Investoren sollen künftig mehr Druck auf Unternehmen ausüben, wenn diese sich keine detaillierten Angaben über ihre Steuergeschäfte machen. Die Forderung kommt von der Organisation PRI (Principles of Responsible Investment) – einem internationalen Netzwerk von Fondsmanagern und anderen Investoren, die nachhaltige Investmentstrategien verfolgen. In ihrem aktuellen Bericht hat es die PRI auf solche Unternehmen abgesehen, die durch die Ausbeutung von Steuerschlupflöchern Erträge generieren. Diese Firmen seien besonders anfällig für Veränderungen der Steuergesetzgebung. Investoren müssten daher über das Geschäftsmodell der Unternehmen und die Steuer-Risiken Auskunft erhalten, argumentiert die Organisation.

Eine der lautesten Stimmen für mehr Transparenz bei Unternehmens-Steuern kommt PRI-Direktorin Fiona Reynolds: „Für viele unserer Mitglieder steht das Thema Steuern ganz oben auf der Agenda.“ Auf einer Veranstaltung zur Veröffentlichung des aktuellen Berichts macht Reynolds auf die hohen materiellen Risiken für Investoren aufmerksam. Unternehmen, die infolge ihrer Steuergeschäfte in Verruf kommen, könnten damit den Wert ihrer Aktien in den Keller treiben. „Investoren müssen von den Unternehmen mehr Steuertransparenz verlangen“, so Reynolds.

Internationale Jagd auf Steuersünder geht weiter

Seit dem Ende der Finanzkrise versuchen politische Entscheidungsträger weltweit Steuerschlupflöcher zu schließen. Das Ende des Bankgeheimnisses in der Schweiz und in anderen Steuer-Oasen Europas ist ein prominentes Beispiel für das Bemühen dieser Politik. Neben nationalen und EU-Politikern sind aber auch sogenannte NGOs – also Nichtregierungs-Organisationen – an dieser Entwicklung beteiligt. Die PRI ist eine von den Vereinten Nationen unterstützte Vereinigung von über 1.380 Investoren, die Assets im Wert von 59 Billionen Euro verwaltet. Zu den Mitgliedern der PRI gehört mit dem Unternehmen Legal and General Investment Management auch einer der weltweit größten Asset-Management-Gesellschaften.

Mit dieser gewaltigen Präsenz auf dem Finanzmarkt will die Organisation auf ihre Botschaft aufmerksam machen, dass soziale und mit den nationalen Gesetzen in Einklang stehende Investitionen langfristig zu höheren Erträgen führen sollen.

Ein Unternehmen, das nur wenig Steuern zahlt, ist längst nicht mehr so attraktiv für Investoren, seitdem weltweite Jagd auf Steuersünder und Scheinfirmen begonnen hat. Auch multinationale Unternehmen sind viel anfälliger für unerwartete Veränderungen in der Gesetzgebung geworden. Die G20 haben sich in diesem Monat auf die Anfertigung von nationalen Berichten geeinigt, in denen dokumentiert wird, wo Unternehmen ihre Gewinne generieren und wo sie ihre Steuern zahlen. Die Berichte sollen – entgegen den Forderungen der NGOs und Non-Profit-Organisationen – vorerst nicht veröffentlicht werden, berichtet die FT. Dennoch verdeutlicht dies das Risiko, dass aus solchen Berichten auch schärfere Steuergesetze abgeleitet werden könnten.

Trotz dieser Entwicklungen hat sich die Bereitschaft der Unternehmen nicht erhöht, sich in ihre Karten schauen zu lassen. Einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PriceWaterhouseCoopers zufolge gibt es für jedes zweite FTSE-100-Unternehmen Forderungen nach mehr Informationen zu den Steuergeschäften. Vor zwei Jahren waren es noch weniger als ein Drittel.

Tipp: Wie nachhaltige Investments aussehen können, erfahren Sie in unserem Artikel über den Aktienfonds Prima Global Challenges.