Optionsstrategie für Stiftungen? An diesen Gedanken werden sich viele Stiftungsverantwortliche eher langsam gewöhnen, aber Optionen können - mit einer defensiven Strategie eingesetzt - gleichzeitig Stabilität als auch Ertrag in ein Portfolio bringen. Von vielen Marktteilnehmern bislang als Tagesgeldersatz ohne Minuszinsen genutzt, passt der Fonds (zum Fondsprofil mit Unterlagen und Chartbild: ISIN DE000A2PYPV6) gut ins Beuteschema von Stiftungen: Immanente Absicherung in schwachen Phasen oder während Crashs verbunden mit Renditechancen oberhalb von Investment-Grade-Anleihen sollten neugierig machen. Das Produkt ist nicht ganz so einfach zu verstehen, Anbieter Conservative Concept Portfolio Management (CCPM) steht aber für hohe Transparenz und veröffentlicht sogar monatlich den Stresstest der KVG. Derzeit gibt es ausschließlich eine thesaurierende Tranche, eine ausschüttende soll noch dieses Jahr aufgelegt werden teilte Fondsmanager Markus Buchmann mit. Für dieses Teilvermögen strebt er langfristig eine Ausschüttung oberhalb von 3% an. In ruhigen Marktphasen sei das Konzept für Renditen von bis zu 5-6% gut, die Volatilität liege etwas darunter.


Ganz grundsätzlich: Die Strategie von Buchmann interessiert sich nicht für die Option, um vom Optionsrecht Gebrauch zu machen – vielmehr werden Optionen zumeist spätestens 30 Tage vor Auslaufen glattgestellt. Vielmehr geht es darum, zum Beispiel Spreads entlang des Zeitwertverfalls zu nutzen – und dies komplett prognosefrei. Damit entkoppelt das Management das Sondervermögen nicht nur vom Marktverlauf, sondern sichert es durch einen Überhang von Long-Positionen immanent auch gegen Crashs ab.


Das „Plus“ im Namen steht für den Umstand, dass über das Gamma hinaus natürlich auch die weiteren Risikokennziffern wie Delta, Vega und Theta genauestens beachtet und genutzt werden. Delta definiert die Elastizität einer Option und wird auch als effektiver Hebel bezeichnet. Vega betrachtet die Volatilität des Basiswertes und deren Einfluss auf die Optionsprämie. Theta schließlich misst den Wertverlust im Zeitverlauf, der natürlich nicht linear verläuft. Wie genau das alles funktioniert, das dröseln wir der Reihe nach auf.


Keiner Benchmark verpflichtet


Die Gamma Plus Strategie verfolgt den prognosefreien Ansatz, um kontinuierliche Erträge zu erwirtschaften. Er ist weder einer Benchmark verpflichtet, noch korreliert er mit aktuellen Marktphasen. Vielmehr arbeite die Strategie als Black-Swan-Hedge, der vor Marktzusammenbrüchen schützt, und sogar davon profitiert. „Dies wird erreicht durch das Konstruieren eines nahezu risikoneutralen Options-Portfolio, wobei der Fokus auf der Ausgeglichenheit der Portfoliokennziffern liegt.“ Als Basis dient ein Unterbau aus Investmentgrade-Anleihen, aktuell ausschließlich Papiere, die von deutschen Bundesländern ausgegeben werden. Es erfolgt allerdings kein Trading in Anleihen. Ebenso wird auf illiquide und Hochzins-Anleihen verzichtet.


Der gesamte Investmentprozess erfolgt regelbasiert. Es werden ausschließlich liquide und börsennotierte Optionen auf europäische und US-Aktienindizes gehandelt. Auf Randmärkte und OTC-Produkte wird aus Gründen der Illiquidität verzichtet. „Bei Marktzusammenbrüchen entwickeln die Portfoliokennziffern durch den Überhang an Long-Optionen eine vorteilhafte Dynamik, die sich bei fortschreitendem Crash immer weiter verstärkt und davon profitiert“ erläutert Buchmann. Im Fachjargon heißt dies konvexes Auszahlungsprofil. Für Stiftungen ganz wichtig: Durch den Verzicht auf netto leerverkaufte Optionen sei der Fonds nicht vergleichbar mit herkömmlichen Risikoprämien- und Vola-Strategien: „Es erfolgt eine klare Abgrenzung von Short-Selling-Ansätzen, der Gamma Strategie ist ein durch und durch defensiver Fonds“ betont Buchmann.


Stets Überhang an Long-Optionen


Warum nun existieren bedeutende Wachstumschancen insbesondere bei Black Swan – Szenarien? „Der Gamma Plus hat, anders als viele andere Absolute Return Fonds, die ihren Ertrag vorwiegend aus riskanten Leerverkäufen tätigen, jederzeit mehr Optionen long als short im Portfolio“ erklärt Buchmann. Diese Mehrzahl an gekauften Optionen sorge dafür, dass der Fonds bei einem Marktcrash abgesichert ist, und sogar davon profitieren kann, je stärker der der Option zugrundeliegende Index fällt. Daher fällt der größte Gewinn, rein mathematisch betrachtet, bei einem Indexstand von 0 (z.B. im DAX) an.


Es ergibt sich also ein konvexes Auszahlungsprofil, im Unterschied etwa zu einem Aktienfonds, der in Summe linear mit den investierten Werten mitläuft. Bei einem Absolute Return Fonds ist das Auszahlungsprofil nicht-linear, bzw. asymmetrisch. Der Gewinn und Verlust kann sich konvex oder konkav verhalten, also größer oder kleiner sein als der Gewinn oder Verlust des Marktes selbst. „Konvexität ist der Schlüssel zu einem effektiven Risikomanagement. Viele Absolute Return Risikoprämienfonds, die ihren Ertrag aus Leerverkäufen tätigen, haben ein konkaves Auszahlungsprofil. Das ist sehr gefährlich, denn im Falle eines Marktcrash kann der Verlust überproportional ansteigen“ warnt Buchmann. Der Gamma Plus verhalte sich jedoch konvex - und könne somit von einem Crash sogar profitieren. Wenn man den Kursverlauf als Graph darstellen würde, würde der eben konvex verlaufen: Im fallenden Markt praktisch horizontal, bei stärker fallendem Markt immer weiter in den Gewinn drehend.


Fixpunkte im Pricing von Optionen nutzen


Die Strategie nutzt drei typische Merkmale im Pricing von Optionen. Der erste Faktor ist die Laufzeit-Strukturkurve. Diese besagt, dass Optionen mit längerer Restlaufzeit eine höhere absolute Prämie in sich tragen, als Optionen mit kürzerer Restlaufzeit. Der zweite Faktor ist der Volatilitäts-Versatz. Typischerweise tragen Optionen, die weiter „aus dem Geld“ liegen, mehr relative Prämie in sich als Optionen, die näher „am Geld“ liegen. Der dritte Faktor ist die Eigenschaft, dass Optionen die weiter aus dem Geld liegen, im Zeitablauf einen höheren Zeitwertverfall aufweisen und schneller an Prämie verlieren, als Optionen die näher am Geld liegen. Als Essenz aus diesen Gesetzmäßigkeiten werden nun – vereinfacht gesagt – länger laufende und weiter aus dem Geld liegende Optionen mit hoher Prämie verkauft, sowie näher am Geld liegende Optionen mit niedrigerer Prämie, aber identischer Restlaufzeit, gekauft. „Wenn mit fortschreitender Dauer entsprechend Prämie aus den verkauften Optionen entweicht, erwirtschaftet die Handelsstrategie Erträge“, so Buchmann.


Die Preise von Optionen ergeben sich unter anderem aus deren Volatilität, also aus der Wahrscheinlichkeit, dass und ob die Optionen zum Ende der Laufzeit hin einen inneren Wert aufweisen. Ist die Volatilität, also die Schwankungsbreite hoch, werden Optionen recht hoch gepreist, da durch die gestiegenen Schwankungsbreiten eben auch die Chance gestiegen ist, dass die Option am Ende der Laufzeit einen inneren Wert besitzt. „Bei einer Option, die weit „aus dem Geld“ liegt, also deren Ausübungspreis weit vom aktuellen Marktgeschehen entfernt ist, ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie bis zum Ende der Laufzeit noch „ins Geld“ läuft und einen inneren Wert aufweist, von Tag zu Tag geringer. Eine Option hingegen, die nah „am Geld“ liegt, also deren Ausübungspreis (Strike) recht nah am aktuellen Niveau des Marktes liegt, besitzt noch recht lange gute Chancen“, verdeutlicht Buchmann.


Fazit


Der Fonds ist noch jung, die Strategie wird aber bereits seit Jahren erfolgreich bei CCPM umgesetzt. Neben den Ertragschancen könnten Stiftungen vor allem von der fehlenden Korrelation zum Kapitalmarkt angetan sein: Solche Investments stabilisieren Portfolios und sind somit besonders wertvoll, vor allem wenn sie auch noch ertragspotenzial aufweisen.


Zum Autor: Dieser Text wurde von Stefan Preuß im Auftrag von www.stiftungsmarktplatz.eu erstellt. Er ist freier Autor, spezialisiert unter anderem auf das Segment Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds. Er fungiert zudem als Redaktioneller Leiter für die FondsFibel für Stiftungen & NPOs (www.fondsfibel.de).