Ökologisch sinnvoll, hohe Renditen und langfristige Einnahmegarantie – Solarfonds galten bis vor kurzem noch als sichere Sache. Die staatlich garantierte Einspeisevergütung machte die Photovoltaikanlagen unabhängig von der tatsächlichen Strompreisentwicklung, und das über einen Zeitraum von 20 Jahren. Anfang dieses Jahres dann der Vorstoß des Bundeskabinetts: Um die Abgabenlast der Verbraucher im Griff zu behalten, sollten die Einspeisetarife für Solaranlagen drastisch gekürzt werden. Der Bundestag hatte über die Änderungen im EEG bereits abgestimmt, heute wurde der endgültige Beschluss des Gesetzes vom Bundesrat jedoch gestoppt. Die rot-grün regierten Länder, aber auch mehrere CDU-geführte Bundesländer stimmten für eine Anrufung des Vermittlungsausschusses. Das Gremium soll neu beraten. Vor allem in den neuen Bundesländern sorgen sich die Landesregierungen um die Zukunft der Solarbranche, die durch die Kürzungspläne weiter geschwächt werden würde.

Photovoltaikfonds vor neuen Herausforderungen
Aufgeschoben heißt hier allerdings tatsächlich nicht aufgehoben. Die Branche wird sich auf Reformen einstellen müssen. Und das bedeutet auch für die Emissionshäuser, die Assetklasse Solar neu zu bewerten und konzeptionell zu überdenken. Für so manchen Initiator ist das Investitionsumfeld für Solarparks in Deutschland derzeit alles andere als attraktiv. „Wir haben aufgrund der aktuellen Situation derzeit keine Beteiligung mit Solaranlagen in Deutschland in der Konzeption bzw. in der Platzierung. Die bereits 2009 und 2010 platzierten Beteiligungen Leonidas I und II sind von den neuen Regelungen nicht betroffen“, erklärt beispielsweise Max-Robert Hug, geschäftsführender Gesellschafter der Leonidas Associates GmbH. Das Emissionshaus hatte sich gerade in den ersten Jahren seines Bestehens auf Solarfonds konzentriert. „Wir hatten ursprünglich geplant, einen Solarfonds mit dem Fokus Deutschland für das erste Halbjahr 2012 aufzulegen. Uns lagen auch durchaus interessante Projekte vor. Aufgrund der Änderung des EEG haben wir dieses Vorhaben aber wieder aufgegeben.“ Denn zum einen seien durch die geplanten drastischen Reduzierungen die Renditen der letzten Jahre nicht mehr zu erreichen – trotz gesunkener Einrichtungspreise. „ Und zum anderen enthält das neue EEG eine Ermächtigungsgrundlage für die Verwaltung, so dass zukünftige Absenkungen des Einspeisetarifs für Solaranlagen ganz kurzfristig durchgesetzt werden können, ohne dass es dazu eines Gesetzgebungsverfahrens bedarf. Dies führt leider zu einer erheblichen Planungsunsicherheit für alle Investoren“, beschreibt Max-Robert Hug die Situation.

Aktuelle Fonds laufen gut, neue sind nicht geplant
Ähnlich kritisch sieht man die Lage bei der CHORUS Gruppe, die sich mit ihrer CleanTech-Reihe ebenfalls auf Solarfonds konzentriert hat. Zwar erfreuten sich die aktuellen Beteiligungen CHORUS CleanTech Solar 5 und CHORUS CleanTech Solar 8 immer noch enormer Nachfrage – beide Fonds investieren in Bestandsanlagen in Italien bzw. in Deutschland mit garantierter Einspeisevergütung. Renditen von 7,75 % p.a. über die gesamte Laufzeit dürften künftig aber nicht mehr erzielbar sein, erklärt das Unternehmen auf Nachfrage von FondsDISCOUNT.de. Für beide Solarfonds wurde das Emissionsvolumen nachträglich erhöht, Anleger können sich noch bis Mitte 2012 beteiligen und von den alten, wirtschaftlich attraktiven Einspeisetarifen profitieren. „In der zweiten Jahreshälfte wird es aus unserer Sicht aber keine renditestarken Solarfonds mehr geben. Erst wenn Module die doppelte Leistung bringen oder sich sonstige Errichtungskosten reduzieren, kann das jetzige Renditeniveau wieder erreicht werden. Daher planen wir für Mitte 2012 einen europäischen Windfonds“, so ein Sprecher des Unternehmens. Auch in Italien soll die Solarförderung reduziert werden. Damit scheidet das Sonnenland als alternativer Investitionsstandort für herkömmlich konzipierte Solarfonds aus.

Positive Erwartungen bei Wattner: Neuemission in Vorbereitung
Bei Wattner, nach eigenen Angaben dem einzigen ingenieursgeführten Emissionshaus mit den meisten deutschen Megawatt-Solarparks, sieht man die Entwicklung nicht ganz so düster. Im Gegenteil: „Die Änderungen der Solarförderung wirken sich positiv auf unsere aktuellen Solarfonds aus, da aufgrund der bestehenden Übergangsfristen des EEG bis zum 30.6. bzw. 30.9. für Konversionsflächen eine extrem große Zahl neuer Solarparks entsteht, die noch von der höheren Vergütung 2012 profitieren und zum Kauf verfügbar sind“, teilt der Initiator mit. Und es gibt auch schon neue Ideen und Ansätze. Bei Wattner ist man überzeugt, dass künftige Betreiberfonds – die erworbene Solarparks im Bestand halten – mit etwas geringerer Rendite angeboten werden. Damit würden die sinkenden Margen in der Errichtung auf alle Parteien verteilt. „Unser neuer Solarbaufonds Wattner SunAsset 4, der den erfolgreichen SunAsset 1 ablöst und ab Juli 2012 verfügbar sein wird, profitiert konsequent von den aktuellen Möglichkeiten im Bereich Solarenergie in Deutschland: Neben weiterhin verfügbarer Vergütungssicherheit durch das EEG werden Themen und Technologien wie Direktvermarktung, Speicherung, Energiemanagement die Solarenergie in eine erfolgreiche Zukunft führen!“ Von den Sorgen um schwache Renditen und dem beschworenen Aus für die Branche lässt sich das Kölner Emissionshaus nicht beeindrucken. Stattdessen setzt Wattner auf die Energiewende, die nicht nur politisch, sondern auch wirtschaftlich zum Umdenken zwingt. „Auf jeden Fall können Sie künftig auch mit Solar attraktive Renditen erwirtschaften! Die Solarenergie steht gerade erst am Anfang ihrer globalen Existenz. Mit Auslaufen der erfolgreichen Förderung wird sie ab jetzt auch in Deutschland auf eigenen Beinen stehen. Eine erfolgreiche Energiewende kommt ohne dezentrale, lokale Energieerzeugung nicht aus und da steht die Solarenergie als weiterhin populärste Energieerzeugungsform mit an erster Stelle.“