Im Kern ging es bei dem Interview um die Frage nach der Entwicklung der Kapitalmärkte. Sehr schnell drehte sich das Ganze aber um die Frage, wie Anleger auf die zukünftigen Entwicklungen am Markt reagieren sollen. Auch wenn das im Magazin Das Investment erschienene Interview schon etwas älter ist – angesichts des drohenden harten Brexit haben einige der Aussagen nach wie vor Aktualität.


Warum aber überhaupt mit Wertpapieren – wie Aktien oder Anleihen – beschäftigen. In Deutschland halten rund 15 Prozent der Bevölkerung entsprechende Positionen. 2017 lag laut DAI die Zahl der Aktionäre damit bei über 10 Millionen. Ein Wert, der sich im Vergleich zu den Zahlen aus dem Interview kaum verändert hat. Sind Fonds immer noch zu kompliziert, um einfach mit ihnen umzugehen? Vielleicht liegen die Ursachen für die Zurückhaltung der Deutschen auch ganz woanders.


Die Entwicklung im Finanzsektor ist rasant


Mit Geld spielt man nicht! Diese Devise werden viele Verbraucher kennen – sie haben das Motto von den Eltern oder Großeltern gehört. Vor 50 Jahren war es auch noch nicht denkbar, Geld einfach aus einem Geldautomaten zu ziehen. Selbst das Girokonto – ohne welches ein geregelter Alltag heute kaum vorstellbar ist – besaß vor 50 Jahren nur ein Bruchteil der Bevölkerung.


Inzwischen sind:



  • Bankkonto

  • Sparkonto

  • Geldkarte

  • Kreditkarte


ganz alltägliche Finanzprodukte, mit denen wir im Alltag mehr als einmal umgehen. Wir können heute selbst Kreditkarten schnell und unkompliziert beantragen, kündigen und den Anbieter wechseln. Dass sich die Entwicklung beschleunigen kann, verdankt die Gesellschaft der Digitalisierung – Stichwort FinTech. In den letzten Jahren haben immer mehr technische Dienstleister den Sektor der Finanzprodukte entdeckt.


Heut kann nicht nur online mit einem Klick bezahlt werden. Das Smartphone übernimmt im kontaktlosen Bezahlen eine steigende Bedeutung. In Zukunft wird es wahrscheinlich sogar möglich sein, dass Maschinen Zahlungen austauschen – im Internet der Dinge. Im Sektor für Finanzprodukte geht es sehr dynamisch zu, Veränderungen sind an der Tagesordnung. Aber auch beim Thema Geldanlage dreht sich das Karussell mit hoher Geschwindigkeit.


Angesichts einer zunehmenden Erreichbarkeit auch für Klein- und Privatanleger wird die Nutzung von Depots und Fonds zur Geldanlage zunehmend selbstverständlicher. Sind beide irgendwann soweit, dass sie Anlegern wie die Geldkarte und das Bankkonto vorkommen?


Was macht Fonds heute noch kompliziert?


Fonds und Aktien sowie andere Wertpapiere spielen für die breite Masse immer noch nicht die Rolle, welche Manager ihnen gern zuschreiben würden. Hierfür gibt es nicht den einen Grund. Vielmehr ist die Situation von mehreren Faktoren bestimmt. Ein sehr wichtiger Punkt betrifft die Tatsache, dass sich Anleger aktiv um ihre Investments kümmern müssen.


Anders ausgedrückt: Nur wer ständig die Entwicklung der Finanzmärkte im Auge behält, wird entsprechende Renditen einfahren. Zeit fehlt vielen Haushalten – zwischen Job und Familie – im Alltag aber.


Ein zweiter Faktor ist die eigentliche Anlageentscheidung. Die Entwicklung eines Fonds lässt sich nur für die Vergangenheit beobachten. Sprich: Anleger müssen aus der zurückliegenden Performance eruieren, wie die zukünftige Entwicklung aussehen kann. Eine echte Herausforderung, bei der es um Grundlagen in der Analyse und bei vielen Anlegern auch ums „Bauchgefühl“ geht.


Nicht unwichtig sind auch die Kosten und Gebühren, welche mit dem Fondshandel in Verbindung stehen. Hierzu gehören:



  1. Performancegebühr

  2. Ausgabeaufschlag

  3. Verwaltungsgebühren.


So kommen schnell 2 Prozent bis 3 Prozent an Gebühren zusammen. Dass die Fondsgesellschaft mit den Angaben teils recht unterschiedlich verfahren, trägt zur Komplexität sicher bei.


Depot: Ohne geht es nicht


Für den Fondshandel brauchen Anleger ein Depot. Letzteres trägt zur Haltung gegenüber dem Handel mit Fonds sicher bei. Hintergrund: Am Markt existieren inzwischen unterschiedliche Abrechnungsmodelle. Und Anleger fragen sich, ob sie bestimmte Fonds handeln und vielleicht in einen Sparplan einbinden können. Von diesem Standpunkt aus betrachtet kann es langwierig sein, das passende Depot zu finden.


Zumal noch ein weiterer Punkt mit großem Fragezeichen im Raum steht: Kann ich einfach den Depotanbieter wechseln. Der Gesetzgeber und die Gerichte haben hier viel getan, die Verunsicherung lässt sich trotzdem nicht komplett ausräumen.


Wie könnten sich Fonds vereinfachen lassen?


Da die Skepsis gegenüber Fonds von verschiedenen Rahmenbedingungen beeinflusst wird, sind konkrete Verbesserungsvorschläge schwierig. Für mehr Attraktivität kann sicher der Multi-Asset Ansatz sorgen.


Hintergrund: Hier richtet sich der Fokus nicht auf einen Markt. Stattdessen werden die Einlagen gestreut – etwa in:



  • Aktien

  • Immobilien

  • Anleihen.


Durch diesen Schritt erreicht der Fonds eine bereits sehr hohe Diversifikation. Und diese gilt allgemein als das Mittel, um Anlagerisiken zu minimieren. Aber: Die Multi-Asset Strategie braucht ein hohes Maß an Transparenz.


Muss sich der Anleger letztlich wieder allein darum kümmern, welche Werte und Risiken im Fondspaket stecken, fängt der Fonds die Vorteile wieder ein. Hier wäre es durchaus angebracht, seitens der Branche eventuell über so etwas wie eine Ampellösung nachzudenken. Auf diese Weise ist direkt erkennbar, in welche Strategie der Fonds optimal passt.


Fazit: Fonds werden von Anlegern unterschätzt


Geld so anlegen, dass es Zinsen abwirft. Oder besser: Die Zinsen sollen über der Inflationsrate liegen. Aktuell keine leichte Aufgabe. Minizinsen machen Sparprodukte unattraktiv. Viele Anleger scheuen dennoch den Gang an die Börse. Das Auf und Ab der Kurse wirkt abschreckend. Vermögen soll schließlich aufgebaut und nicht verzockt werden. Fonds sind eine Alternative, über die oft nicht ausreichend nachgedacht wird. Dabei bieten sich gerade mit den Multi-Asset Lösungen, die seit einiger Zeit handelbar sind, Möglichkeiten zur Risikostreuung. Allerdings werden es am Ende nicht nur Anleger sein, die gefragt sind. Auch die Branche muss sich – angesichts der Digitalisierung – mit Herausforderungen auseinandersetzen. Dies bedeutet auch, den Zugang zu Fonds für Anleger zu erleichtern.