Beginnen wir mit einer kurzen Begriffsbestimmung: Das Genre „Rock’n’Roll“ umfasst verschiedene Musikrichtungen der ausgehenden 1940er Jahre bis hinein in die 1960er Jahre. Die Wurzeln gehen zurück auf den Rhythm’n‘ Blues vorzugsweise schwarzer Musiker– typisch hierfür sind das 12-taktige Bluesschema und Instrumente wie Saxophon. Im Rockabilly hingegen, eine typisch „weiße“ Spielart, die in der zweiten Hälfte der 1950er Jahre populär war und der bis dahin gediegenen Country-Musik ein sehr viel wilderes Pendant zur Seite stellte, gibt der Kontrabass den Takt vor. Der Oberbegriff Rock’n’Roll steht somit gemeinhin für Rebellion, die Auflehnung gegen die Eltern und ausschweifende Partys.


Beim auf Nachhaltigkeit spezialisierten Investmentmanager Ökoworld hebt man dagegen ganz andere Facetten dieses Lebensgefühls hervor: „Der ‚Beat‘, der Schlag in der Bewegung des Rock’n’Roll, war immer eine friedliche Revolution ohne Gewalt. Peace and Love – Frieden und Liebe“, fasst Alfred Platow, Verwaltungsratsvorsitzender der Ökoworld Lux S.A., seine Definition zusammen. „Das sind der Rhythmus und die Botschaft, die auch in den Adern der Ökoworld-Philosophie menschlich den Takt angeben“, so der Ökofonds-Pionier weiter.


Das Konzept des Elternfonds


Damit ist auch gleich die Intention des Ökoworld Rock’n’Roll-Fonds (ISIN: LU0380798750) umrissen: Statt Anti-Haltung mit Lederjacke und Pomade im Haar geht es bei dem Mischfonds vielmehr um Verantwortung und Voraussicht. Denn: „Rock’n’Roll ist nicht nur eine beliebte Musikrichtung, sondern ein bewusstes und bejahendes Lebensgefühl“, schreibt die Gesellschaft in den Fondsunterlagen. Demzufolge wird der Rock’n’Roll-Fonds auch als „Elternfonds“ promotet – denn das Konzept richtet sich ausdrücklich an Eltern oder Großeltern, die sich für ihre Kinder bzw. Enkel eine langfristige Kapitalanlage wünschen.


Investiert wird in Wertpapiere mit einer dynamischen und dennoch ausgewogenen Anlagepolitik. Wie bei Ökoworld üblich, erfolgt die Titelauswahl nach ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien. Als Beispiele nennt die Gesellschaft Beteiligungen an Kindergärten, Studentenwohnheimen oder Universitäten – also alles Bereiche, die sich nachhaltig positiv auf die Gesellschaft auswirken. Auch Wasserversorgung, ökologische Nahrungsmittel, regenerative Energien oder zum Beispiel Recycling sind mögliche Investmentbereiche. Felder wie etwa Atomenergie, Erdöl, offene Gentechnik oder auch Kinderarbeit sind hingegen ausgeschlossen. Das Portfolio kombiniert somit flexibel sicherheitsorientierte Anlagen und mehr ertragsorientierte Investitionen, das Ergebnis sei laut Gesellschaft eine „familientaugliche Wohlfühlrendite“.


Der Fonds wurde bereits im Oktober 2008 aufgelegt und wird aktuell als „erster Elternfonds“ beworben. Mit rund 45 Millionen Euro ist das Fondsvolumen noch recht überschaubar. Bleibt der Blick auf die bisherige Performance: Diese beträgt in den vergangenen fünf Jahren 31,59 Prozent bei einer Volatilität von 7,56 Prozent – damit liegt der Rock’n’Roll-Fonds im soliden Mittelfeld der Kategorie flexible Mischfonds – bietet allerdings den Vorteil, das Vermögen nach nachhaltigen Kriterien zu investieren.


Wem dieser Aspekt nicht so wichtig ist, findet natürlich deutlich erfolgreichere Fondskonzepte am Markt, so etwa den flexiblen Mischfonds „WSS-Europa“ (ISIN: AT0000497227), der mit 189,65 Prozent in fünf Jahren aufwarten kann, allerdings auch mit einer Schwankungsbreite von hohen 18,17 Prozent. Ein spezieller Nachhaltigkeitsfonds, der bislang besser abschneidet als der Rock’n’Roll-Fonds ist etwa der Haig Return Global (ISIN: LU0140354944), der ebenfalls als flexibler Mischfonds geführt wird und in fünf Jahren eine Performance von 40,76 Prozent bei einer Volatilität von 7,45 Prozent erwirtschaften konnte. Bleibt man im Bereich Nachhaltigkeitsfonds, könnte allein von der Rendite her auch der Acatis Fair Value Modulor Vermögensbildungsfonds (ISIN: LU0278152862) interessant sein. Der flexible Mischfonds erzielte 43,28 Prozent in fünf Jahren, die Schwankungsbreite lag bei nervenschonenden 5,82 Prozent (Stand aller Performanceangaben: 29.09.2017, Quelle: FWW).


Fazit: Der als „Elternfonds“ beworbene Rock’n’Roll-Fonds könnte als Beimischung für den Vermögensaufbau von Kindern und Enkeln interessant sein – insbesondere, wenn auch nachhaltige Investitionskriterien eine Rolle spielen sollen. Ob Marketing-Gag oder nicht: Bislang war die Wertentwicklung recht ordentlich, auch wenn es erfolgreichere Konzepte am Markt gibt.


Der Rock’n’Roll-Fonds im Vergleich zu weiteren Nachhaltigkeitsfonds aus der Kategorie „Mischfonds/flexibel“: