Noch vor wenigen Jahren wurden die Emerging Markets in China, Russland und Brasilien als Motor der Weltwirtschaft bezeichnet. Doch die Zeichen haben sich geändert. Die anhaltende Rohstoffkrise setzt den meisten Schwellenländern – mit Ausnahme von Indien – derzeit zu. Manche Analysten wollen gar schon eine Krise der Schwellenländer beobachten. Brasilien wurde von der Rating-Agentur S&P sogar herabgestuft. Afrika wird als Investitionsland unterschätzt und findet in den Medien weniger Beachtung als China oder Russland. Doch ein Blick auf die Staaten südlich der Sahara lohnt sich. Neben einigen Krisenherden im Inland finden Anleger auch viele Möglichkeiten, mit Investitionen an der Entwicklung der Infrastruktur und des Energiesektors teilzuhaben.

Die aktuelle Nachrichtenlage über Afrika schreckt zunächst einmal ab. Meldungen über die Ausbreitung von Ebola las man in den vergangenen Monaten zwar seltener, doch Sierra Leone kämpft immer noch gegen eine Rückkehr des tödlichen Virus. Damit nicht genug: Die weltweite Berichterstattung über Ebola hat den Tourismus im Osten des Kontinents zugesetzt, weil Reisende sich nicht bewusst sind, dass die infizierten Regionen oft tausende Kilometer weit entfernt sind. In Nigeria versetzt die islamistische Terrorgruppe Boko Haram die Menschen in Angst und Schrecken. Im Norden des Landes fliehen Afrikaner über das Mittelmeer nach Europa auf der Suche nach einem Ausweg aus der Armut.

Wachsende Mittelschicht, wachsende Volkswirtschaften
Doch diese Beschreibung Afrikas ist unvollständig. Viele Staaten blühen wirtschaftlich auf. Der Weltbank zufolge befinden sich 13 der 20 am schnellsten wachsenden Länder in Afrika, unter ihnen Ruanda, Tansania, Mosambik, Elfenbeinküste, Kongo und Äthiopien. Die Bevölkerung des Kontinents wird sich in den nächsten 35 Jahren von einer auf zwei Milliarden Menschen verdoppeln. Jeder zweite Afrikaner ist jünger als 25 Jahre, die Mittelschicht wird weiter wachsen.

Für viele US-Unternehmen gehören die afrikanischen Staaten daher schon seit langem zu den interessantesten Wachstumsmärkten in der Welt. Die US-Regierung hat bereits vergangenes Jahr beschlossen, 33 Milliarden Dollar in die Region zu investieren. US-Unternehmen beteiligen sich an dieser Summe mit 14 Milliarden Dollar.

Aus Deutschland gingen im vergangenen Jahr immerhin neun Milliarden Euro nach Afrika. Südafrika ist der wichtigste Handelspartner für deutsche Unternehmen. Fast die Hälfte aller Afrika-Exporte geht in diese Region. Der DIHK zufolge steigen die Exporte in den kommenden Jahren um 15 Prozent. Bis zu 2.000 deutsche Unternehmen sind in Afrika tätig. Neben mittelständischen Unternehmen auch Industriekonzerne wie Siemens und Krones. Vor allem die Maschinenbauer profitieren vom Strukturwandel in Afrika. In 2013 sind die Exporte von Maschinen nach Afrika um 11 Prozent gestiegen.

Riesiger Ausbau der Infrastruktur
Die Investitionen konzentrieren sich auf die Infrastruktur. Noch immer haben etwa 60 Prozent aller Einwohner in Afrika kein elektrisches Licht. Nicht nur deshalb ist das sonnenreiche Afrika für den Ausbau der erneuerbaren Energien wie Solarenergie oder Wasserkraft prädestiniert. Im Kongo entsteht der Grand-Inga-Staudamm, mit einer Leistung von 40.000 Megawatt das größte Wasserwerk der Welt, in Äthiopien wird die Grand-Renaissance-Talsperre errichtet, in Südafrika liefert das vor einem Jahr fertiggestellte Jasper Solar Energy Project Elektrizität für 80.000 Haushalte.

Die rückständigsten Regionen profitieren paradoxerweise am stärksten vom technologischen Wandel. Bei digitalen Technologien können afrikanische Staaten ganze Entwicklungsschritte überspringen – auch „Leapfrogging“ genannt. So waren Festnetztelefone und Modems nie weit verbreitet, WLAN und mobile Bezahlsysteme per Smartphone hingegen wachsen rasant. Startups entwickeln Dienstleistungen rund um diese Trends. Im kommenden Jahr sollen bereits 100 Millionen Afrikaner ihre Geldtransaktionen mobil erledigen, berichtet Euro am Sonntag.

Anleger entdecken Afrika
Dieses riesige Potenzial für Wachstum birgt gleichzeitig zahlreiche Risiken, die eine Gefahr für Investitionen darstellen können. Togo, Guinea und die Zentralafrikanische Republik befinden sich auf den letzten Plätzen der Democracy Ranking Association. Somalia und der Sudan sind Transparency International zufolge zwei der Länder mit der weltweit stärksten Korruption. Demgegenüber stehen zahlrieche sichere Regionen wie Ghana, Uganda, Namibia, Gambia, Togo und Südafrika.

Fonds, die in Afrika investieren, weisen eine hohe Volatilität auf. Investments erfolgen langfristig. Unter den zehn FondsDISCOUNT.de-Topsellern befindet sich der Aktienfonds Magna MENA von Charlemagne Capital auf Platz eins. Der Fonds investiert in Beteiligungen im Nahen Osten und Nordafrika sowie in Schuldtitel, die von Gesellschaften in der Region ausgegeben werden. In den vergangenen 12 Monaten konnte der Fonds eine Performance von 3,82 Prozent erzielen, damit übertrifft er alle vergleichbaren Fonds in der Region (siehe Chartbild).

Der JPM Africa Equity investiert zwei Drittel seines Vermögens in Aktien von afrikanischen Unternehmen und liegt bei den Fonds-DISCOUNT.de-Topsellern auf Platz zwei. Gemäß Prospektinformationen ist „ein beträchtlicher Teil der Vermögenswerte des Teilfonds in Rohstoffunternehmen investiert.“ Die aktuelle Rohstoffkrise trifft den Fonds also mit voller Härte, was sich auch in der 12-Monats-Performance abzeichnet.

Fazit: Ein Investment in Afrika ist immer auch mit einem Risiko verbunden. Die zahlreichen Unsicherheitsfaktoren sind nichts für schwache Nerven. Fonds, die zu sehr in Rohstoffe investiert sind, haben aktuell Schwierigkeiten. Investitionen in Infrastrukturprojekte und neue Energien in Afrika bergen jedoch großes Potenzial.

Weitere Artikel in unserer Reihe über die Emerging Markets
Teil 1: Brasilien: S&P stuft Brasilien auf Ramsch-Niveau herab
Teil 2: Afrika: Investitionen in die Zukunft Afrikas
Teil 3: Indien: Aktienfonds überzeugen mit starker Performance
Teil 4: Russland: Putin: Wirtschaft ist am Tiefpunkt angekommen