Exchange Traded Funds – auch ETFs oder Indexfonds genannt – haben einen Systemfehler an der New Yorker Börse NYSE entlarvt. Ein fehlerhafter Sicherheitsmechanismus verstärkte die Panik am sogenannten Black Monday vor fünf Wochen. Die Anleger waren infolge des Einbruchs an der Börse in China extrem verunsichert. Aus Angst vor Verlusten sammelten sich zahlreiche Verkaufsorders an der NYSE zum Börsenstart am Montag, den 24. August 2015 an.

ETFs zeichnen sich normalerweise dadurch aus, dass sie täglich handelbar sind. Doch an dem sogenannten „Verrückten Montag“ berichteten Trader von Schwierigkeiten beim Kauf und Verkauf der Indexfonds. Investoren, die im Zuge der Panik an der NYSE die Verkaufsorder setzten, erlitten dadurch hohe Verluste. Auch in Deutschland kam es zeitverzögert zu großen Schwankungen, der DAX verlor acht Prozent an nur einem Tag, was auch ETFs in Mitleidenschaft zog, die sich am deutschen Leitindex orientieren.

Der Grund für dieses Chaos am US-Handelsplatz ist dem Wall Street Journal zufolge ein 2010 implementierter Sicherheits-Mechanismus: In Zeiten hoher Volatilität wird der Handel von stark schwankenden Titeln kurzzeitig ausgesetzt, wenn diese innerhalb von fünf Minuten um mehr als zehn Prozent im Kurs steigen oder fallen. Diese Regel soll die Anleger gegen sogenannte Flash-Crashs absichern, also gegen starke Kursstürze, die sich innerhalb kürzester Zeit ereignen.

NYSE unterbricht den Börsenhandel
Am Black Monday kam es zu derart hohen Schwankungen, dass die NYSE den Handel von Futures, die in Verbindung zum Index S&P 500 stehen, mehrmals aussetzte. Mit fatalen Folgen: Wenn der Wert einer Aktie im Portfolio des ETFs einbricht, setzen Fondsmanager mit Futures auf fallende Kurse des Basiswertes, um die Verluste zu minimieren. Dieser Sicherheitsmechanismus wurde außer Kraft gesetzt. Anstatt die Panik zu mildern, führte das bei ETFs in den USA zur Eskalation.

Zum Beispiel verloren zwei Vanguard ETFs –Consumer Staples Index ETF und Health Care Index ETF – in nur wenigen Minuten ein Drittel ihres Wertes (je 32%) an diesem verhängnisvollen Montag. Als der Handel der beiden ETFs nach Unterbrechungen wieder fortgesetzt wurde, wurde deutlich, dass dieser gewaltige Kurseinbruch die Verluste der Referenz-Indizes extrem übertraf, die an diesem Tag nur neun Prozent einbüßten.

Eine zusätzliche Panne erschwerte den Tradern das Management in dieser Krise: Der CBOE-Volatilitäts-Index wurde zum Start des Handelstages gar nicht veröffentlicht und erschien erst nachdem der Dow Jones bereits abgestürzt war. Eine realistische Einschätzung der Situation war für die Fondsmanager somit unmöglich.

Black Monday deckt ETF-Risiken auf
Solche Sondersituationen bringen ETFs also deutlich in Bedrängnis. Sie zeigen auf, dass auch die Liquidität von ETFs an ihre Grenzen stoßen kann. Vielen Anlegern wurde das am Black Monday schmerzhaft bewusst.

Die Stopp-Loss-Order wurde vielen Investoren zum Verhängnis. Sie soll eigentlich sicherstellen, dass Aktien und Fondsanteile, die im Kurs fallen, zu einem vorher festgelegten Kurs verkauft werden. Doch weil manche Titel binnen Sekunden um 30 oder gar 50 Prozent eingebrochen sind, geschah genau das, was nicht geschehen darf: Die Verkaufsorders wurden zu einem geringeren Wert ausgelöst. Der iShares Core U.S. Value ETF von Black Rock stürzte zum Beispiel um mehr als 31 Prozent ein. Gegen Mittag hatte sich der Kurs wieder erholt, doch der Schaden war für viele Investoren bereits angerichtet.

Xetra reagiert flexibel
Der Einbruch bei den ETFs ist also nicht in dessen Struktur begründet, sondern in den Regeln für den Börsenhandel, wie auch aus einem Bericht der Süddeutschen Zeitung hervorgeht. Bei den derzeitigen Regeln im deutschen Computerhandelssystem Xetra sei es „eher unwahrscheinlich“, dass so etwas in Deutschland passiert könne, sagt Eric Wiegand von db x-Trackers, der ETF-Sparte der Deutschen Bank. Der ETF db x-trackers SHORTDAX konnte durch seinen Fokus auf derivative Finanzinstrumente sogar am Black Monday Kurszuwächse verzeichnen (siehe Chartbild).

Wenn in Deutschland eine Aktie wegen hoher Schwankungen vom Handel ausgesetzt wird, startet die Börse eine Auktion. Sie sammelt alle Kaufs- und Verkaufsorders und ermittelt so einen Preis für das Wertpapier. In Deutschland kam es daher nicht zu großen Kursdifferenzen zwischen ETFs und ihren Indizes, obwohl es an dem Black Monday auch in Frankfurt 824 Volatilitätsunterbrechungen im Handel gab. Nur während der Finanzkrise 2008 waren es mehr.

An der NYSE gab es sogar fast 1.300 Handelsunterbrechungen, die die Verluste der US-ETFs begründet haben. Die Trader fordern Änderungen am Sicherungsmechanismus in Zeiten hoher Volatilität, damit Anleger in den USA künftig von solchen Flash-Crashs verschont bleiben.

Fazit: ETFs sind sehr beliebt und gewinnen immer mehr an Bedeutung, allerdings beherbergen Indexfonds auch Risiken, die den meisten Privatanlegern nicht bewusst sind. Der Black Monday hat diese Risiken eindrucksvoll zum Vorschein gebracht.

Die meistgehandelten ETFs unserer Kunden
ETFs auf Aktienindizes Strategie/Anlageziel Perf. 1 JahrAbbildung erfolgtAnlageregion
iShares DAX (DE)Abbildung der DAX 30 Werte+7,49 %PhysischDeutschland
iShares Eurostoxx 50 (De)Abbildung des Eurostoxx 50+6,53 %PhysischEuropa
iShares S&P 500Entwicklung folgt dem S&P 500 Index+26,70 %PhysischUSA
db x-trackers Short-DAX DailyAbbildung des Short DAX-13,09 %SynthetischDeutschland
Lyxor ETF LevDAXAnlageziel ist die Abbildung des LevDAX+10,21 %SynthetischDeutschland
Quelle: FondsDISCOUNT.de