ETFs haben aufgrund ihrer niedrigen Gebühren und der täglichen Handelbarkeit an Bedeutung gewonnen. Im vergangenen Jahr investierten allein US-Amerikaner 242 Milliarden US-Dollar in ETFs. Im Jahr 2016 sind dort bislang 178 neue ETFs gestartet. Investoren können aus Tausenden Produkten das passende für ihr Portfolio auswählen. Doch es gibt auch einige ETF-Konzepte, die dem Anleger einen fragenden Blick in die Stirn treiben und nicht viel Sinn machen.

Da wäre zum Beispiel der im Oktober gestartete Spirited Funds/ETFMG Whiskey and Spirits ETF, der in Whiskey-Unternehmen investiert. Der Fonds verlangt eine für ETFs hohe Gebühr von 0,75 Prozent. Dabei sind nur 20 unterschiedliche Unternehmen im Fonds enthalten, wobei die Firma Diageo ein Viertel des Portfolios ausmacht. Da kann man sich auch gleich Diageo-Aktien ins Depot holen und sich die Fondsgebühr sparen. „Dieser Fonds ist, offen gesagt, einfach nur dumm“, urteilt das Finanzmarkt-Magazin Marketwatch.

Ein modernes Label, hinter dem sich ETFs verstecken, ist der Begriff Nachhaltigkeit. Nachhaltige Investments sind ein großer Trend und Anleger wollen mit gutem Gewissen investieren. Der AdvisorShares Global Echo ETF gibt vor, so ein Fonds zu sein, hält aber Aktien wie Apple und Nike im Portfolio, beides Unternehmen mit einer Historie fraglicher Arbeitsbedingungen außerhalb der USA.

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Musik-Provinzen, wirre Namen und skurrile Branchen
ETFs, die in bestimmte Regionen oder Städte investieren, wie zum Beispiel der Nashville Area ETF, machen ebenfalls nur bedingt Sinn. Die lokale Bevölkerung mag ein Investment in den Heimatfonds in Erwägung ziehen, der geografische Sitz eines Unternehmens hat relativ wenig mit seinem Erfolg zu tun. Problematisch ist auch das sehr kleine Fondsvolumen von zehn Millionen US-Dollar. Die Region Nashville ist hauptsächlich für Country-Musik bekannt. Der Fonds hält aber 30 Prozent des Kapitals in dort ansässige Healthcare-Unternehmen sowie Immobilien- (20 Prozent) und Kosumgüter-Unternehmen (22 Prozent).

Vorsicht muss auch bei ETFs walten, die einfach in andere ETFs investieren, wie zum Beispiel der Dorsey Wright International Focus 5 ETF von First Trust. Der Fonds investiert in nur fünf unterschiedliche Investments, und zwar sind das die fünf besten internationalen ETFs von First Trust. Für diese simple Anlagestrategie verlangt der Emittent 1,08 Prozent Gebühren. Ähnlich sieht es aus mit dem PureFundsVideo Game Tech ETF, der fast 30 Prozent des Kapitals in nur fünf Aktien investiert. Da kann man sich die Lieblings-Gamer auch selbst ins Depot holen und spart sich die Expense Ratio von 0,75 Prozent.

Darüber hinaus können ETFs auch irreführende Namen enthalten. Der mittlerweile geschlossene iShares MSCI Emerging Markets Eastern Europe Index Fund investierte nicht etwa in osteuropäische Unternehmen, sondern zu 75 Prozent in Russland.

Als Beimischung zu einem diversifizierten Portfolio mit aktiven Investmentfonds können ETFs durchaus Sinn machen. Mit den Indexfonds können Investoren fast in alle Branchen investieren – von der „globalen Fisch-Industrie“ bis hin zum Düngemittel- oder Smartphone-Index. Wer sich in einer dieser Nischen-Industrien auskennt, sollte aber auf das Fondsvolumen und die Asset-Allokation achten und nicht alles auf eine Karte setzen.

Denn es kann durchaus vorkommen, dass allzu skurrile ETFs schnell wieder vom Markt verschwinden, wie zum Beispiel der HealthShares Dermatology and Wound Care, der seinen Anlageschwerpunkt auf Unternehmen setzte, die sich ausschließlich auf Hautkrankheiten wie Akne konzentrierten.