Vorweg: Wer über den etwas länglichen Namen des Fonds (zum Fonds mit Chartvergleich: ISIN IE00BGNBWQ13) stolpert: Martin Currie mit Headquarter in Edinburgh (Schottland) ist ein auf Aktien spezialisiertes Investmenthaus, das zum ehemaligen US-Vermögensverwalter Legg Mason gehörte. „Ehemalig“ deswegen, weil dieser im Juli 2020 von Franklin Templeton gekauft und integriert wurde. Zusammen mit einer Reihe weiterer ehemaliger Legg Mason Investmentgesellschaften zählt Martin Currie nun zu Franklin Templeton.


LMMC nutzt dafür den Begriff der „besonders überzeugenden Unternehmen“. Es geht also um einen konsequenten Value-Ansatz, der mit einem strengen und ausgefeilten ESG-Filter aufgewertet wird. Die Analyse von ESG-Faktoren (Environment, Social and Governance – Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) ist umfassend in den Anlageprozess eingebettet und bildet einen integralen Bestandteil der Bewertung von Risiken und Chancen. Martin Currie wurde jetzt das zweite Jahr in Folge mit dem höchstmöglichen (A+) Rating der Principles for Responsible Investment (PRI) ausgezeichnet.


Martin Currie ist grundsätzlich der Ansicht, dass Unternehmen mit hohen und repetitiven Renditen auf das eingesetzte Kapital (ROIC) durch ihr Wertsteigerungspotenzial langfristig überdurchschnittliche Ergebnisse liefern können. Um genau diese Unternehmen zu identifizieren setzt man natürlich auf eine systematische und umfassende Fundamentalanalyse. Die systematische Herangehensweise zielt darauf ab, wiederholbare Ergebnisse zu gewährleisten, die es dem Anlageteam ermöglichen, effektiv Überzeugungen aufzubauen. Dieser Ansatz bedingt einen langfristigen Investmenthorizont. So lautet das Ziel des Managements, den Gesamtmarkt in einer rollierenden Fünfjahreswertung zu schlagen. Denn nur Investitionen mit einem langfristigen Horizont würden die Eigenschaften von Qualitätswachstumsunternehmen zutage fördern, so das Unternehmen.


Die Systematik beruht auf mehreren Schlüsselkriterien: Branchenanalyse, Wachstumstreiber, ESG, Unternehmensethos, kritische Kontrolle der Buchführungsqualität, Finanzkraft und natürlich der Rendite. Besonderer Bedeutung kommt seit Auflegung des Fonds der ESG-Analyse zu, die neben den Nachhaltigkeitsaspekten im engsten Sinne insbesondere auch Fragen zur Diversität, Executive Remuneration und allgemein Gehaltstransparenz, Qualität des Managements, Unternehmenskultur und gesamtgesellschaftlichen Rahmenbedingungen abwägt.


ESG-Bewertung zentrales Instrument der Risikoabwägung


In der konkreten Umsetzung der ESG-Kriterien sucht das Management nach Unternehmen, deren ESG-Ausrichtung besonders zukunftsträchtig erscheint – ohne dass dies vom Markt bereits erkannt oder im Kurs honoriert worden wäre. Daraus ergibt sich ein Portfolio, dass in den einschlägigen Bewertungen einigermaßen prominent dekoriert ist. Neben dem bereits erwähnten Spitzenrating für PRI-Investments belegte der Fonds 2019 auch den Spitzenplatz in der Bewertung des International Corporate Governance Network (ICGN). Im Ranking zum Worldwide Active Ownership rangiert der Fonds innerhalb der obersten 10 Prozent.


Wie manifestiert sich das im konkreten Portfolio? Mit einigermaßen überraschenden Ergebnissen lässt sich feststellen, denn es finden sich eine Reihe von Unternehmen darin, die in den Portfolios anderer nachhaltiger Aktienfonds überhaupt nicht, und wenn, bei weitem nicht so prominent vertreten sind. Die ASML Holding N.V. (Niederlande) als Top Pick  ist der weltweit führende Anbieter von Lithographiesystemen für die Halbleiterindustrie. Als Zulieferer in die derzeit extrem boomende Branche sind die Holländer zur richtigen Zeit am richtigen Ort der Wertschöpfungskette.


Eigenständige Mischung an Unternehmen


Weitere große Positionen hält der Fonds in Moncler (Bekleidung, vor allem hochwertige Daunenjacken), und Kering (Mode und Accessoires) sowie LÒrea und Adidas. Infineon und Hexagon lauten die beiden größten Positionen im industriellen Bereich. Hexagon aus Schweden hat sich eine führende Position im Produktionswissen rund um die Elektromobilität aufgebaut. Am besten im Fonds performte zuletzt Assa Abloy (Schweden), dem Marktführer bei Schlössern und Zugangssystemen in Hotels. Im Lockdown hätten viele Anbieter die Zeit genutzt, um bestehende Systeme zu erneuern. Sehr gut entwickelte sich auch die Kingspan´s Group. Dabei handelt es sich um einen irischen Baustoffhersteller, der vor allem mit Dämmmaterialien erfolgreich ist. Den Iren gelang eine große Akquisition (Logstor), die den Kurs anspringen ließ.


Zu den Verlierern zählte zwischendurch Adidas. An diesem Beispiel zeigt sich die Wichtigkeit, auch politische und soziale Rahmenbedingungen in die Unternehmensbewertung einfließen zu lassen. Denn Adidas und andere Unternehmen des Segments machten deutlich, auf Baumwolle aus Xinjiang künftig zu verzichten, da Bedenken wegen inakzeptablen Arbeitsbedingungen bis hin zu Sklaverei nicht hatten ausgeräumt werden können. Die Unsicherheit drückte zunächst die Kurse, Ansatz des langfristig denkenden Fonds ist aber die Überzeugung, dass nur durch die Vermeidung dräuender Reputationsrisiken Unternehmen dauerhaft Erfolg haben können.


Neu gekauft wurde Ambu aus Dänemark. Das Unternehmen hat sich eine führende Position bei Endoskopie-Geräten für den einmaligen Gebrauch erarbeitet. Verkauft wurde die Tee- und Kaffee Company JDE Peet. Das Unternehmen hatte die Guidance gesenkt, es werde langsamer und mit geringeren Gewinnmargen wachsen. Generell sieht Fondsmanager Zed Osmani weiterhin gute Chancen an den Aktienmärkten, selbst angesichts mittlerweile ambitionierter Bewertungen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis im Fonds lag zum Stichtag 31. März bei ca. 35 auf Basis einer 12-Monats-Vorschau. Das ist fast das Doppelte dessen, was für die großen Indices angegeben wird. Aber genau hier wird die Strategie sichtbar: Auf lange Sicht sollten sich die selektierten Qualitätsaktien deutlich besser entwickeln.


Fazit


Bislang hat sich die Systematik des Fonds für Investoren ausgezahlt, die kleine, aber feine Auswahl hat sich seit Auflage deutlich besser als der Gesamtmarkt entwickelt. Das Sondervermögen bildet eine ziemlich eigenständige Mischung ab und bringt somit neue Ideen in ein Investorenportfolio.