Privatinvestitionen in Nachhaltige Geldanlagen (Fonds/Mandate) sind im Jahr 2019 um 96 Prozent gestiegen. Das hat das in Berlin ansässige Forum für Nachhaltige Geldanlagen e.V. (FNG) innerhalb des am 8. Juni 2020 veröffentlichten Marktberichtes 2020 mitgeteilt. Zudem hätte der Anteil von ESG-Investments am deutschen Gesamtfondsmarkt mit 5,4 Prozent erstmals die fünf-Prozent-Hürde genommen. Eine weitere Kernbotschaft sei, dass 95 Prozent aller nachhaltigen Fonds und Mandate eine Kombination aus Ausschlusskriterien und normbasiertem Screening nutzen würden.


Verantwortliches Investment wird zum Standard


„Auch im zurückliegenden Berichtsjahr 2019 haben verantwortliche Investments ihren Wachstumskurs in Deutschland und Österreich fortgesetzt“, heißt es auf der ersten Seite des Marktberichtes. So sei das Volumen von 1.592 Milliarden Euro im Jahr 2018 auf 1.747 Milliarden Euro gestiegen und entspräche einer Steigerung von zehn Prozent. Nach der Phase der quantitativen Erfassung sei es nun an der Zeit, Kriterien für die Qualität von ESG-Integration zu entwickeln, zu definieren und umzusetzen. Die deutsche Fondsbranche verwalte in dieser Sparte rund 183,5 Milliarden Euro Vermögen. Das entspräche einer Steigerung von 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr 2018. Allein 77 Prozent des Vermögens entfielen auf fünf Anbieter. Trotzdem sei die Akteurslandschaft sehr vielfältig – ein steigender Marktanteil kleinerer Anbieter sei feststellbar. Zwei Drittel des ESG-Vermögens sei in Unternehmensanleihen und Aktien investiert.



„Das ist ein Novum für den deutschen Markt“


Der Fachverband hebt im Marktbericht hervor, dass die Nachfrage privater Investoren für Nachhaltige Geldanlagen im Jahr 2019 rasant gestiegen sei. Dies sei „ein Novum am deutschen Markt.“ Hätte die durchschnittliche Wachstumsrate zwischen 2012 und 2018 bei acht Prozent gelegen, sei man nun bei einem Wert von 96 Prozent. So sei das Volumen von 9,4 Milliarden Euro (2018) auf 18,3 Milliarden Euro angestiegen. FNG führt diese Entwicklung unter anderem auf die erst im März 2021 in Kraft tretenden EU-Maßnahmen zurück, welche „zu einem erweiterten Angebot und einer erhöhten Nachfrage beitragen.“ Trotzdem dürfe nicht vergessen werden – so FNG – dass 89 Prozent des verwalteten Vermögens von institutionellen Anlegern stamme.



Im Gegensatz zum Gesamtmarkt sei der nachhaltige Anlagemarkt doppelt so schnell gewachsen. Der Anteil nachhaltiger Investments liege bei 5,4 Prozent, was einem Wachstum von 0,9 Prozentpunkten entspräche. „Diese Entwicklung zeigt aber allerdings auch, dass der Markt nachaltiger Fonds und Mandate trotz starker Wachstumsraten in Deutschland den Sprung in den Mainstream noch nicht geschafft hat“, so FNG weiter in dem Marktbericht.


Die meisten Fondsmanager würden hinsichtlich der nachhaltigen Anlagestrategie eine Kombination aus Ausschlusskriterien und normbasiertem Screening nutzen. Am weitesten verbreitet seien Ausschlusskriterien, welche bei 99 Prozent der nachhaltigen Investments angewendet würden. Diesbezüglich stünden Kriterien wie „Korruption und Bestechung“ sowie „Arbeitsrechtsverletzungen“ ganz oben auf der Agenda der Fondsmanager.


Qualität von ESG-Integration im Fokus


Neues Bewusstsein und die steigende Kundennachfrage nach nachhaltigen Finanzprodukten veranlasse auch konventionelle Anbieter „ESG-Mindeststandards auf institutioneller, also produktübergreifender Ebene zu verankern.“ Im Zuge dessen hätte man erstmals vertiefende Fragen zur Anwendung und Qualität von ESG-Integration gestellt. Das Forum für Nachhaltige Geldanlagen sei so als erster Marktakteur in der Lage, auch repräsentative Aussagen über verantwortliche Investments zu machen. Die Qualität von ESG-Integration zeichne sich aus Sicht des FNG durch die fünf Handlungsfelder Policies, Prozesse, Reporting, Coverage und Wirkung aus. Nach Befragung der Asset Manager hätte das FNG festgestellt, dass ESG-Integration als Investmentstrategie bei den Fondsgesellschaften angekommen sei. Es gäbe entwicklungsbedingt unterschiedliche Qualitätsniveaus, „aber doch zum Teil auch schon mit sehr wegweisenden Ausprägungen in den fünf Handlungsfeldern, die zeigen, wohin die Reise in den nächsten Jahren gehen wird“, so der Verein.


Das FNG stellt schließlich die Frage nach den Treibern hinsichtlich des Wachstums Nachhaltiger Geldanlagen. Die interviewten 68 Finanzakteure hätten diesbezüglich die Schlüsselfaktoren „Änderungen von gesetzlichen Rahmenbedingungen“ sowie „Nachfrage von institutionellen Investoren“ als am wichtigsten eingeschätzt. Der Ausblick der Studienteilnehmer sei ebenso positiv: So hätten mehr als 61 Prozent ein Wachstums von über 15 Prozent für das Jahr 2020 prognostiziert.


Zertifizierte Investmentfonds mit FNG-Siegel


LBBW Global Warming (ISIN: DE000A0KEYM4) / FNG-Siegel mit Zwei-Sterne-Rating)


Portfoliomanager Christoph Keidel investiert weltweit in Unternehmen, die Produkte oder Dienstleistungen anbieten, die der globalen Erwärmung entgegenwirken oder deren ökologische und wirtschaftliche Folgen abmildern sollen. Keidel selektiert dabei die Titel nach fundamental-qualitativen Kriterien. Zu den Top-Holdings des im Jahr 2007 aufgelegten Aktienfonds gehören die US-amerikanischen Tech-Konzerne Microsoft, Danaher Corporation sowie Nvidia, einer der größten Entwickler von Grafik-Prozessoren.


PRIMA - Global Challenges A (ISIN: LU0254565053 / FNG-Siegel mit Zwei-Sterne-Rating)


Das Team um Investmentkoryphäe Frank Fischer investiert seit 2006 global in Unternehmen, welche im Rahmen ihres Kerngeschäfts substanzielle Beiträge zur Bewältigung von sieben globalen Herausforderungen leisten sollen. Dazu zählen Wald- und Klimaschutz, Biodiversität, Trinkwasserversorgung, Armutsbekämpfung, Bevölkerungsentwicklung, Compliance. Schwergewichte im Portfolio sind unter anderem Diploma Plc., das britische Spezialchemieunternehmen Croda International sowie der neuseeländische Seniorenwohnheim-Betreiber Ryman Healthcare.


Nordea 1 - Emerging Stars Equity Fund (ISIN: LU0602539867 / FNG-Siegel mit Zwei-Sterne-Rating)


Rund 2,45 Milliarden Euro verwaltet das Managementteam um Juliana Hansveden und Emily Leveille. Sie setzen den Investmentfokus auf Schwellenländer, vor allem auf China und Indien. Die Sektoren Finanzen, Informationstechnologie sowie Konsumgüter sind übergewichtet. Top-Positionen im Portfolio sind aktuell die chinesischen Tech-Giganten Alibaba und Tencent sowie Samsung (Südkorea).


Wertentwicklung (Fünf-Jahreszeitraum)



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