gewinn- und Wachstumsperspektive und ein aktives Risikomanagement.


Sie fokussieren hinsichtlich der Aktienauswahl auf Standardwerte im globalen Spektrum. Wo sehen Sie die Vorteile der Fokussierung auf Blue Chips, beispielsweise gegenüber europäischen Wachstumswerten aus dem Mittelstand?


Es sind zwei grundsätzlich unterschiedliche Segmente. Mit Wachstumstiteln aus dem Mittelstandsbereich kann man sicher hohe Gewinne erzielen, aber die Volatilität ist viel höher und somit das Investment risikoreicher. Außerdem ist dieses Segment wesentlich kleiner und diese Werte sind deutlich teurer, getrieben von vermehrten Kapitalzuflüssen. Die Bewertung ist sehr hoch. Das kann sich schnell ändern. Wir setzen auf große internationale Top-Konzerne mit starken Marken und einer entsprechenden Marktposition. Diese Unternehmen sind oft Marktführer. Sie agieren global und generieren ihre Erträge weltweit. Vor allem starke Substanz, hohe Ertragskraft, stetiges Wachstum und attraktive Dividenden zeichnen sie aus. Hier werden die großen technologischen Trends abgebildet. Die Erträge sind kalkulierbarer. Das Verlustrisiko ist deutlich geringer.


Der LuxTopc - Flex konnte den Verwerfungen am Kapitalmarkt im ersten Quartal 2020 auffällig gut standhalten. Welche Maßnahmen hatten Sie getroffen und zu welchem Zeitpunkt?


Um überraschenden Kursrückschlägen zu begegnen, setzen wir ein systematisches Risikomanagement ein. Ziel ist es, große Rücksetzer abzufedern und so von einem höheren Niveau zu starten, wenn die Aktienmärkte wieder steigen. Damit wird verhindert, dass Anleger in Panik zum falschen Zeitpunkt verkaufen und den folgenden Wiederanstieg verpassen. Wir verwenden dazu systematische Optionsstrategien.


Wenn durch die Sicherung bei Rückschlägen, wie z.B. im ersten Quartal 2020, Gewinne anfallen, werden diese realisiert und wieder in Aktien investiert. So wurden auch im Frühjahr 2020 Aktien in der Rückschlagphase günstig aufgestockt. Wir betreiben ein permanentes Risikomanagement, denn die großen überraschenden Kurseinbrüche kommen meistens dann, wenn niemand damit rechnet, Stichwort „Black Swan“.


Der Mischfonds hat eine globale Ausrichtung. Wie geht die Aktienselektion von statten? Aus wie vielen Titeln besteht das Anlageuniversum?


Das Anlagespektrum besteht aus etwa 200 internationalen Global Playern. Ein Algorithmus selektiert die trendstarken Werte aus diesem gegebenen Aktienspektrum. Ziel dieser Strategie ist es, langfristig in renditestärkere Unternehmen zu investieren und performanceschwache Aktien auszusortieren.


Mit einer dynamisch-flexiblen Ausrichtung dominieren Aktien das Portfolio. Welche weiteren Assetklassen sind aktuell beigemischt?


Im aktuellen Umfeld dominieren Aktien das Portfolio. Auf Anleihen wird aktuell wegen der Null-Zins-Phase „verzichtet. Wenn nötig, werden kurzfristig Cash-Positionen aufgebaut. Wobei das Risiko über die Optionsstrategien gesteuert wird. Die Rohstoffseite wird gegebenenfalls über Rohstoffaktien abgebildet. Alle weiteren kleinen Anlageklassen haben für uns keine Bedeutung.


Die Sektoren Technologie und Healthcare – die Gewinner-Branchen des vergangenen Jahres – haben auch beim LuxTopic Flex aktuell die höchsten Gewichtungen. Was spricht aus Ihrer Sicht dafür, dass diese Branchen auch künftig den Aufwärtstrend fortsetzen?


Die führenden Aktien aus diesen Segmenten haben uns im letzten Jahr schöne Gewinne gebracht. Die Welt und die Wirtschaft werden aktuell vom technischen Fortschritt getrieben. Davon werden die Technologiekonzerne auch in Zukunft profitieren. Es gilt, die Marktführer zu identifizieren. Gesundheit ist ein beherrschendes Thema und bei der Überalterung in den Industrieländern auch ein künftiger Schwerpunkt. Allerdings verlassen wir uns auch hier auf unseren Algorithmus, der die Trendstärke misst und gegebenenfalls die Branchengewichtung und damit auch die führenden Titel identifiziert und entsprechende Umschichtungen bei den Favoriten vornimmt. Dieser Selektionsprozess ist das Resultat jahrelanger Forschungsarbeit, auf die wir vertrauen können.


Wie ist Ihr Ausblick? Welche Risiken sehen Sie für das laufende Jahr am Kapitalmarkt?


Grundsätzlich gehen wir von weiter steigenden Märkten aus. Das Ende der weltweiten Pandemie wird aktuell ein stückweit vorweggenommen. Allerdings dürfte das tatsächliche Auslaufen der Pandemie enorme emotionale Kräfte freisetzten und in starken wirtschaftlichen Aktivitäten münden. Die Regierungen werden wie beschlossen ihre gigantischen Stimulierungsmaßnahmen fortsetzen und die Notenbanken dürften das mit einer ultralockeren Geldpolitik begleiten. Politik und Notenbanken sitzen schon seit langem in einem Boot. Die Wirtschaft könnte dann heiß laufen, die Inflation anziehen und die Renditen deutlicher steigen. Das wird nicht in einem Zug erfolgen, sondern immer wieder in temporären Schüben. Steigende Zinsen können dann für kräftige Rücksetzer sorgen.


Außerdem dürfte es auf Grund der vielen geopolitischen Unsicherheiten und dem Spannungsfeld USA versus China immer wieder zu mehr oder weniger starken Einbrüchen kommen. Das ist ein ideales Umfeld für unsere Strategie, die sich zuletzt im Jahr 2020 bestens bewährt hat: Hohes Aktieninvestment in erstklassigen Blue Chips, ein Algorithmus, der die trendstarken Werte identifiziert und aktives Risikomanagement.


Herr Beer, vielen Dank für die Beantwortung der Fragen und die spannenden Einblicke.