Technikunternehmen in Paris, London und Berlin nehmen mit ihren Börsengängen Rekordsummen ein. Einem Beitrag von Bloomberg zufolge steigen Technik-Aktien einen Monat nach ihrem Börsenstart im Schnitt bereits um 20 Prozent. Damit bekommt das Silicon-Valley neue Konkurrenz aus Europa. In den USA wachsen vergleichbare Unternehmen in der Zeit nur um 6,7 Prozent. Der Hauptgrund dafür ist, dass europäische Unternehmen vor dem Börsengang sehr viel realistischer bewertet werden als ihre US-Konkurrenzen.

Das französische Unternehmen Oberthur Technologies, ein Hersteller von Sicherheits-Software, und das britische Geldtransfer-Unternehmen TransferWise konnten an der Börse insgesamt 8,87 Milliarden Euro einnehmen. In Europa gibt es bereits mehr professionelle App-Entwickler als in den USA, zitiert Bloomberg das Venture-Capital-Unternehmen Atomico.

Viel Bewegung in der FinTech-Branche
Neben Industrieunternehmen, die sich auf das sogenannte „Internet der Dinge“ spezialisiert haben, weist besonders die FinTech-Branche viel Potenzial auf. Startups entwickeln derzeit am laufenden Band neue Modelle, wie man mit dem Smartphone Geld zwischen Privatpersonen, Geschäftskunden und Unternehmen überweisen kann. Vor wenigen Wochen ist das Unternehmen Square in den USA an die Börse gegangen. Square will der eBay-Tochter PayPal Konkurrenz machen und bietet Überweisungen zwischen Privatpersonen an.

Antony Jenkins, ehemaliger Chef der britischen Großbank Barclays hatte vergangene Woche im Business Insider davon gesprochen, dass FinTech die Bankenbranche ähnlich stark erschüttern könne wie Uber das im Personenverkehr getan habe. Diese Aussage erscheint realistisch. So häufen sich derzeit die Meldungen, dass der Bankensektor sich bereits jetzt im Umbruch befindet. Filialen werden massenweise geschlossen, jeder zweite Bankjob soll künftig wegfallen, schätzt Barclays.

Erfolgreiche IT-Projekte kamen in den vergangenen Jahren überwiegend aus den USA. Seit 2013 gab es dort etwa drei Mal so viele sogenannte „Unicorns“, wie in Europa. Die 2015 an den Start gegangenen US-Unternehmen der Tech-Branche hatten im Schnitt eine Bewertung, die dem Vierfachen ihres Umsatzes entsprach. In Europa liegt der Faktor nur bei 2,6. Entsprechend hoch ist die Luft nach oben in Europa, wenn der Startschuss an der Börse einmal gefallen ist. Oberthur plant zu Beginn des nächsten Jahres den größten Börsengang der Branche. Weitere vielversprechende Börsengänge werden vom französischen Netzwerk-Spezialisten Sigfox und den deutschen Startups Delivery Hero und SoundCloud erwartet.

Perfektes Investmentklima für Tech in Europa
Das Investmentklima für Tech-Firmen in Europa sei so günstig wie nie zuvor, sagt Mark Tluszcz von der Venture-Capital-Firma Mangrove. Auch Fondsgesellschaften sind sich dessen bewusst. Wir stellen Ihnen die drei beliebtesten Fonds unserer Kunden in diesem Segment vor:

Der DNB Technology (WKN: A0MWAN) investiert in Technologie-, Medien- und Kommunikationsunternehmen und liegt auf Platz 1 unserer Topseller-Liste (Tabelle siehe Ende des Artikels). Das Fondsmanagement verfolgt eine ausgeprägte Bottom-Up-Strategie: Sie investieren in Unternehmen mit hervorragenden Wachstumsperspektiven und einem kompetenten und glaubwürdigen Management innerhalb des Tech-Sektors. Fondsmanager Anders Tandberg-Johansen schaut auf eine attraktive Bewertung und einen gesunden Cashflow, so wie zum Beispiel Samsung: „Das Unternehmen hat eine sehr gute Marktposition und wurde lange vom Markt unterschätzt. Investoren scheinen das Halbleiter-Geschäft zu unterschätzen und schauen zu stark auf das Geschäft mit mobilen Endgeräten“, verrät Tandberg-Johansen in einem Interview mit fundresearch.com. Die Fünfjahresperformance des DNB-Fonds weist einen Wertzuwachs von 145 Prozent aus (Quelle Edisoft, Stand 30.11.2015).

Der Franklin Technology Fund (WKN: A0KEDE) konzentriert sich auf Tech-Unternehmen, die von Entwicklung, Forschung und Technologieeinsatz profitieren. Allerdings investiert der Fonds überwiegend in den USA. In den letzten fünf Jahren konnte der Fonds vom Aktienboom in Übersee mit einem Wertzuwachs von 110 Prozent profitieren.

Auf den Plätzen drei bis fünf liegen der BGW World Technology Fund (WKN: 974499) mit einer Performance von knapp 54 Prozent, der Fidelity Fund – Global Technology (WKN: 921800) mit 124 Prozent und der dbx MSCI World Information Technology Index ETF (WKN: DBX0G9), der in den drei Jahren seines Bestehens seinen Wert um 60 Prozent steigern konnte.

Mit der Dynamik steigt auch das Risiko
Einem Marktausblick von Fidelity zufolge bleibt das Umfeld für Aktien im kommenden Jahr attraktiv. Doch auch das Risiko spielt im Technologiesektor mit, weil es ständig neue Entwicklungen gibt. Man kann nur schwer voraussagen, welche Trends sich durchsetzen werden. Außerdem entstehen aufgrund der Vielzahl an neuen Unternehmen auch Überschneidungen – nicht alles ist wirklich neu. Die Unternehmen TransferWise und Funding Circle haben ähnliche Geschäftsmodelle, ebenso ist nicht sicher, dass sich das aufstrebende Fintech-Unternehmen Square am von PayPal dominierten Markt durchsetzen kann. Das zeigt sich derzeit auch am Börsenkurs. Die Aktie notiert seit dem Börsenstart am 19. November deutlich unterhalb des Ausgabepreises.

PlatzFondsnameWKNFondstyp5-Jahres-Entwicklung in %
1DNB Technology AA0MWANAktienfonds145
2Franklin Technology A acc €A0KEDEAktienfonds110
3BGF World Technology A2 $974499Aktienfonds54
4Fidelity Gl. Technology A €921800Aktienfonds124
5dbx MSCI World InformTechn Index ETF 1CDBX0G9Aktienfonds60 (in 3 Jahren)
Quelle: FondsDISCOUNT.de