Nach den Erhebungen von Scope wurden im Jahr 2019 je 24 geschlossene Publikums-AIF (alternative Investmentfonds) und Vermögensanlagen von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht zum Vertrieb zugelassen. Das geplante Eigenkapitalvolumen der Publikums-AIF stieg dabei gegenüber dem Vorjahr um rund zwölf Prozent auf 1,24 Milliarden Euro an. Bei den Vermögensanlagen zeigte sich eine gegenteilige Entwicklung. Das zu platzierende Kapital sank um etwa 13 Prozent auf rund 671 Millionen Euro.


Geschlossene Publikums-AIF


Scope macht vor allem drei Gründe für das erneute Überschreiten der Eine-Milliarde-Euro-Marke aus:


(1) Unter den 24 zugelassenen AIF befinden sich vier großvolumige Fonds, deren prospektiertes Eigenkapital zusammen rund 580 Millionen Euro beträgt und damit bereits 47 Prozent des gesamten emittierten Eigenkapitals darstellt. Die großvolumigsten Angebote des Jahres 2019 waren:


- Jamestown 31 mit 239 Millionen Euro


- Wealthcap Immobilien Deutschland 42 mit 129 Millionen Euro


- MIG Fonds 16 mit 105 Millionen Euro und


- United Investment Partners Projektentwicklungen Deutschland mit 105 Millionen Euro.


(2) Private-Equity-Produkte verzeichneten einen deutlichen Anstieg der Emissionsaktivitäten. Es wurden sechs Angebote aus dieser Assetklasse mit einem prospektierten Eigenkapitalvolumen in Höhe von insgesamt rund 333 Millionen Euro im Jahr 2019 zum Vertrieb zugelassen. Im Vorjahr waren es zwar sieben Private-Equity-AIF, allerdings lag das prospektierte Eigenkapitalvolumen mit etwa 163 Millionen Euro deutlich unter dem Wert von 2019.


(3) Es wurden sechs Fremdwährungsfonds aufgelegt, die höchste Anzahl in einem Jahr seit Einführung des Kapitalanlagegesetzbuches (KAGB). Fünf dieser Fonds valutieren in US-Dollar, der sechste wurde in Australischen Dollar aufgelegt. Das prospektierte Eigenkapitalvolumen dieser Fonds betrug umgerechnet 404 Millionen Euro.


 



Aufteilung der Publikums-AIF nach Assetklassen


Mit 15 Publikums-AIF investieren die meisten aufgelegten Fonds in Immobilien. Der Investitionsfokus liegt bei elf dieser Fonds auf deutschen Objekten unterschiedlicher Nutzungsarten wie beispielsweise Wohnen, Büro, Einzelhandel, Hotel und Pflege. Vier Fonds investieren außerhalb von Deutschland. Es handelt sich um folgende Fonds:


- Real I.S. Australien 10


- Jamestown 31


- HAB US Immobilienfonds


- DNL Prime Invest I.


Die zweitstärkste Assetklasse ist mit sechs Fonds die Kategorie Private Equity. Das prospektierte Eigenkapital beträgt 333 Millionen Euro. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet das eine Verdoppelung des prospektierten Eigenkapitals. Vier der sechs Private Equity-AIF sind im Immobiliensektor aktiv. Die restlichen zwei Produkte sind als klassische Private Equity-Fonds konzipiert.


Die Anlageklasse Multi-Asset kommt gerade einmal noch auf ein prospektiertes Eigenkapital in Höhe von 73,3 Millionen Euro. Publikums-AIF in anderen Assetklassen – wie erneuerbare Energien und Flugzeuge – wurden im Jahr 2019 nicht aufgelegt.


Grafik: Aufteilung der Publikums-AIF nach Assetklassen



Anbieter mit dem höchsten Neuangebot 2019


Mit fünf Fonds und einem prospektierten Eigenkapital in Höhe von insgesamt 265 Millionen Euro ist Wealthcap der Anbieter des Jahres 2019 mit dem höchsten Neuangebot. Gefolgt wird Wealthcap von Jamestown, dessen Fonds Jamestown 31 ein prospektiertes Eigenkapitalvolumen von 239 Mio. Euro aufweist.  Beide Anbieter stellen zusammen somit rund 40% des prospektierten Eigenkapitals. Bis auf die DF Deutsche Finance, die zwei Fonds mit einem prospektierten Eigenkapital in Höhe von zusammen 75 Mio. Euro lanciert hat, haben die weiteren Anbieter jeweils nur einen Publikums-AIF im Jahr 2019 auf den Markt gebracht.


Risikodiversifikation


Von den 24 neu zugelassenen Publikums-AIF sind 20 Fonds risikogemischt konzipiert. Bei 15 dieser Fonds handelt es sich um Blind-Pool-Konzepte, die konkreten Investitionsobjekte waren also bei Auflage des Fonds noch nicht bekannt.


Vermögensanlagen


Im Jahr 2019 kamen 24 neue Vermögensanlagen nach Vermögensanlagengesetz (VermAnlG) auf den Markt. Für 21 dieser Angebote liegt Scope auswertbares Datenmaterial vor. Das zu platzierende Kapital dieser 21 Produkte betrug rund 672 Millionen Euro, das ist ein Rückgang von etwa 13 Prozent gegenüber dem Vorjahreswert (776 Millionen Euro). Von den 24 Vermögensanlagen entfallen sechs auf Unternehmensbeteiligungen, sechs auf Nachrangdarlehen und jeweils drei auf Genussrechte, Namensschuldverschreibungen und Direktinvestments. Das meiste Kapital entfällt auf folgende Angebote:


- DEGAG WI8 GmbH, Investitionen in Wohnimmobilien über ein Genussrecht, 200 Millionen Euro


- TSO Active Property III, ein Blind Pool, der in Gewerbeimmobilien im Südosten der USA investiert, 146 Millionen Euro


- MLC Properties East Africa mit Investitionen in Immobilienprojektentwicklungen in Ruanda und Tansania, mit 78 Millionen Euro.


Aufteilung der Vermögensanlagen nach Assetklassen


Im Bereich der Vermögensanlagen kam es in den letzten drei Jahren zu einer deutlichen Verschiebung hinsichtlich der Assetklassen. Bildeten „Sonstige“ im Jahr 2017 noch das Schwergewicht mit 64 Prozent, so machten diese im Jahr 2019 nur noch 11 Prozent aus. Hauptgrund für diesen Rückgang ist die P & R-Insolvenz. Im Jahr 2017 umfasste das Neuangebot des Anbieters P & R Transport-Container noch vier Direktinvestments mit einem zu platzierenden Volumen von circa 400 Millionen Euro. Im Jahr 2018 gab es von P & R nur noch ein Direktinvestment mit einem zu platzierenden Volumen in Höhe von rund 100 Millionen Euro. Nutznießer war die Assetklasse Immobilie, die in zwei Jahren um 59 Prozentpunkte auf 83 Prozent zulegen konnte.


 


Grafik: Aufteilung Vermögensanlagen nach Assetklassen



Ausblick


Für das Jahr 2020 erwartet Scope keine starke Zunahme der Emissionsaktivitäten der Publikums-AIF und ein prospektiertes Emissionsvolumen von leicht unterhalb einer Milliarde Euro. Hinsichtlich der Assetklassen rechnet Scope ähnlich wie im Jahr 2019 mit einer Dominanz der Immobilienfonds und einem Anteil der Assetklasse Private Equity in etwa auf Höhe des Niveaus von 2019. Zudem erwartet Scope aufgrund des deutlich höheren Transparenz- und Schutzniveaus des KAGBs eine weiterhin anhaltende Fokussierung auf Publikums-AIF anstatt der Vermögensanlagen.