Es gibt mehr als 1.300 Kryptowährungen auf der Welt. Auch in Deutschland häufen sich die Initial Coin Offerings (ICO), also die Ausgabe digitaler Währungen. Der Begriff ist an Initial Public Offering angelehnt, also den Prozess der öffentlichen Listung einer Aktie an der Börse. Allerdings können Unternehmen im Gegensatz zu einem vollregulierten Börsengang digitale Währungen weitgehend ohne Zentrale Regulierungs-Instanz auf den Markt bringen und sich somit Geld aus dem Nichts verschaffen. Investoren erhalten nicht etwa Anteile am Unternehmen, sondern sogenannte Tokens, deren Wert sich erst noch unter Beweis stellen muss.


Einen physisch hinterlegten Wert gibt es bei den meisten Kryptowährungen oder Tokens nicht. Investoren können sie über eine digitale Börse ähnlich wie Wertpapiere handeln und auf Kurssteigerungen hoffen. Einzig die dahintersteckende Blockchain-Technologie – auch Distributed Ledger genannt – ist eine Innovation, die stets weiterentwickelt wird. Experten sind sich einig, dass sie eines Tages unser Finanzsystem revolutionieren wird. Denn die Blockchain ist ein öffentliches Kontobuch und macht Transaktionen in einem Netzwerk von beliebig vielen Computern transparent, schwer zu fälschen und unabhängig von einer zentralen Kontrollinstanz.


Auf dieser Innovation basiert der Hype um Bitcoin im vergangenen Jahr, als die erste und berühmteste Kryptowährung mehr als 1.300 Prozent zulegte, um sich dann im Frühjahr 2018 im Wert zu halbieren. Doch Bitcoin ist alles andere als perfekt. Zu seinen Schwächen zählen die langsamen Transaktionen, die mangelnde Liquidität und Einschränkungen beim Mining und Handel vor allem in Asien. Deswegen entwickeln Unternehmen neue Varianten von Kryptowährungen. Diese haben unterschiedliche Schwerpunkte, andere technische Eigenschaften und Ziele, um die Anwendbarkeit der Blockchain-Technologie voranzutreiben. Einige von diesen Alternativen haben wir Ihnen hier bereits vorgestellt.


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Infografik: Die größten Initial Coin Offerings 2017 | Statista

Anleger müssen den Nutzen von Kryptowährungen verstehen


Der Hype um Kryptowährungen zieht jedoch auch Betrüger an. Zu verlockend und einfach ist die Vorstellung, dass es nur weniger Tricks bedarf, um Investorengelder abzugreifen. Als der Instant Messenger Telegram ankündigte, zwei Milliarden US-Dollar mit seinem ICO einsammeln zu wollen, machten sich Betrüger an die Arbeit und entwarfen gefälschte Webseiten, mit denen sie dem Blog Tech Crunch zufolge bis zu fünf Millionen US-Dollar von unbedarften Investoren abgreifen konnten, noch bevor das ICO von Telegram überhaupt begonnen hat. 


Einer Studie von Ernst & Young zufolge wird von Investoren bei der Ausgabe von neuen virtuellen Währungen im Schnitt „mehr als zehn Prozent des Kapitals gestohlen“. Das Unternehmen untersuchte 372 ICOs. Von den insgesamt 3,7 Milliarden Dollar der Investorengelder seien über 400 Millionen meist durch Hacker-Angriffe abhandengekommen, berichtet die Nachrichtenagentur Reuters.


Während Unternehmen mit ICOs kinderleicht Kapital von Investoren einsammeln können, ist es für letztere umso wichtiger, sich über das Wie, Wann und Warum zu informieren, um nicht Opfer von Betrügereien zu werden. Nicht umsonst machen kritische Publikationen wie Finanztest auf den „Schwindel“ aufmerksam. Auch die BaFin warnt vor den „Risiken für Verbraucher“. Eine Frage sollte vor der Investition im Zentrum stehen: Was ist der Mehrwert dieser Kryptowährung im Gegensatz zu den anderen auf dem Markt der virtuellen Zahlungsmittel?


Das Portal Telebörse.de beschreibt in einem lesenswerten Beitrag den Prozess eines ICOs und gibt mehrere Beispiele von deutschen Unternehmen – z.B. Savedroid, Naga, Envion oder Wysker – die mit der Herausgabe einer eigenen Kryptowährung ihre Innovationen finanzieren und sich von Konkurrenten absetzen wollen.


Eines steht fest: Die Blockchain wird bleiben und Unternehmen werden ihre Anwendbarkeit in innovativen Geschäftsmodellen weiterentwickeln. In einer neuen Serie werden wir Ihnen die interessantesten Geschäftsmodelle und vielversprechende Kryptowährungen vorstellen.