Der Handel mit Aktien und Anleihen soll künftig auch mittels digitaler Währung möglich sein. Vier der größten Banken der Welt arbeiten laut Bericht der Financial Times bereits auf Hochtouren an dieser Revolution der Finanzbranche. Mit dabei sei außerdem der Broker ICAP, der seinen Sitz in London hat.

Die Deutsche Bank, UBS aus der Schweiz, Santander aus Spanien und das US-Institut Bank of New York Mellon (BNY) wollen gemeinsam bereits ab Frühjahr 2018 die neue Cryptowährung einsetzten. Basis ist die Blockchain-Technologie, die auch bei der bekanntesten digitalen Währung Bitcoin eingesetzt wird.

„Der Handel zwischen Banken und Institutionen ist heute schwierig, zeitaufwändig und kostenintensiv, deswegen haben wir alle große, umfangreiche Abrechnungsstellen“, zitiert die FT den führenden Mitarbeiter für technische Neuerungen bei der Santander, Julio Faura. Es gehe nun darum, dies zu modernisieren und effizienter zu machen.

Der Vorstoß der vier Geldhäuser ist bei weitem nicht das einzige Engagement von Banken auf dem Gebiet der digitalen Währungen. Die Citigroup arbeitet am „Citicoin“, Goldman Sachs am „SETLcoin“ und JPMorgan ebenfalls an einer eigenen Cryptowährung. Die 30 größten Banken haben sich zudem im vergangenen Jahr zu einem Konsortium zusammengeschlossen. Unter dem Namen „R3“ wird in Kooperation mit Microsoft an einer Implementierung der Blockchain-Technologie ins Finanzsystem gearbeitet. Das hat natürlich auch ganz praktische Gründe: Die gesamte Finanzbranche muss alleine für die Abwicklung von Trades (Clearing und Settlement) jährlich Kosten in Höhe von bis zu 80 Milliarden Dollar stemmen, so die Unternehmensberatung Oliver Wyman.

Günstig und schnell
Der Aktien- und Anleihenhandel soll mit dem Verfahren nicht nur billiger, sondern auch beschleunigt werden. Aktuell gelten – je nach Wertpapier – Fristen von bis zu drei Tagen, bis die Transaktionen vollständig abgeschlossen sind, also die Wertpapiere übertragen und das Geld überwiesen.

Man bräuchte eine Form von elektronischem Geld, um den größtmöglichen Nutzen aus den Technologien ziehen zu können, so Hyder Jaffrey, Leider der FinTech-Innovation bei der UBS. „Wir brauchen etwas, dass die Zeit verkürzt, bis die Zahlung eingegangen ist“. Dieser Schritt mache Geld verfügbar, welches anderenfalls bis zum Ende der Transaktion von der Welt abgeschnitten sei, zitiert ihn die FT.

Das Projektteam der vier Banken würde das kommende Jahr damit verbringen, die Zulassung und Kooperation von Aufsichtsbehörden und Zentralbanken einzuholen, so Jaffrey weiter. Ziel sei eine eingeschränkte Markteinführung Anfang 2018 „mit geringem Risiko“. Das Vierer-Konsortium argumentiert damit, dass das neue System die Transparenz für die Regulierungsbehörden verbessern würde.

Zentralbanken sind mit im Boot
Zahlreiche Zentralbanken wollen ebenfalls auf den Bitcoin-Zug mitaufspringen. Sowohl die US-Notenbank Fed, die Bank of England und die Bank of Canada sind unter jenen Notenbank, die aktuell die potenziellen Vorteile des elektronischen Gelds untersuchen. Mit der Bank of England prüft die erste Notenbank sogar bereits die Einführung einer virtuellen Währung wie den Bitcoin.

Der Druck auf die alteingesessenen Banken hat in der jüngsten Vergangenheit massiv zugenommen, denn FinTechs kratzen bereits deutlich an den traditionellen Geschäftsfeldern. Gleichzeitig verlieren die Banken neben Kunden auch an Relevanz. Durch die Digitalisierung bleibt zudem das einzig wahre Steckenpferd – der Kundenkontakt in den Filialen – auf der Strecke. So bleibt es abzuwarten, ob am Ende nicht die neuen Wettbewerber anstatt der „alten Banken“ von den technischen Neuerungen profitieren werden.