Die WAVE Management AG ist der Asset-Manager der VHV-Gruppe, einer in Hannover beheimateten Versicherungsgesellschaft, die für besonders risikoaverse Anlagestrategien bekannt ist. Der 2007 aufgelegte Total Return-Fonds hat bei geringer Volatilität von im Jahresverlauf zumeist weniger als 4% kontinuierlich Erträge erwirtschaftet. Zugleich kann der Fonds auf eine langjährige Dividendenkontinuität zurückblicken. Damit war er der ideale Stiftungsfonds.


Zuletzt ging die Ausschüttungsrendite wie bei vielen anderen defensiven Mischfonds in den Keller, von 2,36% in 2015 auf nunmehr 0,6% für das Geschäftsjahr 2020. Das veranlasste das Management zu einem Strategiewechsel. Seit Oktober wird der Fonds (zum Fondsportrait mit Chartvergleich ISIN: DE000A0MU8D2) nach ESG-Kriterien bewirtschaftet und gleichzeitig der Aktienanteil erhöht. „Immer mehr Anleger möchten mit ihrer Geldanlage nicht nur eine angemessene Wertsteigerung erzielen. Sie wollen auch dort investieren, wo sinnvoll und nachhaltig mit ihrem Geld gearbeitet wird“ schließt sich das Unternehmen dem unter Volldampf stehenden Nachhaltigkeitszug an.


Mindestanteil für Aktien festgelegt


Die ESG-Ausrichtung ist dabei nicht die einzige Strategieänderung. Der WAVE Total Return ESG setzt nunmehr auf einen Aktienanteil, der mindestens 25% beträgt und auf bis zu 50% hochgefahren werden kann. Bislang hatte es keine Untergrenze für Aktien gegeben. Durch die Änderung erreicht der Fonds eine Teilfreistellung von der Steuer in Höhe von 15%. Der generelle Investmentkosmos bleibt dabei gleich: Investiert wird ausschließlich in Anleihen mit Investment Grade, die in Euro denominiert sind. Für Aktieninvestments stehen Titel aller Größenordnungen aus dem Euroraum zur Verfügung.


Das ESG-Level umfasst die gängigen Kriterien und erreicht durchschnittliches Niveau. Titel von Unternehmen oder Staaten mit kontroversen Geschäftsfeldern oder Geschäftspraktiken werden im WAVE Total Return ESG von Vorneherein ausgeschlossen. Dazu gehören Unternehmen, die Produkte und Leistungen anbieten, die im Rahmen der Anlagestrategie als problematisch bewertet werden. Beispielsweise geächteten Waffen (ABC-Waffen, Streubomben und Minen), Kernenergie oder Förderung von Kohle. Auch bei Investments in Staatsanleihen wird mit Ausschlusskriterien gearbeitet, etwa zur Korruption und zu Bürger- und Menschenrechten. Der Fonds richtet sich damit an Anleger wie Stiftungen, die neben einem aktiven Fondsmanagement auch Wert auf ökologische und soziale Gesichtspunkte sowie auf die Prinzipien guter Unternehmensführung (Governance) legen. 


Höhere Volatilität zu erwarten


Die Strategieänderung, insbesondere zur Aktienquote, wird nicht ohne Folgen bei der Volatilität bleiben. „Durch die Erhöhung der Aktienquote sollen auch im Niedrigzinsumfeld auskömmliche Renditen erzielt werden. Wenngleich sich die Volatilität dadurch zeitweise erhöhen dürfte, bleibt der bisherige Total-Return-Gedanke des Fonds erhalten: die Verlustanfälligkeit in volatilen Phasen durch ein diversifiziertes Portfolio und aktive Steuerung gering zu halten“ betont Philipp Magenheimer, Leiter Portfoliomanagement Fonds der WAVE Management AG.


Der von vielen Stiftungen als wichtig erachtete Impact-Gedanke, wie er sich in einigen spezialisierten Fonds durch einen Schwerpunkt auf Titel aus dem Bereich Renewables / Recycling / Energieeffizienz etc. widerspiegelt, wird einstweilen nicht im Fonds verfolgt: „Bei all unseren Investitionen steht die Optimierung des Rendite-Risiko-Profils im Vordergrund. Eine Erweiterung im Hinblick auf Impact-Investment ist daher derzeit nicht geplant.“ Das gilt auch für Green, Social und Sustainable Bonds. „In diesem Segment ist in den letzten Jahren das Interesse sprunghaft angestiegen und trifft auf ein noch begrenztes Angebot. Daher ist diese Anlageklasse unseres Erachtens aktuell sehr hoch bewertet und unter Rendite-Risiko-Gesichtspunkten daher vielfach unattraktiv. Wir beobachten die Entwicklung aber mit größter Sorgfalt, denn generell können grüne Anleihen eine gute Ergänzung unseres nachhaltigen Portfolios darstellen“ sagt Magenheimer.


Anleihen ausschließlich im Investment Grade


Generell liegt auf der Anleiheseite der Fokus auf der Qualität, es wird weiterhin ausschließlich im Bereich Investment Grade allokiert. „Um Ausfallrisiken zu vermeiden, halten wir die Bonität im Fonds bewusst hoch. Unsere Kernkompetenz liegt daher im Management von Anleihen mit Investment Grade Rating, die in Euro denominiert sind. Als attraktive Beimischung kommen darüber hinaus Nachränge von Emittenten guter Bonität in Frage“ definiert Magenheimer die Strategie.


Die langjährige Ausschüttungskontinuität wird von Stiftungen besonders geschätzt, damit sie planbar ihrer Zweckbestimmung nachgehen können. Angesichts stetig sinkender Renditen stellt sich die Frage, ob noch ausschüttungsfähige Reserven im Fonds enthalten sind. Das sei nicht der Fall, der WAVE Total Return ESG verfolge kein festgeschriebenes Ausschüttungsziel. „Grundsätzlich wird jährlich der ordentliche Nettoertrag ausgeschüttet. Dieser speist sich aus den Kupons der Rentenwerte sowie aus den Dividenden der Aktien. Der Fonds ist bestrebt, eine relativ kontinuierliche Ausschüttungspolitik zu gestalten, eine harte Garantie gibt es hierfür jedoch nicht.“


Der Blick ins Portfolio zeigt, dass der Fonds ausgesprochen defensiv aufgestellt ist, die zehn größten Aktienpositionen stammen sämtlich aus dem DAX, wobei auf die Banken und Automobilhersteller derzeit verzichtet wird. Der Blick auf den Allokationsverlauf zeigt, dass die Bewirtschaftung des Portfolios ausgesprochen aktiv erfolgt. Das betrifft nicht nur die strategische Allokation Aktien vs. Anleihen, seit November ist der Fonds am oberen Ende der Range in Aktien investiert, sondern auch das Spreadmanagement der Anleihen. Ende 2018 waren zum Beispiel etwa 40% der Anleihen in Pfandbriefen investiert, hinzu kamen Anleihen von Banken und supranationalen Emittenten. Aktuell finden sich kaum Pfandbriefe im Portfolio, dafür wurde in Unternehmensanleihen umgeschichtet.


Fazit


So viel Risiko wie nötig, so viel Stabilität wie möglich – der WAVE-Fonds bleibt auch nach der Strategieänderung ein defensives Angebot, wie es für Stiftungen zu den Kerninvestments gehört. Die ESG-Ausrichtung senkt das Risiko weiter.


Zum Autor: Dieser Text wurde von Stefan Preuß im Auftrag von www.stiftungsmarktplatz.eu erstellt. Er ist freier Autor, spezialisiert unter anderem auf das Segment Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds. Er fungiert zudem als Redaktioneller Leiter für die FondsFibel für Stiftungen & NPOs (www.fondsfibel.de).


 


Fondsportrait mit Chartvergleich ISIN: DE000A0MU8D2