FondsDISCOUNT.de: Herr Lecourt, neben dem Klimawandel ist die unfassbare Flut an Plastikmüll aktuell eines der bestimmenden Themen. Obwohl die EU erste Schritte gegangen ist und Plastikteller oder Trinkhalme verbietet, ist die Menge an Müll gigantisch. Schätzungen der Weltbank gehen davon aus, dass sich die Müllproduktion in Afrika in den kommenden Jahren verdreifachen und in Südasien verdoppeln wird – denn immer mehr Menschen orientieren sich immer mehr am westlichen Lebensstil, Plastikverpackungen und Wegwerfmentalität inklusive. Wie bewerten Sie die Situation?


Bertrand Lecourt: Plastik ist ein gutes Beispiel für den Abfallmarkt. Es sind dringend gemeinsame Anstrengungen nötig, um Lösungen für das wachsende Abfallproblem zu finden. Plastik gewann in den 1950er Jahren an Popularität und wird seitdem wegen seiner vielen Vorteile vermehrt eingesetzt. Der zunehmende Wohlstand in vielen Regionen der Welt und die Verbesserung des Lebensstandards werden weiterhin zu einem höheren Verbrauch von Plastik und Kunststoffderivaten führen. Es wird folglich wichtiger, nicht nur Kunststoffe, sondern alle Abfälle zu vermeiden und – falls dies nicht möglich ist – zu sammeln und zu recyclen.


Als Fondsmanager des Fidelity Funds - Sustainable Water & Waste Fund (ISIN: LU1892829828) kennen Sie die großen Recycling- und Abfallmanagement-Unternehmen ganz genau. Abgesehen von Renditechancen: Gibt es Lichtblicke in Sachen Umweltschutz, was Strukturen wie etwa Mülltrennung aber auch z.B. technische Innovationen anbelangt?


Ein großer Teil unserer Abfälle wird nicht gesammelt. In weniger entwickelten Ländern werden oft mehr als 90 Prozent der Abfälle auf wilden Deponien entsorgt oder offen verbrannt. Diese Praktiken können erhebliche Gefahren für die Gesundheit, Sicherheit und Umwelt nach sich ziehen. Eine gut funktionierende Abfallwirtschaft ist jedoch teuer und kann einen erheblichen Teil des kommunalen Haushalts ausmachen. Oftmals kann es sinnvoll sein, diese Aufgaben auszulagern, damit neue und bessere Technologien zu Einsatz kommen, um die Abfälle effizienter zu sammeln. Diese Lösungen schaffen häufig einen Mehrwert für beide Seiten: die Gesellschaft und die Abfallwirtschaft.


Wie ist Ihre Einschätzung: Bedarf es eines gewissen (materiellen) Wohlstands, um sich Umweltschutz „leisten“ zu können bzw. dessen Wert zu erkennen? Malaysia und die Philippinen ließen bereits Müllimporte an die Verursacher zurückgehen und setzen damit zumindest ein Zeichen.


Der Trend, dass die Gemeinwesen bei fortschreitender Entwicklung ihr Abfallmanagement selbständig organisieren, wird wahrscheinlich anhalten. Ein effizientes Abfallmanagement erfordert integrierte und nachhaltige Systeme. Dies kann teuer sein und macht Daten der Weltbank zufolge bis zu 50 Prozent des Gemeindebudgets aus. Kollektiver sozialer Wohlstand kann verschiedene Phasen im Entsorgungsprozess unterstützen.


Kommen wir zurück zu Ihrem Fonds. Der ganze Bereich Müllentsorgung und Recycling findet bei Anlegern (noch) relativ wenig Beachtung. Warum, meinen Sie, sollte sich das ändern? Welche Investitionschancen sehen Sie hier?


Dass das Abfallmanagement immer wichtiger wird, liegt vor allem am Bevölkerungswachstum, der anhaltenden Urbanisierung und strengeren Umweltauflagen. Die Vereinten Nationen rechnen bis 2050 mit rund zehn Milliarden Menschen - ca. 2,5 Milliarden mehr als heute. Mehr als zwei Drittel der Menschen leben dann wahrscheinlich in Städten, wo das Abfallproblem besonders zum Tragen kommt. All das birgt aber auch Chancen für Unternehmen, die im Abfallmanagement tätig sind – und zwar entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Interessante Investitionsmöglichkeiten sehe ich unter anderem bei Abfallsammelunternehmen, Entsorgern und spezialisierten Unternehmen im Abfallmanagement, wie zum Beispiel der Ressourcenrückgewinnung.


Ein zweites Standbein in Ihrem Fonds ist das Thema Wasserver- und entsorgung, ebenfalls ein riesen Thema, das Anlegern aber bereits schon länger bekannt sein dürfte. Welche Unternehmen halten Sie aktuell im Portfolio?


Viele Investoren richten Ihre Aufmerksamkeit zu stark auf Unternehmen, die Produkte und Dienstleistung anbieten, ohne die „andere Seite der Wirtschaft“, wie Unternehmen der Wasser- und Abfallwirtschaft, zu beachten. Wie die Abfallwirtschaft profitieren auch die Wasserver- und -entsorger von vorhersehbaren und strukturellen Faktoren. Im Bereich Wasser gibt es Möglichkeiten, die von Pumpen- und Armaturenherstellern über Wasseraufbereitungsunternehmen bis hin zu Netzbetreibern, Mess- und Abrechnungsunternehmen reichen.


Für welchen Anlegertyp haben Sie Ihren Fonds konzipiert? Welche Erwartungen, Risikoneigung und geplante Anlagedauer sollte man mitbringen?


Der Fidelity Funds (FF) Sustainable Water & Waste Fund ist ein ESG-Themenfonds. Das heißt, wir berücksichtigen bei der Titelauswahl auch ökologische und soziale Kriterien sowie Aspekte einer guten Unternehmensführung. Über einen Marktzyklus hinweg streben wir ein langfristiges Kapitalwachstum an. Dies wollen wir erreichen, indem wir weltweit in Unternehmen investieren, die in der Abfall- und Wasserwirtschaft tätig sind. Anleger sollten wissen, dass die Wertentwicklung stark von branchenspezifischen Faktoren beeinfluss wird, die sich von der Entwicklung marktbreiter Börsenindizes deutlich unterscheiden können. Bei einem ausreichend langen Zeithorizont und der Fähigkeit, Kursschwankungen an den globalen Aktienmärkten zu tragen, ist der Fonds ein Investment für alle Investoren, die auf wichtige Zukunftstrends und Nachhaltigkeit setzen wollen.


Herr Lecourt, herzlichen Dank für die Beantwortung unserer Fragen!


Tipp: Der Fidelity Funds - Sustainable Water & Waste Fund (ISIN: LU1892829828) wurde im November 2018 aufgelegt und bietet Zugang zu den aussichtsreichen Themenfeldern Müllmanagement und Wasserversorgung. Über FondsDISCOUNT.de entfällt der bankenübliche Ausgabeaufschlag. Der Fonds ist sparplanfähig und kann für den langfristigen Vermögensaufbau genutzt werden.