FondsDISCOUNT.de: Herr Hellmeyer, bevor wir auf Ihren Fonds zu sprechen kommen: Wie lautet Ihr Fazit zum Börsenjahr 2016?
Folker Hellmeyer: Es war sehr volatil und es lieferte für den Mainstream mit dem Brexitvotum und der Wahl Donald Trumps unerwartete politische Wendungen. Es belegte, dass das Projekt „One Belt, One Road“ Chinas eine immer größere konjunkturelle Bedeutung für die Weltwirtschaft hat. Es war das Jahr des Umschwungs weg von Deflationsrisiken hin zu sukzessiver Inflation. Die Tatsache, dass jedwede exogen verursachte Schwäche an Aktienmärkten in kürzester Zeit umgekehrt wurde, unterstrich und unterstreicht die hohe Attraktivität des Aktienmarkts im Vergleich zu den Alternativen am Finanzmarkt.

Und wie könnte es in diesem Jahr weitergehen? Welche Themen werden die Finanzwelt bestimmen?
Es bleibt auch 2017 volatil an den Finanzmärkten. Die treibenden Elemente in der Weltwirtschaft werden durch die aufstrebenden Länder im Rahmen des Projekts „One Belt, One Road“ gesetzt (Anm. d. Red:: Das Projekt ist auch unter dem Namen „Neue Seidenstraße“ bekannt und bündelt die chinesischen Ziele zum Aufbau eines Infrastruktur-Netzwerks zwischen China und Europa). Ich erwarte im Sektor der aufstrebenden Länder einen Wachstumsclip in Höhe von mindestens 4,8 Prozent nach 4,2 Prozent per 2016. Die Eurozone wird weiter stark laufen und unerwartete positive Akzente setzen. Im Gegensatz zu den USA basiert das Wachstum maßgeblich auf wiederkehrenden Einkommen und nicht auf Kredit. Die Qualität ist bestechend. Die Frühindikatoren bewegen sich auf mehrjährigen Höchstständen. Die EZB wird Richtung Mitte des Jahres bezüglich ihrer Politik deutlich stärkerem Druck ausgesetzt werden. Die USA werden aber bezüglich struktureller Defizite und trotz Trump die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Dort sehen wir analog zu 2016 eine konjunkturelle Enttäuschung mit einem Wachstumsclip von weniger als zwei Prozent. Die Fed wird die Zinsen maximal um 0,50 Prozent erhöhen. Der Brexit wird eingeläutet und der Exit vom Brexit wird ab dem vierten Quartal vorbereitet. Es wird bunt aber für die Aktienmärkte bin ich weiter zuversichtlich.

Nun sind Sie vor einem Jahr selbst unter die Fondsmanager gegangen und bringen Ihr Wissen und Ihre Erfahrung in den Mischfonds BLB Global Opportunities (ISIN: LU1338307660) mit ein. Worin genau besteht Ihre Aufgabe?
Ich liefere in unserem Team das große Bild, die makroökonomische Komponente, die aber durchaus kontrovers diskutiert wird. Gemeinsam mit dem Team um Thorsten Müller bestimmen wir dann die Auswahl und die Timingfragen.

Wie sind Sie mit der Performance im ersten Jahr zufrieden?
In den ersten zwölf Monaten hat der BLB Global Opportunities Fund eine Rendite in Höhe von knapp acht Prozent erzielt bei sehr geringer Volatilität. Mit der Rendite, aber vor allen Dingen auch der Volatilität sind wir sehr zufrieden bezüglich der Herausforderungen, die 2016 durch die Märkte gestellt wurden. Das aktive Management des Fonds ermöglicht diese Performance.

Viele Beobachter erwarten einen deutlichen Aufschwung in den USA, andere sehen ein Comeback für europäische Aktien – wie lautet Ihre Einschätzung, wo sehen Sie Potenzial?
Den Optimismus bezüglich der USA teile ich nicht. Die Konsumverschuldung in den USA im Verhältnis zu den mittleren Einkommen ist kritischer als 2008. Letztes Jahr bedurfte es einer öffentlichen Neuverschuldung in Höhe von 5,5 Prozent, um 1,6 Prozent Wachstum zu kreieren. Mit anderen Worten mangelt es an der Qualität der wirtschaftlichen Expansion. Trumps Maßnahmen werden die Wirtschaft stützen, aber die Effekte liegen eher im Jahr 2018 als 2017. Gleichwohl bin ich für die Weltwirtschaft sehr zuversichtlich. Ein Wachstumsclip von mindestens 3,6 Prozent (IWF 3,4 Prozent) steht auf der Agenda, der Skaleneffekte für die Profitabilität der Unternehmen schafft. Europas Aktien sind nach globalen Standards unterbewertet. Dort sind die Chancen ausgeprägt. Ich favorisiere aber auch die Aktienmärkte der aufstrebenden Länder analog zu 2016.

Wie ist Ihr Portfolio zurzeit aufgestellt? Sie haben ja bei der Titelauswahl große Freiheiten.
Wir sind Verfechter der Aktienanlage. Derzeit liegt die Aktienquote bei gut 75 Prozent. Wir sind konservativ. Über eine Scorecard ermitteln wir die Unternehmen, die die höchste Attraktivität bieten. Knapp ein Drittel des Aktienengagements ist in den aufstrebenden Ländern über Fondslösungen investiert. Im Rohstoffsektor sind wir mit circa zehn Prozent in Gold und Energie positioniert.

Im Anleihebereich halten Sie sich weiterhin eher zurück?
In der Tat sehen wir hier im westlichen Beritt nur sehr maßvolle Anlagechancen. Das Rentenportfolio liegt bei knapp vier Prozent. Wir werfen derzeit einen Blick auf die Rentenmärkte der aufstrebenden Länder.

Wem würden Sie Ihren Fonds empfehlen?
Der Fonds eignet sich für alle Investoren, die gegenüber der Aktienanlage affin sind und die ein Verständnis für die globalen Wachstumstreiber haben und daran eine Partizipation suchen, ohne auf konservative Elemente der Vermögenssteuerung zu verzichten.

Herr Hellmeyer, herzlichen Dank für dieses Interview!