FondsDISCOUNT.de: Herr Althoff, apano setzt mit dem Investment auf Kanada und die USA. Warum ist der nordamerikanische Markt in Bezug auf Wasserinfrastruktur so interessant?



Jörg Althoff: Der kanadische Abwassermarkt ist stark fragmentiert. Der Markt erfordert Anlagen mit geringen Umweltauswirkungen anstelle der traditionellen zentralisierten Abwasseraufbereitungsanlagen. Der Investmentberater betreut mittlerweile mehr als 200 Projekte. Alle haben einen staatlichen Bezug und es werden ausschließlich vollständig lizensierte Projekte ohne Planungsrisiken in Betracht gezogen. Signina Capital (der Investmentberater) konzentriert sich auf Geschäftszusammenschlüsse mittelgroßer Unternehmen mit Projektgrößen zwischen fünf und 50 Millionen US-Dollar Das Wachstum der kleinen bis mittelständischen Unternehmen wird durch die Verlagerung der demographischen Entwicklung in kleinere Satellitenstädte und durch einen stabilen und vorteilhaften regulatorischen Rahmen unterstützt. Mit stetig steigenden Abwassergebühren ist das mit der Zusammenschlussstrategie von Signina Capital verbundene Chancen-Risiko-Verhältnis klar ersichtlich und hat seit dem Start im Jahr 2008 an Fahrt aufgenommen.


Nachhaltige Wasseraufbereitung hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem wichtigen Thema entwickelt. In einigen Provinzen wurden Gesetze verabschiedet, die sich dieser Problematik annehmen. Beispiele hierfür sind der Safe Drinking Water Act 2002 (der den Betrieb von Trinkwasseraufbereitungsanlagen und des Leitungsnetzes regelt) und der Ontario Clean Water Act 2006 und 2015 (der Maßnahmen zum Schutz des Grundwassers bis hin zur Bewertung und Umsetzung von Maßnahmen zum Schutz der Wasserquellen vorschreibt). Die meisten Verträge bestehen in Gemeinden, die von Ratingagenturen mit A oder höher bewertet sind. Darüber hinaus sind einige Gemeinden schuldenfrei. In den USA ist das Geschäft der Signina dort eher auf Flusskraftwerke zentriert und profitiert ebenfalls vom starken Trend für ESG Anlagen.


Was zeichnet generell diese Anlageklasse aus Ihrer Sicht aus? Welche Vorteile können sich für Anleger ergeben?


Während die Wasserthemen gerade auch in Deutschland Aufgabe der öffentlichen Hand sind, ist es in Nordamerika eher ein Thema der Privatisierung. Private Projektgesellschaften liefern gebündelte innovative Lösungen aus einer Hand, so z. B. UV Pure, die führend sind im Bereich der Wasserdesinfektion durch UV-Strahlung. Das Thema Wasserinfrastruktur weist automatisch ein positives ESG-Ergebnis auf. Gerade im Bereich der nachhaltigen Wasseraufbereitung können Anleger durch eine Investition einen positiven Beitrag zum Klimaschutz leisten. Durch eine Investition in die Wasser-Infrastruktur-Anleihe 6 werden finanzielle Mittel bereitgestellt, die für eine Realisierung und Instandhaltung von Infrastruktur für die Abwasseraufbereitung und sauberes Wasser erforderlich sind. Durch eine umwelteffiziente Investition wird der Klimawandel eingedämmt. Natürliche Ressourcen bleiben erhalten und werden energieeffizient genutzt. Hierzu sind bei uns auch unabhängig verifizierte ESG Reportings erhältlich.


Konkret zur Anleihe: Wie sind die einzelnen Bereiche, wie Energiegewinnung durch Wasserkraft, private Wasseraufbereitung, industrielle Wasseraufbereitung sowie Versorgerinfrastruktur gewichtet? Wo liegen die Schwerpunkte?


Sämtliche Wasser-Infrastruktur-Anleihen sind diversifiziert. Damit Investoren auch innerhalb der Wasser-Infrastruktur-Anleihen-Serie eine Diversifikation erfahren, kommen lfd. weitere Projekte hinzu bzw. andere haben bereits ihr Finanzierungsziel erreicht und werden somit ausgetauscht. Der Schwerpunkt liegt eindeutig in dem Bereich der Wasseraufbereitung. Es sind bei der Wasser-Infrastruktur-Anleihe 6 unterschiedliche Projekte, in die investiert wird, die jeweils mit max. 19,99 Prozent gewichtet sein dürfen. Die Zuteilung des Volumens erfolgt u. a. in Abhängigkeit des eingesammelten Zeichnungsvolumens.


In die folgenden Projekte kann investiert werden:



  • Installation einer Abwasserbehandlungsanlage in einer alkohol- sowie  einer nicht alkoholbezogenen Lebensmittel- und Getränkeproduktionsstätte für Nahrungsmittel und Getränke

  • Flusskraftwerke

  • Wasserkraftwerk am Illinois River

  • eine Reihe von kleinen Kläranlagen in Ontario

  • Projekt zur Kohlenstoffabscheidung und Mineralisierung in Pittsburgh, Kalifornien

  • ein Schleusen- und Staudamm

  • Wasserkraftwerksprojekt am Monongahela-Fluss, Pittsburgh, Kalifornien


Eigentümer der jeweiligen Anlagen sind die Gemeinden in Kanada oder in den USA. Wie lang sind im Schnitt die Laufzeiten der geschlossenen Verträge?


Die Bandbreite bei den Laufzeiten liegt hier bei mindestens sieben Jahren. Verträge über 25 Jahre werden gern bei dem Thema der Wasseraufbereitung geschlossenen, denn gerade dieses Thema braucht seine Zeit. Zum Teil werden diese sogar mit staatlichen Garantien versehen. Da die Wasser-Infrastruktur-Anleihen nach spätestens sechs bis sieben Jahren die Endfälligkeit erreichen, werden diese Verträge in Nordamerika gern gebündelt und von Versicherungen oder auch Pensionskassen aufgekauft. Diese sichern sich dann weiterhin langfristige und stabile Einnahmen. Durch den Verkauf können zusätzliche Einnahmen für die Investoren entstehen, die dann zum Zeitpunkt der Endfälligkeit mit ausgeschüttet werden.


In der apano - Wasser Infrastruktur Anleihe 6 sind nach Aussage von apano Nachhaltigkeitsprinzipien verankert, konkret wird auf UN-Nachhaltigkeitsziele verwiesen. Können Sie kurz verdeutlichen, wie Nachhaltigkeit mit diesem Produkt umgesetzt wird?


Die Nachhaltigkeitsziele (Sustainable Development Goals – SDGs, auch als „Agenda 2030“ bezeichnet) sind ein Katalog von 17 globalen Zielen, die 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedet wurden und bis 2030 umgesetzt werden sollen. Die Climate Bonds Initiative hat die SDGs untersucht und gelangte zu dem Schluss, dass SDG 6 [CLEAN WATER AND SANITATION] der bislang größte gemeinsame Nenner für alle SDGs ist. Es weist die meisten Überschneidungen mit den anderen SDGs auf.


Die für uns relevanten Ziele veranschaulicht die nachstehende Grafik daher wie folgt:



Zur Gewährleistung der Qualitätskontrolle wird jedes Projekt vor Investition einem strengen Due-Diligence-Prozess unterzogen. Überdies durchlaufen alle Projekte einen Prozess zur Minimierung der Umweltrisiken. Diese Prozesse variieren in Abhängigkeit vom Projekt:


Abwasserprojekte, Solarzellenprojekte – der Gewinn bei solchen Projekten ist sehr linear. Die Solarzellen liefern saubere Energie für die Abwasseraufbereitungsanlagen (AWA). Alle potenziellen Probleme werden überprüft, doch in diesem Bereich handelt es sich im Allgemeinen um Projekte, die am einfachsten auf Risikofaktoren zu prüfen sind.


Nachhaltige Kanalisation – alle Projekte müssen die Umweltauflagen erfüllen, um die notwendigen rechtlichen Schritte zu durchlaufen. Solche Projekte kommen nur dann voran, wenn sie über Genehmigungen verfügen, die nur wenig Raum für Diskussionen über die Nachhaltigkeit von neuen oder laufenden Verträgen lassen.


Wasserkraft – die FERC (Federal Energy Regulatory Commission) verfügt über ein strenges Umweltgenehmigungsverfahren. Sofern das potenzielle Projekt die Machbarkeitsanalyse, die auch Umweltprüfungen beinhaltet, nicht besteht, erteilt die FERC keine Lizenz.


Industrielle Wiederverwendung in den USA – diese Standorte müssen strenge ökologische und technische Auflagen erfüllen, um in Betrieb genommen zu werden. Wenn die Aufbereitungsmethode angewandt wird, gibt es in vielen Fällen jährliche Kontrollen, um zu bescheinigen, dass der Standort die Auflagen auch weiterhin erfüllt.


Da es sich bei den Projekten in der Regel um Erweiterungen oder Aufrüstungen bestehender Projekte handelt, hält sich der Investmentberater automatisch an die nachhaltige Nutzung der Ressourcen.


Die Anleihe wird von der in Zürich ansässigen SIGNINA Capital AG beraten. Wie wird das Projektmanagement einerseits und die operative Arbeit vor Ort koordiniert?


Signina ist als Berater für die Auswahl der Projekte zuständig, in die im Rahmen der Wasser-Infrastruktur-Anleihe investiert wird. Konkret stellt sich der Beratungsprozess wie folgt dar:


Bestimmung eines Projekts über unser bestehendes Netzwerk im Wasserinfrastrukturbereich (Wasserkraft, Abwasser, industrielle Wasseraufbereitung)


Realisierbarkeit des Projekts aus Sicht der erforderlichen Lizenzen (was bereits Umweltgesichtspunkte umfasst), aus geographischer und finanzieller Sicht, aus Sicht der Beständigkeit, der Risikobewertung und der Eignung der Gesamtstrategie


Rechtliche und technische Beratung


Überprüfung der Erfüllung der ICMA-Kriterien (International Capital Market Association) und der ESG-Transparenz und Bewertung der ESG-Risikominderungsfaktoren


Vor Ort sind die eigentlichen Betreiber nicht nur für den täglichen Unterhalt, sondern auch für die Einhaltung der Regulatorien verantwortlich. Signina hat eine Liste mit langjährigen Unternehmen vor Ort, welche die Aufgaben entsprechend vertraglich zugeteilt erhalten. Durch die starke Reglementierung und eine zunehmende Digitalisierung ist eine Überwachung heutzutage einfacher gestaltet als vor zehn Jahren.


Das Verzinsungsziel ist, wie schon bei den Vorgängerprodukten, 5,5 Prozent p.a. Wurde dieses Ziel bei den platzierten Anleihen zu den bisherigen Ausschüttungen erreicht?


Die erste Wasser-Infrastruktur-Anleihe haben wir im Rahmen einer Privatplatzierung bereits Ende 2016 nur einem kleinen Kundenkreis zur Zeichnung angeboten. Wir haben hier eine sehr große positive Resonanz erfahren. Daraufhin haben wir die Wasser-Infrastruktur-Anleihe quasi als Serie aufgelegt und bieten aktuell die Wasser-Infrastruktur-Anleihe 6 zur Zeichnung an. Wir können nun auf mehr als sechs Jahre Erfahrung zurückblicken. Zusammengefasst haben alle Wasser-Infrastruktur-Anleihen ihr Verzinsungsziel von 5,5 Prozent erreicht, zum Teil sogar übertroffen. Die Wasser-Infrastruktur-Anleihe 5 hat am 30.05.2021 für das erste Halbjahr sogar einen Zins von sechs Prozent p. a. anteilig ausgeschüttet.


 


Herr Althoff, herzlichen Dank für die spannenden Einblicke bei apano.