Wir haben mit Vitaliano Paridi gesprochen. Er managt den Tendercapital Secular-Euro-Fonds.

FondsDISCOUNT.de: Die europäische Wirtschaft zieht derzeit wieder an. Eine Entwicklung, die Ihrer Meinung nach anhalten wird?
Vitaliano Paridi: Die europäische Wirtschaft wird 2014 und 2015 nur langsam und deutlich unter ihrem Potenzial wachsen. Hintergrund ist eine hohe Arbeitslosenquote, die bloß unwesentlich reduziert werden kann sowie der Sparkurs bei den öffentlichen Mitteln, die wie schon während der Krise 2008 keine Erhöhungen der öffentlichen Ausgaben erlauben. Auch die derzeitige Inflationsrate, die deutlich unter den Erwartungen der EZB bleibt und Unternehmen nicht veranlassen wird, vermehrt zu investieren, bremst das Wachstum. Dennoch ist Europa auf einem guten Weg. Die von allen Ländern der Eurozone umgesetzten Reformen werden zusätzlich zur aktuell expansiven Geldpolitik der EZB – von der bis Ende 2016 ausgegangen werden kann – dafür sorgen, dass der Wachstumszyklus Fahrt aufnimmt und dauerhaft anhält. Die Abwertung des Euro gegenüber dem Dollar im Rahmen der restriktiven Geldpolitik, die die Federal Reserve im Laufe des Jahres 2015 fahren wird, unterstützt das. So werden Exporte stimuliert und das Vertrauen der europäischen Verbraucher, die implizit auch die inländische Nachfrage ankurbeln, gesteigert.

Was unterscheidet den Secular Euro von anderen Aktienfonds mit Fokus auf Europa?
Der Secular Euro Fund von Tendercapital hat einen exklusiven thematischen Ansatz, der auf einer Top-down-Analyse basiert. Diese Analyse geht auf die großen Wirtschaftsstudien von überstaatlichen Organisationen wie der OECD, des IWF, der FAO, der Weltbank etc. zurück. Sie beschreiben die wichtigen sozialen, produktiven und demografischen Trends in Europa und für den Rest der Welt in den nächsten Jahrzehnten.

Der Secular Euro setzt explizit auf sogenannte säkulare Megatrends. Was zeichnet diese aus?
Die Investitionsstrategie des Tendercapital Secular Euro Fund basiert auf den wichtigen Themen zur zukünftigen Entwicklung der Menschheit in all ihren evolutionären und wirtschaftlichen Aspekten, die wir als „säkulare Trends“ erkannt haben und die in den internationalen Forschungsberichten betont werden. Sobald diese säkularen Trends erkannt wurden, analysieren wir die europäischen börsennotierten Unternehmen, welche die am besten geeigneten Geschäftsmodelle, Verfahren und Produktmanagements haben, um diese zukünftigen Trends zu nutzen.

Was sind Ihrer Ansicht nach die wichtigsten Trends, die es aktuell zu beobachten gilt? Und welche – vermeintlichen – Trends sehen Sie eher skeptisch?
Die wichtigsten „säkularen Trends“, die das Forschungsteam von Tendercapital erkannt hat, sind der Elektronik- und Mobilfunkhandel, die Informations- und Kommunikationstechnologie – sprich: Big Data, sowie der Bereich landwirtschaftliche Chemikalien. Zu den weniger interessanten Trends zählen die, die sich auf konventionelle Energiequellen, auf traditionelle Medien & Publikationen und auf den Bereich der herkömmlichen Luxusgüter beziehen.

Können Sie uns einige Beispiele für Unternehmen nennen, die von solchen Megatrends besonders profitieren?
Hier wäre z.B. die Wirecard AG zu nennen. Das deutsche Unternehmen ist weltweit führend bei der Herstellung von Soft- und Hardware für den Elektronikhandel. Es ist in drei Hauptbereichen tätig: digitale Produkte, Reise & Transport und Konsumgüter. Sein Geschäftsfeld wird durch verschiedene Entwicklungen gestärkt, etwa durch die wachsende Internet-Infrastruktur in Asien, der wachsenden Bedeutung des mobilen Internets sowie des Anstiegs an digitalen Kartenzahlungssystemen.
Ein weiteres Beispiel ist GFK SE. Das ebenfalls deutsche Unternehmen zählt zu den fünf weltweit größten in den Bereichen Marktforschung und Datenanalyse. Es ist in unterschiedlichsten Sektoren tätig: Automotive, Konsumgüter, Energie, Mode, Finanzdienstleistungen, Gesundheit, Medien und Entertainment, unternehmensnahe Dienstleistungen, öffentliche Dienstleistungen, Einzelhandel, Technologie, Reisen und Logistik. Seine Marktstellung wird durch den Wandel hin zur digitalen Marktforschung, der Expansion digitaler Produkte, der Integration sozialer Plattformen und neue Investitionen und Projekte im Sektor Customer Choices gestärkt werden.
Als drittes Beispiel gilt die KWS Saat AG, ebenfalls ein deutsches Unternehmen. KWS ist der viertgrößte Produzent von Pflanzen und Saatgut. Jedes Jahr investiert die Gesellschaft rund 15 Prozent des Nettoumsatzes in die Forschung und Entwicklung, um Landwirten mehr als 300 verschiedene Saatgut-Sorten anbieten zu können. Dieser Sektor wächst jährlich um 21 Prozent. Er machte 2012 einen weltweiten Marktwert von 37,6 Milliarden US-Dollar aus und verzeichnete laut einer aktuellen Philips Mc Dougall-Studie in den letzten fünf Jahren ein durchschnittliches Wachstum von zwölf Prozent pro Jahr. Zum Vergleich: Der Bereich „Herkömmliches Saatgut“ hat eine Wachstumsrate von nur fünf Prozent im Jahr. Die Marktstellung von KWS wird durch die hohen Zugangsbeschränkungen aufgrund der langen Zeitskalen, die für die Erzeugung organischer Genotypen aufgebracht werden müssen, weiter steigen. Das Unternehmen baut zudem seine Absatzmärkte z.B. in Brasilien aus. Die EBITDA-Marge wächst im zweitstelligen Bereich, der starke Fokus auf Forschung und Entwicklung untermauert unsere Ansicht nach die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells.

Herr Paridi, vielen Dank für das Gespräch!