Die Schweizer Fondsboutique Commodity Capital AG setzt seit Jahren auf Lithium, wie Tobias Tretter im Interview erklärt:

FondsDISCOUNT.de: Sie setzten bereits seit 2010 mit dem „Structured Solutions Lithium Index Strategie Fonds“ (ISIN: LU0470205575) auf das seltene Leichtmetall, andere Fonds mit diesem Fokus sind schwer zu finden. Warum wussten Sie früher als alle anderen, dass ein Lithium-Fonds erfolgreich sein wird?

Tobias Tretter:
Es war bereits vor 6 Jahren ersichtlich, dass Lithium als einer der Rohstoffe der Zukunft herausragende Perspektiven besitzt und es zu Engpässen bei der Lithium Produktion kommen wird. Lithium ist der Kernbestandteil sämtlicher moderner Batterien und eine Veränderung der Gesellschaft hin zu regenerativen Energieträgern oder der Elektromobilität ist ohne Lithium nicht denkbar. Lithium ist auch keine Eintagsfliege wie beispielsweise der Hype um Seltene Erden oder Grafit, sondern wird zukünftig eine nachhaltige Rolle im Rohstoffsektor spielen. Nicht umsonst hat bereits Goldman Sachs Lithium als das neue „Gasolin“, also als „das neue Öl“ bezeichnet. Lithium ist der entscheidende Faktor, wenn es um den mittelfristigen Umstieg auf regenerative Energien geht.

Wie sehr beeinflusst die Erfolgsstory von Tesla den Lithium-Markt? Beobachten Sie den Elektro-Autobauer?

Tesla ist sicherlich eines der Unternehmen, welches erheblichen Einfluss auf den Lithium-Sektor hat. Aber weniger wegen der gebauten E-Autos als vielmehr aufgrund der neu gebauten Gigafactory in Nevada, welche die weltweite Produktion von Lithiumbatterien in den kommenden Jahren verdoppeln wird. Für uns als Investoren ist es ohnehin nicht von entscheidender Bedeutung, ob sich nun Tesla, oder BMW, oder Toyota mit neuen Elektroautos durchsetzen wird. Entscheidend ist, wie sich die Nachfrage nach Lithium aus der Produktion von Lithiumbatterien entwickeln wird. Und hier baut nicht nur Tesla eine Gigafabrik, sondern auch LG, Foxconn, BYD, Boston oder Daimler. Die Frage, welche sich derzeit stellt und welche ich gerade auf einer Lithiumkonferenz in Toronto diskutiert habe, ist, wie die Nachfrage nach Lithium aus den neuen Batteriefabriken überhaupt gedeckt werden kann. Und um ehrlich zu sein, es gibt keine zufriedenstellende Antwort. Wenn die Nachfrageprognose der Deutschen Bank eintreten sollte, weiß ich nicht, woher das ganze Lithium kommen soll. Selbst wenn alle bekannten und entwickelten Projekte ohne Zeitverzögerung direkt mit ihrer Produktion starten.

Forscher arbeiten bereits an einem Nachfolger der Lithium-Akkus, den Magnesium-Batterien. Bereitet Ihnen das Sorgen?

Nein, überhaupt nicht. Es gibt derzeit unzählige verschiedene Projekte um die Speicherkapazität oder den Ladevorgang von Batterien zu verbessern. Die neu gebauten Batteriefabriken fokussieren sich ausschließlich auf Lithium-Ionen-Batterien und das Hauptaugenmerk der Produzenten liegt derzeit auf der Kathode und Anode innerhalb der Batterie. Der Austausch von Lithium spielt derzeit keine Rolle und Magnesium Batterien sind sehr weit von der Produktionsreife entfernt. Magnesium bietet sich aktuell nicht als Ersatz an, da es zwar mehr Energie bei gleichem Volumen speichern kann, die Fließfähigkeit der Ladung allerdings deutlich reduziert ist. Derzeit am weitesten fortgeschritten ist eine Lithium-Schwefel-Batterie, welche fünfmal mehr Energie speichern kann und kein Grafit mehr benötigt, was Einsparpotential hinsichtlich des Gewichts und der Kosten bedeuten würde. Man muss sich auch immer vor Augen führen, dass Lithium zwar einen Großteil des Gewichts und Volumens einer Lithium-Batterie ausmacht, allerdings lediglich für 4 Prozent der Kosten verantwortlich ist. Einsparpotential ergibt sich demnach aktuell in erster Linie im Einsatz der geeigneten Materialien für die Kathode und Anode einer Batterie.

Sie halten Aktien verschiedener Lithium-Hersteller: Der australische Explorer „Galaxy“, der auch in Ihrem Portfolio vertreten ist, hat seit September rund 1600 Prozent gewonnen. Wie sehen Sie den Wachstumsmarkt für Lithium?

Galaxy ist sicherlich eine der absoluten Erfolgsstories im Lithiumsektor und ich sehe weiterhin Potential für die Aktie. Derzeit liegt die Produktion von Lithium in den Händen weniger großer Produzenten, deren Hauptgeschäftsfeld nicht die Produktion von Lithium ist, sondern es handelt sich um chemische Großkonzerne, für welche Lithium ein Nebenprodukt ist. Galaxy kann nun in die Phalanx dieser Produzenten eintreten und es ist eine Konsolidierung des Sektors zu erwarten. Es gibt bei Lithium wie bei allen anderen Rohstoffen keinen Mangel am Rohstoff selbst, vielmehr herrscht er an den Experten und fähigen Gesellschaften diesen Rohstoff zu fördern. Insofern erwarten wir eine Konsolidierung des Sektors in der Hinsicht, dass Unternehmen, welche nicht über fähiges Management verfügen, verschwinden werden und die wenigen Unternehmen mit herausragendem Management den Markt dominieren werden. Den Sektor als Ganzes sehen wir extrem positiv, da wir aktuell noch keine Möglichkeit sehen, die neuen Lithium-Batteriefabriken ausreichend mit Lithium zu versorgen. Neben dem Elektroauto spielt hierbei insbesondere die Speicherung von Energie aus regenerativen Energien eine entscheidende Rolle. Die Power Bank von Tesla, welche den selbst produzierten Strom aus den Solarpanelen tagsüber speichert und dann abends zur Verfügung stellt ist hier sicherlich einer der wesentlichen Faktoren und es wird auf Sicht der kommenden Jahre nicht darauf ankommen, welchen Preis man für Lithium bezahlen muss, sondern ob man es überhaupt bekommen kann. Die Verfügbarkeit von Lithium wird unsere Gesellschaft in den kommenden Jahren vor erhebliche Probleme stellen.

Wir danken Ihnen vielmals für das Interview!

Tobias Tretter ist der Anlageberater des Fonds und gleichzeitig Vorstand der Commodity Capital AG.