„Das Szenario einer Reflation – also eines von beschleunigter Teuerung begleiteten Wirtschaftswachstums – ist noch intakt. Doch das Auf und Ab von Wachstums- und Inflationsdaten lässt fallweise Kursschwankungen erwarten“, beschreibt Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity, die gegenwärtige Situation. Möglicherweise unterschätzten die Finanzmärkte die Inflationsgefahr – vor allem auch deswegen, weil die Inflation in den vergangenen Jahren kein großes Thema war, so Roemheld weiter. Doch die noch ungenutzten Kapazitäten der führenden Volkswirtschaften könnten schnell ausgeschöpft sein und die Inflation könnte bis Ende 2018 wieder Probleme bereiten.

Aktien allerdings könnten sich unter diesen Bedingungen jedoch „sehr gut entwickeln“ und schon in diesem Jahr Anleihen überflügeln. Roemheld sieht demgemäß ein Ende des Bullenmarkts in Sicht. Der bestimmende Faktor an den Börsen ist seiner Ansicht nach das Gewinnwachstum. Regional betrachtet könnten US-Aktien an Zugkraft verlieren – die Märkte würden zudem von Donald Trump etwa im Hinblick auf das Infrastrukturprogramm nun Taten statt Worte verlangen.
Darüber hinaus komme es bei der Titelauswahl nun stärker auf das einzelne Unternehmen an, dies sei wichtiger als die Branchenauswahl. Im vergangenen Jahr hingegen schnitten zyklische Aktien besser ab als defensive.

„Auf globaler Ebene erwarten wir nach einigen enttäuschenden Jahren für 2017 ein Gewinnwachstum von 10,3 Prozent und eine Eigenkapitalrendite von 13 Prozent. In Europa sind die Gewinne in den vergangenen Jahren langsamer gestiegen als in den USA, doch inzwischen erholen sie sich robust“, erklärt der Kapitalmarktexperte in seinem Investmentausblick.
Bei den US-Staatsanleihen erwartet Roemheld moderat steigende Renditen, jedoch keine große Rotation am Markt. Die Konjunkturpolitik des amerikanischen Präsidenten sei für Anleihen jedenfalls nicht der alles entscheidende Faktor. Der Aufwärtsdruck bei den Renditen würde durch zyklische und langfristige Faktoren abgeschwächt. Interessant seien im Niedrigzinsumfeld jedoch Anleihen aus Schwellenländern.

Verhalten positiv äußert sich der Investmentprofi für den Rohstoff-Sektor. Rohstoffe dürften demnach vom Wirtschaftswachstum und von der anziehenden Inflation profitieren. „Öl schätzen wir nach wie vor positiver ein als die Mehrheit der Marktteilnehmer. Dafür spricht, dass Angebot und Nachfrage wieder schneller ins Gleichgewicht kommen als vielfach erwartet. Mit Blick auf andere Anlageklassen bleiben Gewerbeimmobilien attraktiv, da sie laufende Erträge abwerfen und einen gewissen Inflationsschutz bieten. Allerdings dürften sie kurzfristig nicht mehr so rentabel sein wie in den letzten Jahren. Politische Unsicherheit ist hier das Hauptrisiko. Da die Inflation nach oben zu tendieren scheint, wird voraussichtlich auch die Nachfrage nach Infrastrukturanlagen und Kreditverbriefungen steigen“, fasst Roemheld seine Einschätzung zusammen.