Fondsschließungen sind nichts Ungewöhnliches, manche Konzepte scheinen davon allerdings häufiger betroffen zu sein als andere. Erhöhte Vorsicht sollte man nach Recherchen des Analysehauses Morningstar bei den Zusätzen „flexibel“ und „alternativ“ im Fondsnamen walten lassen – diese Produkte verschwinden offensichtlich besonders häufig vom Markt. Zum Hintergrund: Die Ratingagentur hat im Auftrag der Süddeutschen Zeitung untersucht, wie viele Fonds in Europa in welchen Kategorien seit Anfang 2017 aufgelegt wurden und wie viele davon dann wieder geschlossen wurden. Morningstar teilt das Fondsangebot in Kategorien ein, die größte mit 683 neuen Fonds seit 2017 ist demnach die Sparte „Standardaktien weltweit“. Hier verschwanden in den vergangenen vier Jahren 30 Produkte wieder vom Markt, heißt es in einem aktuellen Bericht der Süddeutschen Zeitung. Mit einer Schließungsquote von rund vier Prozent verschwand also jeder 25. neue Aktienfonds aus diesem Segment schnell wieder von der Bildfläche.


In der Sparte „Flexible Mischfonds weltweit“ liegt die Schließungsquote laut der Auswertung schon bei acht Prozent: Von den 681 seit 2017 aufgelegten Fonds wurden inzwischen 60 Produkte geschlossen. Die Analysten sehen den Knackpunkt vor allem in dem Wörtchen „flexibel“: Denn diese Ausrichtung gestattet es dem jeweiligen Fondsmanager, das Mischungsverhältnis von Aktien und Anleihen ganz nach Marktgegebenheiten anzupassen. Je nach Anlagestrategie haben die Fondslenker hier sehr große Spielräume, doch nicht immer scheint diese Flexibilität auch dem Anlageerfolg zugutekommen, oder anders gesagt: Manchmal treffen die Portfoliomanager schlicht falsche Entscheidungen. Für Morningstar ist das Wort „flexibel“ geradezu ein Warnzeichen, wie es in dem Zeitungsbericht heißt. Denn die Flexibilität werde oft durch hohe Liquiditätsquoten bezahlt, und diese können die Fondsperformance abschwächen. Dies gelte übrigens auch für andere Fondskategorien, etwa flexible Rentenfonds. Und wenn ein Fonds über eine gewisse Zeit nicht performt wird, er von der Fondsgesellschaft mitunter zügig wieder aus der Angebotspalette entfernt, sprich: geschlossen.


Die Auswertung legt zudem nahe, dass auch beim Namenszusatz „alternativ“ Vorsicht geboten ist. Häufig findet sich dieser bei Absolute-Return-Strategien, die bestimmte Absicherungsmechanismen implementiert haben. Diese Gruppe („Alternative Multistrategiefonds“) verzeichnete laut Morningstar in den vergangenen vier Jahren besonders viele Fondsschließungen: Von 379 aufgelegten Fonds wurden 53 in den vergangenen vier Jahren geschlossen, dies entspricht einer Schließungsquote von 14 Prozent. Noch krasser ist laut Süddeutscher das Ergebnis bei den „Alternativen marktneutrale Aktienfonds“: Von 102 Fonds wurden 32 liquidiert, das war jedes dritte Produkt. Die Wahrscheinlichkeit, dass man als Anleger hier auf das falsche Produkt gesetzt hat, ist also groß.


Gründe für Fondsschließungen


Damit ist einer der häufigsten Gründe für die Schließung eines Fonds auch schon kurz umrissen: Liefert ein Fonds nicht die gewünschte Performance oder liegt unter dem Marktdurchschnitt, droht dies natürlich das Renommee einer Fondsgesellschaft zu beschädigen. Intern wird dann oft eine Liquidation des betreffenden Produkts beschlossen. Hand in Hand mit einer schlechten Performance geht häufig auch ein zu geringes oder nachlassendes Anlegerinteresse. Fonds, die in absehbarer Zeit kein Volumen aufbauen können oder aus denen sogar Mittel von enttäuschten Anlegern abgezogen werden, haben im Fondsmarkt ebenfalls keine lange Daseinsberechtigung.


Dies muss übrigens nicht zwingend daran liegen, dass der Fondsmanager einen schlechten Job macht – oft gibt das jeweilige Marktumfeld einfach nicht mehr her oder die Anlagerichtlinien sind zu eng gefasst, sodass man zu sehr auf das verlustreiche Segment beschränkt ist. Zum Teil entscheiden sich die Gesellschaften dann allerdings nicht für eine Fondsschließung, sondern überarbeiten und erweitern die Anlagestrategie, um mehr Marktmöglichkeiten zu nutzen. Ein bekanntes Beispiel für solche Anpassungen ist der M&G Global Themes Fonds (ISIN: GB0030932676), dessen Wurzeln bis ins Jahr 1973 zurückreichen. In den vergangenen Jahren erfolgten mehrere Strategie- und Managerwechsel, um das Konzept wettbewerbsfähiger zu machen (Lesetipp hierzu: M&G-Fonds).


Doch nicht immer gelingen solche Modernisierungen und die Fondsgesellschaften beschließen die Liquidation des betreffenden Produkts. In diesem Fall werden die Wertpapiere aus dem Fondsportfolio verkauft. Nicht immer ist der Verkaufszeitpunkt allerdings günstig – für Anleger ist dies also oftmals ein Verlustgeschäft. Bei Immobilienfonds kann sich der Verkauf der Objekte sogar über Jahre hinziehen.


Alternativ können Fondsgesellschaften das „Fonds-Sorgenkind“ aber auch mit einem anderen, ähnlichen Fondskonzept aus ihrem Hause verschmelzen. Auch solche Fondsverschmelzungen sind nicht unüblich. Dabei werden die Werte des schwächeren Fonds auf den anderen, aussichtsreicheren übertragen. Dieser wird dann unter der gewohnten ISIN fortgeführt, während der abgebende Fonds vom Markt verschwindet. Auf diese Weise kann etwa das Fondsvolumen erhöht und bei recht ähnlichen Strategien der doppelte Verwaltungsaufwand gespart werden.


Was muss ich als Anleger tun?


Als Anleger werden Sie von der Fondsgesellschaft über die anstehende Fondsschließung oder die geplante Fondsverschmelzung informiert. Im Falle einer Schließung bleibt Ihnen nichts anderes übrig, als diese zu akzeptieren und sich eine Anlagealternative zu suchen. Wenn der Fonds mit einem anderen verschmolzen werden soll, können Sie entweder zustimmen und werden dann automatisch zum Anleger des neuen (aufnehmenden) Fonds – oder Sie sind nicht einverstanden und geben Ihre Anteile zurück. Allgemein lässt sich sagen: Ein Wechsel zu einem erfahrenen Fondsmanager oder eine neue, überzeugende Strategie sprechen eher fürs Dabeibleiben. Verspricht die Verschmelzung allerdings keine Trendwende, sollte man sich trennen und andere Fonds ins Auge fassen.


Lesetipp: Nicht zu verwechseln sind echte Fondsschließungen mit den ebenfalls häufig praktizierten Soft-Closings. Wissenswertes hierzu finden Sie hier: „Was ist ein Soft-Closing?“