Schon zu Zeiten der Jahrtausendwende haben die London Stock Exchange und die Deutsche Börse Fusionsgespräche geführt – damals noch erfolglos. Auch im Jahr 2004 lehnte die LSE ein Übernahmeangebot in Höhe von 1,35 Milliarden Pfund aus Deutschlangd ab. Mehr als eine Dekade später wird es konkret: Am Mittwoch gaben beide Börsen bekannt, einen Fusionsplan ausgearbeitet zu haben, nachdem am Standort London einer der weltgrößten Handelsplätze im Wert von 28 Milliarden Euro entstehen soll.

Sollte die Fusion wie geplant über die Bühne gehen, werden an der neuen Börse Assets im Wert von insgesamt 5,2 Billionen Euro gehandelt. Beide Börsen versprechen sich Einsparungen von mehr als 450 Millionen Euro. 3.200 Unternehmen wären dann an einem einzigen Handelsplatz gelistet. Die Fusion soll es zahlreichen Unternehmen einfacher machen, sich außerhalb des Bankensektors mit Finanzmitteln zu versorgen. Zudem wären die Vorgaben für die Hinterlegung von Eigenkapital für den Derivatehandel einfacher zu erfüllen.

Doch der Deal könnte noch an den Interessen der US-Amerikaner scheitern. Die Intercontinental Exchange (ICE) – Inhaber der New Yorker Stock Exchange (NYSE) – könnte das deutsche Börsenparkett mit einem Überangebot an die London Stock Exchange noch ausstechen. Die ICE will verhindern, dass mit der Fusion von LSE und Deutscher Börse ein großes Gegengewicht zu den Handelsplätzen in New York und Hong Kong entsteht. Auch ein Einstieg der Chinesen in den Fusions-Poker mit London ist noch denkbar.

Grund ist die hohe Attraktivität des britischen Standortes. Die Amerikaner spekulierten darauf, dass die Briten im Falle eines Brexits ihren „Finanzmarkt wieder deregulieren“, sagt Robert Halver von der Baader-Bank. Er erwartet eine Gegenofferte der ICE: „Da möchte man natürlich dabei sein.“ Der Finanzmarkt-Experte von der Baader-Bank gibt die Wahrscheinlichkeit eines erfolgreichen Deals zwischen London und Frankfurt daher nur mit 75 Prozent an.