Für die Märkte beginnt der Start in die neue Handelswoche unspektakulär. Der Euro kühlt sich nach dem Ausgang der Bundestagswahl ein wenig ab und der Deutsche Aktienindex DAX liegt leicht im Plus. Für die Märkte ist der Ausgang der Bundestagswahl also kurzfristig tatsächlich das „Non-Event“, welches bereits längst eingepreist war. Und wie sieht es langfristig aus?


Die ersten Fondsgesellschaften liefern bereits ihre Einschätzung über die wirtschaftlichen Auswirkungen des Wahlausgangs. „Die Deutschlandwahl ist zwar ein Denkzettel für die beiden großen Volksparteien. Langfristig wird sie keine negativen Marktreaktionen auslösen“, sagt Christian von Engelbrechten, Fondsmanager des Fidelity Germany Fund (ISIN: LU0048580004).


CDU (33 %) und SPD (20,5 %) verlieren die meisten Stimmen zugunsten der kleinen Parteien, wie die FDP (10,7 %), Die Grünen (8,9 %) und Die Linke (9,2 %). Mit 12,6 Prozent ist erstmals auch die AfD im Bundestag vertreten.


Da sich die SPD nach ihrer historisch schlechten Wahlschlappe in die Opposition zurückzieht, ist eine Jamaika-Koalition aus CDU/CSU, FDP und Grüne derzeit das wahrscheinlichste Szenario für eine Regierungsbildung. „Im Falle einer Jamaika-Koalition könnte hier neuer Schwung entstehen“, so von Engelbrechten. Der Fondsmanager geht allerdings davon aus, dass die CDU ihre Forderungen durchsetzen könne und die „eher reformarme Politik mit wenigen Wachstumsimpulsen zugunsten eines ausgeglichenen Staatshaushalts fortgesetzt“ werde. Anleger sollten daher Unternehmen meiden, die ein besonders positives Wirtschaftsumfeld bräuchten, um sich gut zu entwickeln.  


Beendet Wolfgang Schäuble seine politische Laufbahn nach Jamaika?


Der französische Asset Manager BNY Mellon Investment erwartet keine deutlichen Wertschwankungen nach der Wahl, ist jedoch nicht ganz so optimistisch gestimmt: Das Wahlergebnis werde Merkels Einfluss in der zukünftigen Koalition schwächen und könne auch Auswirkungen auf die Brexit-Verhandlungen haben, sagt Paul Hatfield, Global Chief Investment Officer bei Alcentra (BNY Mellon IM). „Die Märkte hatten ursprünglich erwartet, dass die Bundestagswahl die Weichen für eine enge Partnerschaft zwischen Merkel und Macron stellen und damit weiterhin eine Stütze für den Euro sein würde – mit direkten Vorteilen für die europäischen Aktienmärkte. Doch der Erfolg der AfD könnte einen Strich durch diese Rechnung machen.“



So ähnlich sieht das auch Simon Ward, Chief Economist von Janus Henderson Investors: „Eine geschwächte Angela Merkel muss wahrscheinlich qualvolle Koalitionsverhandlungen mit der FDP und den Grünen eingehen“, so Ward. Jeder daraus entstehende Deal werde Merkel vermutlich dazu zwingen, den Posten Wolfgang Schäubles als Finanzminister an die FDP abzutreten, die sich gegen eine Umverteilung der Euro-Schulden stellt und sich für eine geordnete Insolvenz von Staaten mit einem möglichen Austritt aus der EU ausspricht. Es ist schwer vorstellbar, dass die CDU so einem Plan zustimmen und ihre mitgetragene Griechenland-Rettung mit Milliarden-Krediten aufgeben würde. „Es gibt ein Risiko, dass gar keine Koalition zustande kommt und Neuwahlen ausgerufen werden müssen“, schlussfolgert Ward.


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