Ich möchte etwas Geld in einem Immobilienfonds zwischenparken und wieder verkaufen, wenn ich Liquidität benötige. Ist das möglich?
Nein, denn im Gegensatz etwa zu Aktienfonds eignen sich Immobilienfonds nicht für kurzfristige Spekulationen, sondern sind gemäß der Assetklasse „Immobilien“ auf eine mittel- bis langfristige Haltedauer ausgerichtet. Seit dem Jahr 2013 schreibt das Kapitalanlagegesetz sogar eine Mindesthaltefrist von 24 Monaten sowie eine Kündigungsfrist von zwölf Monaten für alle Neuanleger vor. Das heißt: Wer neu in einen Immobilienfonds investiert, muss zwei Jahre warten, bis die Anteile wieder verkauft werden dürfen und muss dann seine beabsichtigte Rückgabe ein Jahr vorher ankündigen. Durch diese Regelung sollen offene Immobilienfonds besser vor plötzlichen, massenhaften Rückgaben geschützt und Liquiditätsengpässe sowie etwaige Fondsschließungen verhindert werden. Ausschlaggebend hierfür waren die Erfahrungen während der Finanzkrise. Damals wollten zahlreiche Anleger ihr Kapital zurück haben. Die hohen Mittelabflüsse brachten die Fonds in Schwierigkeiten, denn Immobilien lassen sich nun einmal nicht von heute auf morgen verkaufen.


Welche Renditen sind mit offenen Immobilienfonds im Schnitt eigentlich möglich?
Laut aktueller Wertentwicklungsstatistik des Fondsverbands BVI liegt die Wertentwicklung offener Immobilienfonds auf ein Jahr gesehen im Durchschnitt bei 3,6 Prozent. Wer sich einen solchen Fonds vor fünf Jahren ins Depot gelegt hat, erzielt im Schnitt eine Performance von 13,5 Prozent, nach zehn Jahren sind es 29,9 Prozent (Quelle: BVI, Stichtag: 30. September 2017). Dies ist im Vergleich zum Sparbuch immer noch attraktiv, fällt aber neben anderen Fondskategorien deutlich ab – gerade auch im Hinblick auf die enormen Preissteigerungen, die am Immobilienmarkt zu erzielen sind. Warum offene Immobilienfonds renditeseitig nicht eins zu eins am Immobilienboom partizipieren, erklären die Analysten der Ratingagentur Scope mit der konservativen Bewertungspraxis der deutschen Immobiliengutachter. Diese würden auf nachhaltige Werte abzielen, um Marktausschläge nach oben oder unten zu glätten. Laut Scope ist diese Praxis gängig, was dazu führt, dass viele Fondsobjekte im Vergleich zu aktuell erzielbaren Marktpreisen unterbewertet sind, auf der anderen Seite sorgt die konservative Bewertungspraxis aber auch für Stabilität hinsichtlich Performance und Volatilität (mehr hierzu in unserem Artikel: Moderate Renditen trotz boomendem Immobilienmarkt).


Ich möchte aber Aussicht auf höhere Renditen, ohne auf die Assetklasse Immobilien verzichten zu müssen…
Hier könnte je nach persönlicher Anlagementalität die Investition in Aktien-Immobilienfonds eine interessante Depot-Ergänzung sein. Diese investieren in Anteilsscheine von Immobilienunternehmen bzw. in REITS (Real Estate Investment Trusts), also Unternehmen, welche Eigentum an Immobilien erwerben, verwalten und veräußern. Zum Vergleich: Der Immobilien-Aktienfonds F&C Property Growth & Income Fund (ISIN: GB00B06L0955) erzielt in fünf Jahren 71,64 Prozent, der mit Abstand beste offene Immobilienfonds im Fünf-Jahresvergleich, der Wertgrund Wohnselect (ISIN: DE000A1CUAY0) kommt hingegen auf 44,97 Prozent (Quelle: FWW, Stand: 25. Oktober 2017). Allerdings ist die Volatilität bei dem Aktienfonds auch deutlich höher als beim Wertgrund Wohnselect (9,41 Prozent gegenüber 5,22 Prozent in fünf Jahren).


In meine Wunsch-Immobilienfonds kann ich derzeit nicht investieren, es werden keine neuen Gelder angenommen. Warum haben so viele Produkte zugesperrt?
Aufgrund der niedrigen Zinsen ist die Nachfrage nach offenen Immobileinfonds sehr hoch, starke Mittelzuflüsse bestimmen die Branche. Doch der Immobilienmarkt ist vielerorts leergefegt, wo sollen die steigenden Zuflüsse also investiert werden? Zahlreiche Gesellschaften haben daher mit Begrenzungen der Investitionsmöglichkeiten reagiert – Anteilskäufe sind nur noch dann möglich, wenn ein konkretes Objekt zum Kauf feststeht. Damit soll zu hohen Liquiditätsquoten entgegengewirkt werden. Denn wenn die Fonds zu viel Kasse halten, geht dies zulasten der Fondsrendite. Beispiele für entsprechende Cash-Stop-/Cash-Call-Strategien sind etwa der Leading Cities Invest (ISIN: DE0006791825) oder der bereits genannte Wertgrund Wohnselect (ISIN: DE000A1CUAY0). Hier heißt es also: Geduld bewahren, bis Anteilsscheine wieder ausgegeben werden. Lassen Sie uns einfach eine kurze Nachricht zukommen, wir informieren Sie, wenn Käufe wieder möglich sind: Kontaktformular


Was ist cleverer: In einen frisch aufgelegten Immobilienfonds zu investieren oder einen Klassiker zu wählen?
In letzter Zeit wurden etwa mit dem KCD-Catella Nachhaltigkeit Immobilien Deutschland (für institutionelle Anleger, ISIN: DE000A2DHR68) oder auch dem Swiss Life REF European Real Estate Living and Working (ISIN: DE000A2ATC31) neue Fonds aufgelegt. Das erweitert die Anlagemöglichkeiten für Investoren. Doch Fonds, die jetzt im mancherorts schon überhitzten Immobilienmarkt starten, müssen auch sehr viel Geld investieren, um überhaupt ein Startportfolio aufbauen zu können. Das kann in der Anfangsphase zulasten der Performance gehen. Fondsklassiker wie zum Beispiel der 1972 aufgelegte hausInvest von Commerz Real (ISIN: DE0009807016) verfügen dagegen über ein über die Jahre gewachsenes, breit diversifiziertes Immobilienportfolio, aus dem einzelne Objekte gewinnbringend verkauft werden können – im September erhielten hausInvest-Anleger deshalb sogar eine Zwischenausschüttung. Dennoch müssen neue Fonds nicht die schlechtere Wahl sein – mit ihnen lassen sich je nach Anlagestrategie sogar bestimmte Akzente im Depot setzen (z.B. Wohnimmobilien mit dem genannten Swiss-Life-Fonds).