FondsDISCOUNT.de: Herr Samadzada, wie gelingt Ihnen ein guter Start in den Tag?


Wais Samadzada: Früher war es Kaffee und Croissants. Mittlerweile beginne ich den Tag deutlich gesünder und starte mit Joggen und Müsli, ohne Milch, bevor ich die Kinder zur Schule bringe.


 


Auch Anlagespezialisten setzen mal auf das falsche Pferd. Was war zunächst die beste Investmententscheidung, die Sie dieses Jahr getroffen haben?


Nach aktuellem Stand ist es eine Kombination aus Absicherung und anschließendem Aufbau der Einzelpositionen. Wir hatten das Portfolio noch rechtzeitig mit einem Hedge umfangreich gegen fallende Kurse abgesichert. Das ist uns auch entsprechend unseren Zielvorgaben gut gelungen. Während der Dax dieses Jahr in der Spitze um etwa 39 Prozent nachgegeben hat, konnten wir mit nur 9 Prozent den Rückgang auf einem gut erträglichen Niveau halten.


Der Ausbau der Aktienquote am Tiefpunkt von 27 Prozent auf 42 Prozent war dann gleich im Anschluss eine sehr gute Entscheidung, die darin mündet, dass wir YTD nur bei -3 Prozent liegen – gegenüber dem Dax mit -18 Prozent. Unseren Richtwert, mit maximal 25 Prozent nach unten mitzugehen, gleichzeitig aber mit mindestens 60 Prozent auf dem Weg nach oben zu partizipieren, haben wir bisher sehr gut erfüllt.


 


Und welche Entscheidungen bereuen Sie?


Das betrifft weniger Entscheidungen aus diesem Jahr, sondern vielmehr aus dem Jahr 2018. Zunächst einmal haben wir zu wenig mit unseren Investoren gesprochen. Das soll sich ändern und wir werden verstärkt proaktiv kommunizieren und in regelmäßigen Abständen Updates geben. Darüber hinaus hätten wir als Initiator wesentlich früher das Portfolio revitalisieren müssen und auch die Verantwortlichkeiten eindeutiger verteilen müssen. Das haben wir leider erst in 2019 nachgeholt. Das Ergebnis ist, dass wir seit unserer erfolgreichen Umstellung den Markt wieder beständig outperformen und das bei deutlich geringeren Volatilitäten.


 


Was heißt das genau?


Der IP White (ISIN: LU1394856451 (ausschüttend) bzw. ISIN: LU1144474043 (thesaurierend)) hat in den letzten fünf Jahren den Dax eindeutig outperformed und damit unseren Investoren deutlich mehr Freude bereitet als Millionen von Anlegern ihr Investment in deutsche Indexfonds (ETFs). Im Klartext bedeutet das: unser aktives Konzept (IP White: +14,3 Prozent) hat dem Investor über die letzten fünf Jahre eine deutliche höhere Rendite eingebracht als eine passive Strategie (DAX: -5,6 Prozent) und das gleichzeitig bei einem Bruchteil der Dax-Volatilität. Unsere Investoren konnten in den letzten fünf Jahren ruhig schlafen und dabei trotzdem eine attraktive Rendite erzielen. Die hervorragende Performance mündete in den begehrten „5 Sternen“ bei der Morningstar-Auszeichnung. Damit zählt der IP White zu den Top 10 Prozent innerhalb seiner Kategorie. Jetzt geht es darum, die tolle Performance zu verstetigen.


 


Wie verteidigt man eine historische Performance?


Wir müssen uns stark an unseren Prozess halten, keine Bauchentscheidungen treffen. Den Unterschied erreichen wir durch stringentes Portfoliomanagement. Nur so schafft man replizierbare Performance.


Für uns heißt das konkret:



  1. Konzentration auf unsere besten Ideen. Aktuell haben wir 13 Aktienbeteiligungen im IP White.

  2. Tiefgehendes Research und konsequentes Monitoring. Unsere Analysen entstehen alle in-house und sind außerordentlich detailliert.

  3. Geringe Umschlagshäufigkeit. Top Unternehmen entwickeln sich über Jahre hinweg gut.


 


Herr Samadzada, die Bundesregierung und auch andere Staaten lockern aktuell die Shutdown-Maßnahmen, zumindest teilweise. Wie haben sie die letzten Wochen erlebt und hat die Krise Sie überraschend getroffen?


Die Dynamik beziehungsweise Geschwindigkeit des Kursverfalls war sehr ungewöhnlich. Ansonsten hätten wir den IP White logischerweise noch defensiver aufgestellt beziehungsweise noch stärker abgesichert und hätten in der Spitze statt der erzielten -9 Prozent sogar noch weniger verloren. Ganz entziehen kann man sich so einer Marktbewegung jedoch nie, sofern man investiert ist und auch an positiven Kursbewegungen partizipieren möchte. Wir halten nichts davon, alle Chancen abzusichern. Dennoch arbeiten wir daran, das Risiko im Rahmen zu halten. Das haben wir jüngst auch wieder bewiesen.


 


Was meinen Sie genau mit „Alle Chancen absichern“?


Ich erkläre Ihnen das gerne anhand einem Eierlauf-Rennens. Das Rennen kann man nie gewinnen, wenn man voller Angst ist, also „permanent abgesichert“, und sich nicht bewegt. Mit dieser Strategie kommt man im Leben nicht voran. Wir setzen alles daran das Rennen zu gewinnen. Dafür gehen wir zügig und behutsam zur Ziellinie. Aber selbst wenn das Ei herunterfällt (Corona-Crash), dann geht es darum schnell das Ei schnell wieder aufzuheben und neu zu starten.


 


Welche Sektoren finden Sie aktuell interessant? Gerade in der Touristikbranche dürften sich ja Chancen bieten.


Wir übergewichten bereits seit dem vierten Quartal des vergangenen Jahres robuste Unternehmen mit stabilen Cashflows. Wir haben damals natürlich nicht die Corona-Krise kommen sehen, dafür aber die allgemeine konjunkturelle Verfassung und die Unternehmensbewertungen sowie die sich daraus ergebenden Chancen und Risiken für einzelne Unternehmen. Daher haben wir Ende Oktober 2019 Nebenwerte und zyklische Titel nahezu komplett aus dem Portfolio genommen und das Portfolio noch konzentrierter mit unseren Kerninvestments aufgestellt.


 


Welche Sektoren meiden Sie aktuell?


Im Maschinenbau finden wir aktuell keine wirklich interessanten Opportunitäten. Der Markt geht davon aus, dass wir mindestens zwei Jahre benötigen, um eine Vor-Corona-Kapazitätsauslastung zu erreichen. Warum soll dann ein produzierendes Unternehmen jetzt in noch effizientere oder neue Maschinen investieren, wenn die Nachfrage vielleicht erst in zwei Jahren die Kapazitäten überschreiten wird? Daher ergibt es für uns aktuell keinen Sinn, in zyklische Small Caps aus dem Maschinenbau zu investieren. Das heißt nicht, dass wir das nicht wieder tun werden, wir warten nur auf attraktivere Rahmenbedingungen oder stärker gefallene Kurse.


Sektoren, die wir außerdem aktuell meiden, sind Aerospace, die Touristikbranche und auch Konsumgüter. Wir hatten vor der Krise etwa Beteiligungen an Airbus, Sixt und LVMH. Von allen drei Positionen haben wir uns noch vor dem Ausverkauf durch Covid-19 getrennt, da unsere Kursziele erreicht wurden beziehungsweise die Erwartungen sich zum Negativen hin verändert haben. Trotz zum Teil 50 Prozent tieferer Aktienkurse greifen wir derzeit nicht zu. Aber wir werden Sie informieren, sobald wir wieder aktiv werden und die Risiken, die wir für Investoren eingehen, hier wieder kalkulierbarer sind.


 


Können Sie uns abschließend konkrete Beispiele für Unternehmen oder Geschäftsmodelle in Ihrem Investmentuniversum geben, die aus der aktuellen Krise deutlich gestärkt hervorkommen könnten? Gibt es derartige Fälle überhaupt?


Ein strukturell positives Beispiel wäre etwa PayPal, einer der führenden digitalen Zahlungsabwickler. Der Trend hin zum E-Commerce nimmt durch die momentane Krise täglich an Fahrt auf. PayPal sehen wir als einen der größten Nutznießer dieser Entwicklung. Die jüngst veröffentlichen Zahlen belegen genau das. Die Nutzergewinnung seit Covid-19 ist seit April um über 120 Prozent gegenüber der Vor-Coronazeit angestiegen. Es ist davon auszugehen, dass diese Entwicklung noch eine Zeit lang anhalten und PayPal anschließend deutlich gestärkt herauskommen wird.


 


Wie hoch ist Ihre Aktienquote und welche Titel prägen aktuell das Portfolio?


Der IP White ist ein Mischfonds und hat ein ausgewogenes Fondskonzept. Risiken sollen in beherrschbaren Grenzen gehalten werden. Daher kann der IP White maximal 50 Prozent in Aktien investieren. Aktuell (Stand: 11.05.2020) haben wir eine Aktienquote von 42 Prozent. Das entspricht unserer neutralen Quote. Sehr prägnant in unserem Portfolio sind Unternehmen mit hohen Cash-Reserven und überdurchschnittlichen Margen.


 


Wo liegen für Sie die größeren Chancen?


Der IP White hat es in der ersten Phase (Ausverkauf mit rund -39 Prozent im Dax) geschafft, die Risiken im Griff zu halten. Nun geht es darum, mit Geduld unsere Modelle unter den neuen Gegebenheiten zu aktualisieren und neue Einstiegskurse für unsere Beobachtungslisten zu definieren. In der dritten Phase gilt es, Entscheidungen gemäß Phase 2 zu tätigen.


 


Glauben Sie an ein Comeback der Small Caps?


Ich wünsche es mir. Aber entscheidend wird sein, wo die Investoren die höchsten Renditen auf das von ihnen eingesetzte Kapital vermuten. Wenn die Investoren der Meinung sind, dass digitale Geschäftsmodelle das Nonplusultra sind, dann werden die Gelder in diese Richtung fließen. Das kann dann zu sehr asymmetrischen Bewertungen führen. Große liquide Unternehmen werden dann relativ teurer und Small Caps werden aufgrund ihrer Illiquidität gemieden werden. Das kann wiederum dazu führen, dass dieser Bereich als Investment vollkommen uninteressant wird und wenn dies lange genug anhält, die Bewertungen für Small Caps ein derart niedriges Niveau erreichen, an dem das Investoreninteresse dann wieder zurückkehrt oder diese Unternehmen mit hohen Prämien übernommen werden. Da wir davon jedoch noch weit entfernt sind, glaube ich, dass die Zeit vorbei ist, in der man sich alleinig auf Small Caps konzentrieren kann. Der Bereich könnte über viele weitere Quartale hinweg ausbluten. Wir haben in unserem Aktienportfolio derzeit gerade mal rund 3 Prozent Gewichtung bei Unternehmen unter 500 Millionen Marktkapitalisierung. Aber wie gesagt, wir würden uns freuen, wenn der Bereich wieder attraktiver wird. Aktuell meiden wir Small Caps jedoch noch aus gutem Grund.


 


Tipp: Den IP White (ISIN: LU1394856451 (ausschüttend) bzw. ISIN: LU1144474043 (thesaurierend)) erhalten Sie über FondsDISCOUNT.de ohne den branchenüblichen Ausgabeaufschlag.