In China befindet sich das Zentrum des globalen „mobile payment“-Krieges. Die Chinesen gelten im weltweiten Vergleich als euphorische Smartphone-Bezahler. Apple Pay ist seit Februar als erster ausländischer Anbieter elektronischer Zahlsysteme auf dem chinesischen Markt verfügbar. Damit hat der Kampf zwischen Apple und Alibaba um die Anteile des mit 1,2 Milliarden Einwohnern gigantischen Marktes in China begonnen. Der Bezahldienst Alipay hat über 350 Millionen Nutzer und wickelt etwa 80 Prozent aller mobilen Bezahlaufträge ab. Erwartungsgemäß wird der Markt in China das zentrale Schlachtfeld im Krieg der mobilen Bezahlsysteme, vorausgesetzt, neben Apple erhalten weitere Akteure einen Marktzugang.

Ein weiterer wichtiger Akteur auf dem chinesischen Markt ist WeChat, Chinas populärstes soziales Netzwerk mit der am meisten genutzten App für Kurznachrichten. Bereits 2014 startete WeChat seine eigene digitale Brieftasche mit dem Namen TenCent. Innerhalb von zehn Tagen transferierten die über 400 Millionen WeChat-Nutzer mehr als 40 Millionen Hong Bao (Geldgeschenke im Wert von umgerechnet 320 Millionen Dollar) über das System. Der Umsatz steigt seitdem unaufhörlich. Allein am Tag des chinesischen Neujahrsfests 2016 haben umgerechnet acht Milliarden Dollar über Tencent den Besitzer gewechselt. Das System ist so erfolgreich, dass WeChat damit jetzt den afrikanischen Markt erobern will. Das Besondere daran: Die Afrikaner benötigen nicht einmal ein Bankkonto. Sie können Bargeld einfach gegen einen digitalen Betrag auf dem TenCent-Account eintauschen. Vorreiter dieser Lösung ist das seit 2007 gestartete Unternehmen M-Pesa, das in Kenia mit einem System aus mit PIN-Nachrichten geschützten SMS bereits den Geldverkehr der Bevölkerung revolutioniert hat.

Auch in Indien hat Alibaba bereits expandiert. Mit Paytm hat der chinesische Internetgigant ein Unternehmen etabliert, das ähnlich wie PayPal funktioniert. Doch auch Konkurrent Amazon mischt in Indien mit. Das Online-Versandhaus will das indische Unternehmen Emvantage kaufen und sich Marktanteile sichern. Zwölf Prozent aller Internetnutzer der Welt kommen aus Indien.

Mobile Payments in Deutschland: Der Fall Wirecard
Neben den großen Playern wie Apple, Google und Alibaba, die mit ihren „Pay“-Diensten um die Vorherrschaft der digitalen Brieftaschen ihrer Nutzer kämpfen, mischen auch etliche Startups den Markt mit neuen Entwicklungen auf. Sie stürzen sich auf Nischen und werden nicht selten von einem der größeren Fische geschluckt. Das deutsche Unternehmen Wirecard mischt hier ganz deutlich mit und kauft Startups auf der ganzen Welt auf, um sich Marktanteile zu sichern. Wirecard hat sich auf Softwarelösungen für Unternehmen spezialisiert, die lieber auf die bestehenden Systeme der Marktführer PayPal, Google und Co. verzichten und dafür ihre eigenen digitalen Bezahlsysteme umsetzen wollen. Am Dienstag gab Wirecard bekannt, die in Bukarest ansässige Firma Provus Group für 32 Millionen Euro vom Private Equity Fonds Innova Capital gekauft zu haben. Damit hat sich Wirecard neben Zukäufen in Brasilien und Asien nun auch Zugang zum osteuropäischen Markt verschafft.

Aufgrund dieser zahlreichen Zukäufe und dem Aufkauf der eigenen Aktie durch die Geschäftsführung ist der Titel für Investoren besonders interessant geworden. Die Fondsgesellschaft MainFirst investiert für ihre Fonds MainFirst Global Equities Fund (WKN: A1KCCM) und MainFirst Absolute Return Multi Asset Fund (WKN: A1KCCD) in die Wirecard-Aktie. In der vergangenen Woche ist der Titel jedoch Opfer einer Short-Attacke durch Hedgefonds geworden. Der Kurs sackte um knapp 20 Prozent ab. Auslöser war die Veröffentlichung einer äußerst fragwürdigen Studie eines unbekannten Research-Unternehmens, das der Wirecard-Geschäftsführung Betrug vorgeworfen hatte. Die Geschäftsführung hat die Ergebnisse der Studie sofort dementiert. Der Zukauf der rumänischen Konkurrenten Provus kann deshalb als ein Ausdruck des gesunden Selbstbewusstseins der Wirecard-Geschäftsführung in die Unternehmensfinanzen gelesen werden. Die Aktie befindet sich seitdem auf Erholungskurs. Zahlreiche renommierte Analysehäuser haben für Wirecard ihre Kaufempfehlung ausgesprochen.

Zeit zum Durchatmen? – Kaum. In diesem dynamischen Markt erscheint es nur logisch, dass Wirecard sofort die nächste Kollaboration vorstellt: Zusammen mit Visa bietet Wirecard deutschen Kunden eine Kreditkarte zum Kauf an, die künftig in Tankstellen und Kiosks ausliegen wird.

Bargeld ist out. Die Möglichkeiten für mobile payment scheinen hingegen endlos.

Tipp: Melden Sie sich hier an für die Webkonferenz am Mittwoch mit Adrian Daniel (Fondsmanager Multi Asset, MainFirst) & Marco Witteck von FondsDISCOUNT.de.

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Das sind die besten Bezahlsysteme der Zukunft