FondsDISCOUNT.de: Herr Wedel, erst einmal herzlichen Glückwunsch! Der Lloyd Fonds WHC Global Discovery hat ein 5-Sterne-Morningstar-Rating. Zudem gehört er laut „Das Investment“ zu den Mischfonds, die 2020 die höchsten Gewinne einfuhren. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?


Markus Wedel: Während die Masse der vermögensverwaltenden Fonds in der Regel auf eine Vielzahl an Assetklassen, Märkten und Titeln setzt, verfolge ich im WHC einen äußerst fokussierten Ansatz. Dabei bin ich nicht aktivistisch, aber sehr aktiv. Das Investmentuniversum konzentriert sich auf mittelständische Mid-, Small- und Micro-Caps aus der DACH-Region und aus Skandinavien. Diese Fokussierung des Anlageuniversums auf den europäischen Mittelstand fußt auf meiner Überzeugung, dass insbesondere in diesen Märkten bei Unternehmen ausgeprägte Informationsineffizienzen und folglich deutliche Fehlbewertungen vorliegen können. Mein Interesse gilt dabei insbesondere Unternehmen mit großem Wertpotenzial, die führende Anbieter in profitablen Nischen sind, ein überzeugendes Geschäftsmodell und Management sowie unterschätzte nachhaltige Wachstumsperspektiven aufweisen. Viele dieser Unternehmen begleite ich dann als langfristig engagierter Investor über einen langen Zeitraum.


Der Fonds ist ein flexibler Mischfonds, somit können Sie die Verteilung von Aktien und Anleihen je nach Marktlage anpassen. Wie hat sich die Corona-Krise auf Ihr Portfolio ausgewirkt?


Die hat uns anfänglich natürlich auch erwischt. Im März hatten wir den stärksten Drawdown seit Auflage im Portfolio zu verzeichnen. Im weiteren Jahresverlauf haben wir dann aber die Kursstände von vor der Krise wieder erreicht und im Ergebnis 2020 mit einer YTD-Performance von rund 23 Prozent die beste Performance seit Fondsauflage am 1. Oktober 2010 erzielt. Insbesondere partizipierte der Fonds dabei durch seine neuen Positionen in Skandinavien und durch seine starken Top-10-Werte. Dabei profitierte der Fonds von seiner hohen Aktiengewichtung in Höhe von rund 95 Prozent. Zum Jahresende verzeichneten dabei vor allem Titel aus dem Mittelstand, die momentan knapp 80 Prozent des Portfolios ausmachen, hohe Kursgewinne. 


WHC steht für Wedel Hanseatic Capital, Ihr eigenes Unternehmen. Was ist die Bedeutung hinter dem zweiten Teil – Global Discovery – und wie hängt der Name mit Ihrer Anlagestrategie zusammen?


Zunächst zum Fondsnamen. Die Geschichte geht ja noch weiter. Ich habe meinen WHC-Fonds 2015 in die SPSW Capital GmbH eingebracht. Diese wiederum ist mittlerweile Teil der Lloyd-Fonds-Gruppe. Daher der aktuelle Fondsname Lloyd Fonds – WHC Global Discovery. Global Discovery ist auf dem ersten Blick zunächst ein Widerspruch zu unserem Fokus auf Small- und Mid-Caps insbesondere des europäischen Mittelstands. Was aber suchen wir? Wir investieren in unseren Fonds bevorzugt in wertorientierte Unternehmen in diesen Märkten, die mit ihrem Geschäftsmodell global erfolgreich aufgestellt sind. Ein Beispiel hierfür sind die Jost Werke, ein weltweit führender Hersteller und Lieferant von sicherheitsrelevanten Systemen für Truck und Trailer. Das Unternehmen erzielt rund 60 Prozent seines Umsatzes in Europa, ist aber auch in Asien und Amerika mit jeweils rund 20 Prozent Umsatz äußerst aktiv. Daher die Namensergänzung „Global Discovery“. 


Wie Sie sagten, fokussiert sich der Fonds auf mittelständische Unternehmen der DACH-Region und Skandinavien. Was macht diese Märkte so interessant?


Mittelständische skandinavische Firmen zählen in Europa zu den innovationsstärksten Unternehmen mit einer ausgeprägten Exportstärke, ähnlich der DACH-Region. Schweden, Finnland und Dänemark belegen die TOP-3-Positionen des European Innovation Scoreboard, das die Innovationsleistung der einzelnen EU-Länder und regionalen Nachbarn und die relativen Stärken und Schwächen der nationalen Innovationssysteme analysiert. Dank unserer guten Vernetzung finden wir Perlen in diesen Märkten. Ein Beispiel ist die dänische Firma Asetek. Sie ist globaler Marktführer bei der Flüssigkühlung von Desktops und Rechenzentren und besetzt damit sehr erfolgreich ein wichtiges und wachstumsstarkes Thema im Bereich der IT.


Was fasziniert Sie persönlich am Beruf des Fondsmanagers?


Es wird nie langweilig und man lernt nie aus. Mit allein 19 verschiedenen Sektoren im STOXX 600 gibt es immer neue Entdeckungen. In der Schule mochte ich nie, von Anderen ausgedachte Geschichten zu lesen, sondern habe schon damals lieber Fachbücher gelesen. Außerdem bin ich gerne mit Menschen zusammen und freue mich daher immer, wenn ich zu Vorträgen eingeladen werde oder ein Vermögensverwalter mit vielen Fragen zu Besuch kommt. Meine Leidenschaft, mich in Unternehmen einzuarbeiten, wird ergänzt durch die Möglichkeit, Menschen von der Anlage in Aktien zu überzeugen. 


Sie haben mal gesagt, dass weitsichtige Vorstände und Ausbilder Sie während Ihrer Lehre bei der Volksbank schon recht früh mit dem Thema Wertpapierhandel in Kontakt gebracht haben. Was denken Sie: Was kann man tun, um die junge Generation besser an die Themen Wirtschaft und Umgang mit Finanzen heranführen kann?


Die Situation erscheint paradox: Die Rentenlücke wächst, privates Vorsorgen wird wichtiger, doch junge Menschen, das ist zumindest meine Wahrnehmung, verstärken den Vermögensaufbau oft nicht, da sie sich oftmals in diesem Bereich nicht genügend auskennen. Hier ist zunächst das Engagement der Eltern gefordert. Ich plädiere zudem dafür, auch in der Schule vermehrt ökonomisches Wissen, insbesondere auch zu Finanzthemen zu vermitteln. Dabei muss Wirtschaft aber integriert in den gesellschaftlichen und politischen Kontext betrachtet werden, um davon zu profitieren. 


Herr Wedel, vielen Dank für die Beantwortung unserer Fragen!