In den beiden verkürzten Handelswochen vor und nach Ostern herrscht Zurückhaltung an den Börsen. Die Urlaubszeit sorgt für geringere Handelsvolumina. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sorgen darüber hinaus für allgemeines Achselzucken bei den Finanzmarktakteuren. Die Zentralbanken in den USA und Europa haben die Weichen für die Geldpolitik für das laufende Jahr gestellt. Doch fahren die Notenbankchefs Janet Yellen und Mario Draghi in unterschiedliche Richtungen. Ein einheitliches Bild für die Entwicklungen an den Finanzmärkten ergibt sich dadurch nicht.

Auch die Entwicklung der Ölpreise hält Investoren in Atem. Nach dem starken Verfall in den vergangenen 20 Monaten haben Brent und WTI einen beeindruckenden Zwischenspurt hingelegt: Beide Rohölsorten sind von ihren Tiefstständen im Januar etwa 40 Prozent gestiegen. Wird jetzt der Abwärtstrend fortgesetzt? – Investoren warten gespannt auf das Treffen des internationalen Ölkartells OPEC im April.

Fondsmanager orientieren sich in diesem unsicheren makroökonomischen Szenario wieder verstärkt an den Fundamentaldaten der Unternehmen. Die Berichtssaison der großen Konzerne startet im April. Die Fondsgesellschaft Gauly | Dittrich | Van de Weyer Asset Management ist eher skeptisch: Die Aktien- und Anleihenmärkte werden als „tendenziell eher hoch bewertet“ eingestuft.

Nachfolgend dokumentiert FondsDISCOUNT.de den Wochenbericht der Fondsgesellschaft im Wortlaut:

„Mit den Treffen der Notenbanken in Frankfurt (Europäische Zentralbank) und Washington (US Federal Reserve) liegen spannende und vor allem richtungsweisende Tage hinter uns, die an den weltweiten Börsen zu teilweise signifikanten Kurssprüngen geführt haben. Es ist daher nicht überraschend, dass die globalen Kapitalmärkte nun wieder in ruhigeres Fahrwasser kommen und viele Markttrends der vergangenen Wochen stark an Dynamik verlieren. Dies mag auch daran liegen, dass der Blick in die nähere Zukunft keine offensichtlich relevanten Termine erkennen lässt und ein dominierendes Thema für die nächsten Wochen somit kaum zu identifizieren ist. Wir gehen davon aus, dass sich dies bald ändern wird.

Aus unserer Sicht könnte zum Beispiel der Rohölpreisanstieg der letzten Wochen erste Spuren in den Verbraucherpreisen hinterlassen. Diese würden zwar, wie in unserem letzten Kommentar beschrieben, kurzfristig zu keinen Veränderungen in der Notenbankpolitik führen, allerdings würde eine solche Entwicklung sicherlich viel Aufmerksamkeit an den Anleihen- sowie an den Aktienmärkten bekommen. Damit einhergehend würde sich der Fokus auch wieder vermehrt auf die aktuellen Rohölpreise legen, die, ähnlich wie die Preise anderer Rohstoffe, seit Januar deutlich an Wert zugenommen haben.

Ein weiteres wichtiges Thema dürfte die anstehende Berichtssaison großer Börsenkonzerne werden, die Mitte April starten wird. Dann stehen nicht nur die Unternehmensumsätze und –gewinne im Fokus, sondern auch der psychologische Effekt, dass typischerweise in den 4-5 Wochen vor Veröffentlichung der Unternehmenszahlen eine „Stocks Buyback Blackout Period“ existiert. In dieser Zeit können Unternehmen keine eigenen Aktien am Kapitalmarkt zurückkaufen. Einige Aktienanalysten weisen bereits darauf hin, dass viele Unternehmen aktuell die größten Nachfrager ihrer eigenen Aktien sind und folglich in den kommenden Wochen eine wichtige Unterstützung an den Aktienmärkten fehlen wird. Zu den bedeutendsten Rückkäufern der eigenen Aktientitel zählen momentan große Namen wie Wells Fargo, General Motors oder Schlumberger.

Ein drittes Thema, das an den Finanzmärkten bereits positiv aufgefasst wird, sind die sich teilweise verbessernden makroökonomischen Indikatoren wie z.B. der deutsche Stimmungsindikator ifo-Index sowie die sehr guten Januar-Industrieproduktionsdaten aus Europa. Besonders letztere finden immer noch viel Beachtung bei den Analysten, werfen sie doch viele Fragen hinsichtlich der als schlecht geltenden globalen konjunkturellen Verfassung auf, die in den kommenden Wochen beantwortet werden sollten. Darüber kann noch eine Vielzahl an potenziellen Gefahrenpunkten, wie z.B. der „Brexit“, zumindest an den europäischen Kapitalmärkten für eine Stimmungsänderung sorgen.

Insgesamt sind wir weiterhin der Meinung, dass es negative Nachrichten in Anbetracht der aus unserer Sicht tendenziell eher hoch bewerteten Aktien- und Anleihenmärkten leichter haben sollten, einen neuen Trend anzustoßen. Als Haus mit großem Fokus auf das Risikomanagement sind wir uns allerdings gleichsam bewusst, dass Kursanstiege in einem eher pessimistisch eingestellten Umfeld schnell eine selbsttragende Dynamik entwickeln können. Deshalb berücksichtigen wir auch ein solches Szenario in unseren Neuallokationen.“