Der TBF Global Income (DE000A1JUV78) weist eine Ausschüttungshistorie auf, die ununterbrochen bis 2009 zurückreicht. Wer sich erinnert: Zwischen 2009 bis 2021 lagen einige Crashs auf dem Weg. Für das laufende Jahr sei mit den Coupons und erwarteten Dividenden erneut eine ansehnliche Ausschüttung realistisch, sagte Dreide während eines Interviews im Hegau-Tower in Singen. Das Domizil steht sinnhaft für zwei Kernstrategien, die sich ergänzen: Weitsicht und Konkretsein.


Weitsicht: Nachhaltigkeit und Blick auf das Verhalten der Notenbanken


Dort, ganz oben im 17. Stock, blickt man bei klarem Wetter über den Bodensee bis weit zu den Vorarlberger und Schweizer Alpen. Weitsicht lautet das eine Grundprinzip des Fonds. Beispiel Nachhaltigkeit: Der TBF Global Income zählte zu den ersten Fonds, die strikt auf nachhaltige Investments geachtet haben. Das schlägt sich unter anderem im validen FNG-Siegel nieder und im Telos ESG-Company-Check in Gold. Zur ESG-Ausrichtung später mehr. Da der Fonds vorgabenbedingt mindestens 50 Prozent des Vermögens in verzinslichen Wertpapieren halten muss, zählt die Beobachtung und Einschätzung der Zinsentwicklung zu den wichtigsten Aufgaben des Managements – Stichwort Zinsänderungsrisiko. Dreide hat aktuell ganz klare Meinungen: „Die Inflation war absehbar, und sie ist auch nicht vorübergehend.“ (siehe dazu auch unser Artikel /magazin/news/inflation-wachsende-bedrohung-fuer-stiftungskapital-6472/


Dreide glaubt nicht, dass die US-Zentralbank Federal Reserve wie angekündigt acht Mal in diesem Jahr in Viertelprozentschritten die Zinsen anheben wird. Für die Leistung der Europäischen Zentralbank (EZB) gibt es einen klaren Kommentar: „Die EZB hat komplett versagt.“


Weitsicht Makro-Ökonomie: bereits im November 2021 hohe Risiken gesehen


Im Jahresverlauf 2022 hat der Fonds auch nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine nur minimale Drawdowns zu verkraften gehabt. Dreide und das Managementteam hatten bereits im November 2021 hohe Risiken am Markt gesehen und eine Cashposition von mehr als 20 Prozent aufgebaut. „Da war bei den Kursen viel zu viel zu schnell vorweggenommen worden“, befindet Dreide. Im ersten Quartal lagen Aktien und Anleihen dann gleichermaßen im Minus – für einen Mischfonds prinzipiell eine sehr missliche Situation, weil taktische Umschichtungen damit nur begrenzt Sinn machen. Es sei denn, man verfügt über eine ansehnliche Cash-Position. „Wir haben die Mittel zu deutlich reduzierten Preisen wieder investiert und dabei im Anleihebereich deutlich bessere Renditen erhalten und bei Aktien zurückgekommene Titel eingesammelt.“ So hat der Fonds zum Beispiel den dänischen Windturbinenhersteller Vestas 2021 rechtzeitig verkauft – und nach der erheblichen Kursdelle wieder gekauft. Ein anderes Beispiel ist der italienische Kabelhersteller Prysmian.


Konkretsein: Fondsmanager Dreide und die Investment-Ideen nach Firmenbesuchen


Der Blick in die Ferne gelingt vom Hegau-Tower, man kann aber auch das direkte Umfeld in Augenschein nehmen, und das besteht ganz konkret aus Industrieanlagen, in diesem Fall aus dem Maggi-Werk. Das gehört nun zu Nestlé. Nahe sind auch ein Aluminiumwerk und eine Vielzahl von mittelständischen Industriebetrieben. Produzierende Unternehmen stehen im Fokus des Fondsmanagers. „Ich bin gerade erst wieder aus Nordamerika zurück“, berichtet Dreide von zahlreichen interessanten Unternehmensbesuchen. Am 7. September 2021, als Kanada wieder Einreisen ins Land erlaubte, saß er in der ersten Maschine von Air Canada, um wieder in engen Kontakt mit Vertretern potenzieller Investitionsziele zu treten. „Bei der vielen Gesprächen in den vergangenen Wochen und Monaten war ich der erste Investor, den sie wieder live vor Ort sahen.“ 


Gefühl für das Unternehmen und die Gesamtlage erhalten


Während der Termine vor Ort will Dreide keine Präsentationen sehen, sondern mit Besichtigungen und während Gesprächen ein Gefühl für das Unternehmen und die handelnden Personen erlangen. Die Termine vor Ort macht TBF direkt mit dem Unternehmen aus oder über Broker. „Ich habe bei den vergangenen Terminen viel Input erhalten. Wenn ich on the road bin, dann habe ich eine Trefferquote. Das merkt man auch in der Performance des Fonds.“ Die Informationen aus anderen Ländern helfen rückkoppelnd auch bei der Einschätzung der wirtschaftlichen Gesamtsituation. Um in den USA und Kanada die Fördermengen für Öl und Gas zu erhöhen bedürfe es erheblicher Investitionen. Zudem sieht Dreide auch nicht eben überbordende Motivation bei den Unternehmen: „Die waren nun jahrelang die ungeliebten Kinder und werden sich eine eventuelle Ausweitung der Förderung sehr gut bezahlen lassen.“


Auf der Suche nach „Corporate Action“


Mindestens 51 bis zu 100 Prozent des Fonds müssen Anleihen investiert sein, 0 bis 25 Prozent können in globale Aktien allokiert werden. Daraus ergibt sich die Ausrichtung als defensiver Mischfonds. Auf der Aktienseite strebt Dreide ein Portfolio von 30 bis 50 Titeln an: Die Anlageideen unter anderem aus den Unternehmensbesuchen, aus Konferenzteilnahmen und allgemeiner Marktbeobachtung werden einer qualitativen Unternehmensanalyse unterzogen. TBF legt insbesondere auf die Bilanzrelationen, Free Cashflow und die operative Marge Wert. Natürlich erfolgt die umfassende ESG-Bewertung. Auf der Anleiheseite wird das Spektrum der Staats- und Unternehmensanleihen, inklusive Wandelanleihen, genutzt. Grundsätzlich sucht das Fondsmanagement gezielt nach „Corporate Action“. Damit sind Situationen gemeint, die zu Wertsteigerungen der Anleihenotierung führen können. Übernahmen, Rating-Upgrades, vorzeitige Rückzahlungen mit einem Bonus oder anderweitige Sondersituationen stehen dabei im Fokus. Der Fonds ist dabei sehr erfolgreich, wie zahlreiche Beispiele zeigen.


Zwei Beispiele für positive Action: Dell und Sprint/T-Mobile


Ziel des Dell-Invests war es, vom Rating-Upgrade von BB zu BBB zu profitieren. Als Global Player mit solidem operativen Geschäft landete der PC-Assembler auf der Watchlist von TBF. Hohe operative Marge und Cashflow überzeugten Dreide. In 2015 erfolgte die Übernahme von VMware, in der Folge gab es Bemühungen, den Verschuldungsgrad signifikant zu senken. Als dies deutlich wurde gab es erste Käufe von TBF auf Basis hauseigener Analyse. Nach dem Verkauf von VMWare und verbessertem Ausblick der Ratingagenturen erfolgte der Anleiheverkauf mit Gewinn. Von der Übernahme des Mobilfunkanbieters Sprint profitierte TBF ebenfalls. Nicht nur, dass man einen Coupon mit 7,85 Prozent genoss, es wurde auch noch der Kurssprung der Anleihe nach Genehmigung der Fusion mit T-Mobile genutzt. Dies sind zwei besonders geglückte Transaktionen gewesen, oftmals sind aus solchen Unternehmensnachrichten nur kleinere Gewinne zu ziehen, aber das ist die Grundstrategie des TBF Global Income: „Wir machen keine großen Wetten, sondern setzen auf viele kleine Einkommensbausteine“, betont Dreide.


Umfangreiche ESG-Prüfungen seit Auflage des Fonds


Durch die Voll-Integration der ESG-Kriterien in den gesamten Investmentprozess bietet der TBF Global Income genau das, was Stiftungen wünschen: Die Kombination aus Nachhaltigkeit und Ausschüttungen. Das MSCI-ESG-Rating lautet auf „A“. Es gibt ein eigenes ESG-Factsheet, das auf der TBG-Seite einfach zu finden ist: https://www.tbfsam.com/fileadmin/fonds_documents/DE0009781997_professional_other_de.pdf. TBF legt Wert auf die Reduktion von Risiken aus Reputationsschäden: 66 Prozent der Unternehmen im Fonds sind laut MSCI mit grüner Kontroversenflagge versehen und kein Unternehmen mit rot. Daher sind Reputationsrisiken und daraus resultierende Kursverluste als geringer einzuschätzen. Kontroverse Geschäftsfelder sind ebenfals ausgeschlossen, es gibt kein Exposure zu Unternehmen mit einem MSCI ESG Rating von CCC und/oder einer kontroversen Flagge von Rot. Ebenfalls enthält der Fonds keine Anleihen von Staaten, die von Freedom House als „unfrei“ klassifiziert werden, die UN-Biodiversitätskonvention und das Klima-Übereinkommen von Paris nicht ratifiziert haben oder einen Score kleiner als 35 im Corruption Perception Index von Transparency International besitzen.


Zusammengefasst


Es steht zwar kein „Stiftung“ im Namen des Fonds, und auch kein „Sustainable“ – das bedeutet aber nicht, dass es nicht im Fonds enthalten wäre. Stiftungen, die bei der umtriebigen Reisetätigkeit Peter Dreides vielleicht etwa zusammengezuckt sind, können beruhigt sein: Die Kosten für die Unternehmensbesuche werden nicht dem Fonds belastet. Viel mehr track-record als beim TBF Global Income lässt sich nachhaltig derzeit kaum finden, weswegen der Fonds bestens im Club der 25 in der Fondsfibel (www.fondsfibel.de) aufgehoben ist.


 


Zum Autor: Dieser Text wurde von Stefan Preuß im Auftrag von www.stiftungsmarktplatz.eu erstellt. Er ist freier Autor, spezialisiert unter anderem auf das Segment Stiftungsfonds und stiftungsgeeignete Fonds. Er fungiert zudem als Redaktioneller Leiter für die FondsFibel für Stiftungen & NPOs (www.fondsfibel.de).