Nach langem Warten kommt es nun Schlag auf Schlag. Die Europäische Zentralbank beschließt, den Leitzins auf null zu senken und die Märkte mit noch mehr billigem Geld zu fluten. Mario Draghi erhöht das Anleihenkaufprogramm der EZB zudem von 60 auf 80 Milliarden Euro pro Monat. Der Einlagenzins für Banken wird nochmals abgesenkt und beträgt nun -0,4 Prozent. Damit hat die EZB bewiesen, dass sie noch immer handlungsfähig und auch willens ist, Verantwortung zu übernehmen.

Der Dax reagiert sofort, schießt über 100 Punkte nach oben und näherte sich der 10.000 Punkte-Marke, bevor eine deutliche Gegenbewegung in Richtung 9.500 Punkte einsetzte (siehe Grafik). Noch im Dezember hatte Draghi mit seiner zögerlichen Haltung die Märkte verunsichert. Er entschied sich damals, den Leitzins unverändert zu lassen. Der DAX reagierte mit dem schlechtesten Börsenstart überhaupt.



Die EZB beschließt über die oben genannten Maßnahmen hinaus, dass auch in Euro notierte Investmentgrade-Anleihen von Unternehmen außerhalb des Bankensektors für den Kauf der EZB in Frage kommen dürfen, verkündete Draghi auf der Pressekonferenz am Donnerstag. Damit will die EZB die Realwirtschaft direkt unterstützen. Der Ankauf der Unternehmensanleihen soll Ende des zweiten Quartals beginnen.

Bislang haben die Banken das Geld der EZB nur in unzureichendem Ausmaß an die Unternehmen in Form von Krediten weiter gegeben. Die gewünschten konjunkturellen Effekte blieben marginal.

Abschließend stellte Draghi die Einführung eines neuen Refinanzierungsprogramms mit der Abkürzung TLTRO II vor. Darin sollen Banken, die bei der Kreditvergabe eine bestimmte Benchmark überschreiten, sich zu niedrigeren Zinsen Geld von der EZB leihen dürfen. Die Zinsen für dieses Programm können bis -0,4 Prozent betragen und orientieren sich damit am Einlagenstrafzins für Banken. Mit diesem neuen Programm, das auf vier Jahre begrenzt ist und ab Juni startet, will die EZB die Kreditvergabe weiter verstärken und die Banken dabei entlasten.

Draghi geht davon aus, die Zinsen auf unbestimmte Zeit auf dem derzeitigen Niveau bleiben werden. Auch eine weitere Absenkung der Zinsen in den negativen Bereich schließt der EZB-Chef nicht aus, wenn solche Maßnahmen der Preisstabilität dienlich sein sollten.