Beinahe zehn Jahre nach der Subprime-Krise und acht Jahre nach Amtsantritt von Präsident Obama zeichnen die makroökonomischen Kennzahlen ein attraktives Bild: Das Wachstum ist robust, es herrscht Vollbeschäftigung und Inflation gibt es keine.

Gemessen am BIP ist die US-Wirtschaft seit ihrem Höchststand von vor der Krise um mehr als 11 Prozent gewachsen (Quelle: Bloomberg). Deutschland und Großbritannien, die beiden Volkswirtschaften, die ihren früheren Spitzenwert um rund 8 Prozent übertroffen haben, weisen eine deutlich bescheidenere Entwicklung auf – wenn man bedenkt, dass sich das Epizentrum der Subprime-Krise in den USA befand und das britische Pfund sowie der Euro einen Wertverlust von etwa 40 bzw. 30 Prozent gegenüber dem Dollar verzeichnet haben.

Auch die Lage am Arbeitsmarkt ist beneidenswert. Infolge der Subprime-Krise bauten die US-Unternehmen mehr als 6 Prozent der Arbeitskräfte ab. Das ist mindestens doppelt so viel wie in jedem anderen Land. Danach wurden neue Jobs in einem Tempo geschaffen, das von keinem anderen Land überboten wurde und die Arbeitslosenquote ist auf einen Stand gesunken, der als Vollbeschäftigung anzusehen ist.

Hinzu kommt eine ansehnliche Inflation. Im Gegensatz zu anderen Volkswirtschaften blieb die Kerninflation fest bei einem Prozent oder darüber verankert, selbst in den dunkelsten Tagen der globalen Finanzkrise.

Betrachtet man diese drei häufig herangezogenen Kennzahlen, sind die USA ein guter Ort. Doch es gibt auch Herausforderungen. So befindet sich die US-Wirtschaft in einer späten Phase des Zyklus. Die Arbeitslosenquote hat sich bei etwa 5 Prozent stabilisiert und wir wären nicht überrascht, wenn sie am Ende Ihrer Amtszeit höher läge. Denn diese Quote stabilisiert sich nur selten für längere Zeit und wenn, dann deutet dies häufig darauf hin, dass die Wirtschaft ihren Höchststand erreicht hat. Laut der New York Fed liegt die Wahrscheinlichkeit einer Rezession in den nächsten zwölf Monaten bei 8,4 Prozent – ein niedriger, aber steigender Wert.

Zudem wird es unserem Hauptszenario zufolge im Dezember zu einer zweiten Zinsanhebung durch die Fed kommen. Bei einer Anhebung von einem viertel Prozent pro Jahr wird die Notenbank nicht genügend Pulver für die nächste Rezession bis 2030 haben. Die Frage, wie auf die nächste Rezession reagiert werden soll, ist schon beunruhigend. Vom aktuellen Standpunkt aus wäre eine quantitative Lockerung die offensichtlichste geldpolitische Antwort, auch wenn deren Vermögen, die Wirtschaft anzukurbeln, gegenwärtig hinterfragt wird.

Last but not least werden Sie in Ihren ersten 100 Tagen im Weißen Haus mit der Umsetzung einiger der von Ihnen angekündigten Reformen beschäftigt sein, unter anderem mit einer Steuerreform. Der Präsident alleine kann das US-Steuerrecht allerdings nicht ändern, die Gesetzgebungskompetenz liegt beim Kongress. Auch wird im März 2017 das Thema der Schuldenobergrenze, also die alle zwei Jahre wiederkehrende Haushaltskrise, wieder aufkommen und Sie das gesamte Jahr über begleiten. Auch hier muss der Kongress entscheiden. Es könnte zu einem echten Problem werden, wie Sie Ihre Projekte finanzieren wollen.

Neben diesen wirtschaftlichen Themen birgt die Zukunft eine Vielzahl von sozialen, politischen und geopolitischen Herausforderungen. Als Oberbefehlshaber einer Großmacht geht es auch immer um Ihre Rolle als Weltpolizist. Wie sich die USA gegenüber Russland, dem Mittleren Osten und China 27 Jahre nach dem erdrutschartigen Sieg über den Kommunismus aufstellen soll, das sind Fragen, die uns in den kommenden Jahren in Atem halten werden.

Sehr geehrter Herr Präsident, wir wünschen Ihnen viel Erfolg beim Meistern all dieser Herausforderungen.

Gastautor: Yves Longchamp, Head of Research bei ETHENEA Independent Investors (Schweiz) AG

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