Viele kennen das Gefühl noch von den Weihnachtsfeiertagen oder den vielen Weihnachtsfeiern im Dezember: Am Morgen danach macht sich eine mehr oder wenige schmerzhafte Katerstimmung breit. Dabei steht das nächste Fest schon vor der Tür. Während die Welt an Silvester den Aufbruch ins neue Jahr feiert, könnte sich auf den Finanzmärkten zum Start der ersten Handelswoche ebenfalls eine massive Kater-Stimmung ausbreiten.


Ausgerechnet die US-Zentralbank Fed könnte für ein böses Erwachen sorgen. Denn sie war es, die die Party an den Börsen nach der globalen Finanzkrise am Laufen gehalten hat – mit historisch niedrigen Zinsen und dem Ankauf von US-Staatsanleihen. Doch nachdem die Zinswende bereits eingeleitet wurde und die Wirtschaft in den USA für robuste Rahmenbedingungen sorgt, will sich die Fed nun eine Diät verpassen und ihre aufgeblähte Bilanz von ca. 4,5 Billionen US-Dollar bis 2020 halbieren. Zum Jahresende auslaufende Staatsanleihen sollen nicht mehr nachgekauft werden.


Das hinterlässt eine große Lücke auf dem Markt für US-Staatsanleihen. Vor der Finanzkrise gehörte China zu den größten Abnehmern von US-Treasuries. Das Reich der Mitte reduzierte aber in den vergangenen Jahren die Fremdwährungs-Reserven in US-Dollar um eine Billion US-Dollar. Neben China waren es auch die ölexportierenden Länder, die Ihre Gewinne in US-Staatsanleihen eintauschten. Doch durch den vor zwei Jahren einsetzenden Verfall des Ölpreises müssen auch sie ihre US-Schatzbriefe verkaufen, um ihre Löcher in den Staatskassen zu stopfen.


Wer soll die Kluft überbrücken, wenn die drei größten Player auf dem US-Rentenmarkt – die Fed, China und ölexportierende Länder – keine Staatsanleihen mehr kaufen wollen? Unternehmen, Banken oder Investmentfonds bedienen 35 Prozent der Nachfrage von US-Bonds. Ohne Hilfe von ausländischen Investoren müssten sie ihren Anteil am Markt auf 65 Prozent erhöhen, berichtet die FT. Außerdem werden nur dann neue Käufer auf den Markt drängen, wenn sie steigende Renditen erwarten können. Doch genau das geschieht derzeit nicht.


Vor dem Ausbruch der Finanzkrise lag die Rendite für zehnjährige US-Bonds bei etwa fünf Prozent – etwa doppelt so hoch wie heute. Die Fed plant, durch weitere Zinserhöhungen und den Abbau ihrer Bilanz die Rendite wieder auf dieses Niveau anzuheben. Doch viele Marktteilnehmer glauben nicht daran, dass dieser Übergang ohne Schmerzen und Verluste auf dem Rentenmarkt von statten gehen kann.


Gefahr für Renten-ETFs


Steigende Renditen bei Staatsanleihen gehen zwangsläufig mit fallenden Kursen einher. Das führt zu Verlusten bei Investoren, die Staatsanleihen mit einer langen Laufzeit (Duration) in ihren Portfolios halten. Vor allem für Index-Tracker werde dies zu einer prekären Situation führen, so die FT, da sie das höchste Gefahrenpotenzial für fallende Kurse aufweisen würden.


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Aktive Fondsmanager wie Carmignac haben bereits vor Monaten auf diese Entwicklung reagiert. Der Carmignac Portfolio Unconstrained Global Bond (ISIN: LU0336083497) zeichnet sich durch seine flexible Bandbreite der modifizierten Duration aus. „In den letzten zwölf Monaten wurde die modifizierte Duration des Fonds kontinuierlich von acht auf fast null gesenkt“, sagt Gergely Majoros, Mitglied des Investmentkomitees bei Carmignac im Interview mit FondsDISCOUNT.de.


Der Jahresverlauf wird zeigen, ob sich noch genügend Käufer finden, die US-Staatsanleihen mit einem überteuerten Kurs und einer jahrelang unterdrückten Rendite kaufen wollen. Einzig die solide US-Konjunktur mit nahezu Vollbeschäftigung könne verhindern, dass der Schaden auf dem US-Bondmarkt auf riskantere Assets wie Aktien oder Unternehmensanleihen ausweitet, sagt Dr. Michael Hasenstab, Vize-Präsident, Portfolio-Manager und CIO bei Templeton Global Macro in dem Beitrag der FT. Doch die Fed müsse jetzt den Stimulus reduzieren. „Es wird den Partygängern nicht gefallen, wenn ihnen jemand die Schüssel mit dem Punsch wegnimmt, aber sie den ganzen Abend stehen zu lassen kann am nächsten Morgen zu einem viel schlimmeren Kater führen.“

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