Das Schicksal Portugals liegt in den Händen der eher unbekannten Rating-Agentur DBRS. Das Unternehmen gesteht Portugal derzeit noch ein Investment-Grade-Rating zu. Alle anderen von der Europäischen Zentralbank anerkannten Agenturen – wie Moody’s, Fitch und Standard & Poor’s – haben portugiesische Staatsanleihen bereits als Ramsch (Junk Bonds) eingestuft. Die nächste Bewertung steht am 21. Oktober an. Sollte Portugal dann den Status als Investitionsland verlieren, dürfte die EZB keine Staatsanleihen des schuldengeplagten Landes mehr ankaufen. Für Portugal dürfte es dann nahezu unmöglich sein, sich am Finanzmarkt zu refinanzieren – mit fatalen Folgen.

Die Investoren in zehnjährige Staatsanleihen werden im Vorfeld dieser Neubewertung durch DBRS bereits nervös. Das zeigt sich in der Zinskurve auf den zehnjährigen Schuldtitel des Pleitelandes. Die Zinsen auf das Papier sind in der vergangenen Woche von 2,7 Prozent auf 3,1 Prozent in die Höhe geschnellt. Und das obwohl die EZB im großen Stil europäische Staatsanleihen aufkauft und damit die Zinsen der langlaufenden Staatsanleihen in den negativen Bereich treibt.

Die Kurse der europäischen Staatsanleihen steigen hingegen kontinuierlich an (siehe Chartbild), weswegen Investoren bereits damit beginnen, bei Anleihen auf Kurssteigerungen zu setzen und die niedrigen Zinsen komplett zu ignorieren. Der Rentenfonds Edmond de Rothschild Fund Euro Long Duration Govt. Bonds (ISIN: LU1160371149) investiert 100 Prozent seines Vermögens in Rentenpapiere, den größten Teil davon in französische Staatsanleihen (33 %). Seit seinem Auflagedatum schlägt er die Benchmark kontinuierlich und kann sich auch im Vergleich zu anderen aktiv gemanagten Rentenfonds – wie zum Beispiel dem Pioneer S.F. - Euro Curve 10+year Rentenfonds (ISIN: LU0281585215) – behaupten.

Schwache Wirtschaftsdaten im zweiten Quartal
Grund für die Misere Portugals sind vor allem die schwachen Wirtschaftsdaten im zweiten Quartal. In einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters sagte der DBRS-Chef Fergus McCormick, das die stabile Schuldensituation Portugals sich im zweiten Quartal verschlechtert habe. Das Wachstum des Bruttoinlandsprodukt (BIP) beträgt lediglich 0,2 Prozent und scheine sich im dritten Quartal noch zu verlangsamen.

Die Neubewertung des portugiesischen Kreditratings setzt die Regierung unter Druck, weil sie nur eine Woche nach dem Schuldenbericht erfolgt, den Portugal an die Europäische Kommission abliefern muss. Gemäß Maastricht-Kriterien zur Begrenzung der Neuverschuldung muss Lissabon unterhalb der kritischen Grenze von drei Prozent des BIP bleiben.

Teure Maßnahmen der sozialistischen Regierung
Die neue Minderheitsregierung der Sozialisten, die seit November vergangenen Jahres im Amt ist, beschließt allerdings Maßnahmen wie eine Anhebung des Mindestlohns und die Einführung neuer Feiertage, welche die Staatsausgaben wieder steigen lassen. Darüber hinaus ist der Außenhandel mit Angola eingebrochen. Das nordafrikanische Land ist der viertgrößte Exportpartner Portugals und stark vom Ölpreis abhängig. Der starke Ölpreiseinbruch führte auch zu einem Einbruch des Handels mit Portugal um 42 Prozent, meldet die Rating-Agentur Fitch.

„Die Europäische Kommission hat Portugal dazu angehalten, Sparmaßnahmen im Umfang von 0,25 Prozent des BIP durchzusetzen, um das Risiko einer Abstufung zu minimieren“, sagt Jack Allen, Chefökonom bei Capital Economics in einem Bericht von MarketWatch.

Sollte dies misslingen, könnte Portugal in eine neue Schuldenkrise stürzen, die einen Domino-Effekt auf weitere schuldengeplagte Länder wie Griechenland, Irland, Spanien oder Italien haben könnte. Portugiesische Staatsanleihen bergen als Einzelinvestment derzeit also ein erhöhtes ökonomisches und politisches Risiko. Mit Rentenfonds investieren Anleger breit gestreut in Staatsanleihen aller europäischen Länder. Diese Diversifikation ist notwendig, um solche Einzelrisiken wie derzeit in Portugal minimieren zu können. Noch mehr Diversifikation erhalten Anleger mit Mischfonds, weil sie neben dem Rentenmarkt auch auf dem Aktienmarkt aktiv sind.