Privatanleger, denen ein vertieftes Know-how hinsichtlich Investment und Kapitalverwaltung fehlt, greifen oftmals auf Robo Advisor zurück. Diese automatisierte Finanzportfolioverwaltung ermöglicht es, mit wenig Aufwand Investments nach Datengrundlage zu tätigen. Neben dem Argument der niedrigeren Zeitaufwendung spielen auch die geringeren Kosten gegenüber herkömmlichen Vermögensverwaltern eine Rolle. Auch Faktoren wie Transparenz, Nachvollziehbarkeit und geringe Anlagesummen sind für viele Anleger interessant. Da Robo Advisor erst wenige Jahre auf dem Markt sind, kann man zu diesem Zeitpunkt noch keine verlässlichen Angaben darüber machen, wie sich die Performance der unterschiedlichen Anbieter langfristig entwickelt. Laut dem Institut für Vermögensaufbau (IVA) ist es den Robo Advice-Anbietern bis zum Jahresbeginn 2018 innerhalb der relativ kurzen Zeitspanne ihres Bestehens gelungen, ihren Anlegern stabile Renditen bei vergleichsweise geringen Wertschwankungen des investierten Vermögens zu erwirtschaften. Das in München ansässige Institut ist jedoch in einer Studie der Frage nachgegangen, wie sich zwei unterschiedliche elementare Anlagestrategien innerhalb des automatisierten Portfoliomanagement langfristig verhalten.


 


Experiment und Ergebnis


Bei dieser Studie wurden einerseits die Rebalancing- und andererseits die Volatilitäts-Anlagestrategie betrachtet und verglichen. Zur Erklärung: Beim Rebalancing-Ansatz wird eine strategische Asset Allocation festgelegt und bis auf weiteres beibehalten. Da es immer wieder zu Wertschwankungen der einzelnen Positionen kommt, verändert sich die Anlagestruktur. Durch das Portfolio-Rebalancing werden dann die Positionen, die stark an Wert gewonnen haben, anteilig verkauft und Positionen, die an Wert verloren haben, zugekauft. So wird die ursprüngliche Verteilung des Portfolios und damit auch das gewünschte Risiko-Rendite-Profil wiederhergestellt. Bei der Volatilitäts-Anlagestrategie werden Schwankungen an den Finanzmärkten als eigenständige Anlageklasse betrachtet. Investoren spekulieren mit Kaufoptionen (Call & Put) entweder auf steigende oder fallende Kurse.


Es wurde ermittelt, dass die von vielen Robo-Advice-Anbietern bevorzugt genutzte Volatilitäts-Anlagestrategie riskanter war als der Rebalancing-Ansatz. Im Gegensatz zu der rebalancierenden Anlagestrategie konnten bei der volatilitätsgesteuerten Anlagestrategie laut der Studie öfter hohe Wertverluste von 30 Prozent bis 40 Prozent beobachtet werden. Auch moderate zwischenzeitliche Wertverluste von 10 Prozent bis 25 Prozent treten demnach bei der Volatilitätsstrategie substanziell häufiger auf als beim Rebalancing-Ansatz. Die Datenanalysten des Institutes kommen zu dem Schluss, dass die zeitlich stark schwankende Aktienquote einer Volatilitätsstrategie die Gefahr beinhaltet, ihr Ziel einer wirksamen Risikokontrolle zu verfehlen. Dementsprechend könne davon ausgegangen werden, dass dort auch in Zukunft stärkere Verwerfungen auftreten können als bei einem strategischen Portfoliomanagementansatz mit regelmäßigem Rebalancing – insbesondere dann, wenn ein kurzfristiges Stressereignis sowie eine nach einer wenig volatilen Marktphase zeitweilig hohe Aktienquote zusammentreffen.


Der Gründer und Vorstandssprecher des Institus für Vermögensaufbau Dr. Andreas Beck sieht eine generelle Überbewertung im Bereich Robo Advice: „Robo Advice ist nur ein neuer Vertriebskanal für gemischte Portfolios, das kann ein Mehrwert sein oder nicht.“ Die dort angebotenen Portfolio-Strategien gäbe es hingegen schon lange. Datengesteuertes Portfoliomanagement könnte automatisch interpretiert und umgesetzt werden oder mit einem denkenden Menschen der die Interpretation vor Umsetzung hinterfragt: „Ich halte letzteres für besser, da es immer neue Anomalien an den Märkten gibt, die vorgegebene Algorithmen überfordern. Dr. Beck fasst zusammen: „Auch im Internet wird im Portfoliomanagement mit Wasser gekocht. Das Wunder attraktiver Renditen bei reduziertem Risiko lässt also weiter auf sich warten.“