Die eine richtige Anlagestrategie gibt es nicht – weder für private noch institutionelle Anleger. Das wäre ja auch irgendwie zu einfach! Stattdessen bringt die Niedrigzinsphase große Herausforderungen mit sich und die Frage nach dem richtigen oder falschen Investment muss neu beantwortet werden. In diesem Zuge erleben Fonds einen rasanten Aufschwung. Sie sollen der Schlüssel zu hohen Renditen bei einem vergleichsweise geringen Risiko sein. Das Yale-Modell scheint diese Aussage noch zu untermauern, denn der Stiftungsfonds ist der erfolgreichste seiner Art auf der ganzen Welt und dementsprechend einen genaueren Blick wert. Was viele Privatanleger dabei vor allem interessiert, sind eventuelle Lehren oder Grundregeln, welche sie selbst aus dem Modell für ihre Anlagestrategie mitnehmen können. Aber funktioniert das überhaupt, den Yale-Fonds als Privatinvestor nachzuahmen?


Reich werden durch das Lesen eines Jahresberichts


Wer den Namen Yale hört, assoziiert diesen in der Regel mit Bildung und großen Namen wie Bill Clinton, George W. Bush oder James Tobin, welche an der Universität studiert haben. Sage und schreibe 49 Nobelpreisträger sowie fünf US-Präsidenten zählt die Yale University, welche dort entweder studiert oder selbst gelehrt haben. Doch auch, wer einen weniger berühmten Namen trägt, dem stehen mit einem Abschluss des renommierten Instituts alle Türen offen. Dank überdurchschnittlicher Einstiegsgehälter und exzellenter Karrierechancen, lässt der Reichtum dann meist nicht mehr lange auf sich warten. Was hingegen bislang nur die wenigsten Menschen wussten, ist, dass sie auch dann mit der Yale University reich werden können, wenn sie dort gar nicht eingeschrieben sind. Das zumindest verspricht das sogenannten Yale-Modell, welches von David Swensen entwickelt wurde. Dahinter verbirgt sich ein beeindruckender Stiftungsfonds, dessen Jahresbericht der Schlüssel zum Reichtum sein soll. Immerhin hat er sich innerhalb von nur knapp 35 Jahren von einer auf mehr als 25 Milliarden US-Dollar kumuliert.


David Swensen ist der Kopf hinter dem Yale-Modell


Für David Swensen anscheinend schon. Er wurde im Jahr 1954 in River Falls geboren und hat selbst an der Yale University studiert. Schnell hat er seine Leidenschaft für die Finanzwelt entdeckt und diese bei den Lehman Brothers im Sturm erobert. Mit gerade einmal 31 Jahren ging er als Experte zurück an die Elite-Universität und war fortan für das Stiftungsvermögen zuständig – mit Erfolg, wie die Zahlen belegen. Er kann definitiv als einer der erfolgreichsten Vermögensverwalter der Welt bezeichnet werden und erreichte mit dem Yale-Fonds eine durchschnittliche Rendite von acht Prozent im gesamten letzten Jahrzehnt sowie allen Krisen zum Trotz.  Zwar musste auch er Verluste einstecken, doch der Aufwärtstrend blieb dennoch alles in allem ungebrochen. Seit Beginn im Jahr 1985 kommt der Fonds sogar auf eine durchschnittliche Rendite von 13,9 Prozent.


Auf die Frage nach seinem Erfolgsrezept antwortet das eher scheu wirkende Finanzgenie mit einer guten Diversifikation und Durchhaltevermögen. Auf gut Deutsch: Er streut das Risiko auf quasi alle verfügbaren Anlageformen und lässt sich von Verlusten nicht so schnell einschüchtern. Wo es abwärts geht, geht es schließlich irgendwann auch wieder aufwärts – zumindest in den meisten Fällen. Grundregeln, welche auch Privatanleger beherzigen können und sollten. Natürlich haben sie ein geringeres Startkapital und werden daher vermutlich auch in 35 Jahren noch keine 25 Milliarden US-Dollar auf dem Konto verzeichnen. Eine durchschnittliche Rendite von acht Prozent ist aber auch für sie realistisch. Eine Garantie gibt es jedoch bekanntlich auch bei den Fonds nicht.


Diversifikation über alle Anlageformen hinweg


Eigentlich hatte David Swensen kaum Erfahrung mit Fonds, als er seine Erfolgsgeschichte bei der Yale University startete. Erfolgreich kann also auch sein, wer sich bislang noch nicht mit dem Thema auseinandergesetzt hat. Vielleicht war genau das sein Vorteil. Denn während andere Vermögensverwalter das Risiko vielleicht nur über US-Aktien und US-Staatsanleihen gestreut hätten, setzte Swensen zusätzlich auf internationale Aktien, Unternehmensbeteiligungen abseits der Börse, Immobilien, Rohstoffe sowie Wälder, einige Staatsanleihen und zuletzt auch Investments mit Hedgefonds. Damit erlangte das Yale-Portfolio über die letzten 20 Jahre angeblich Renditen von bis zu 16 Prozent bei einem „Sicherheitseimer“ von 50 Prozent. Nur etwa die Hälfte der Investitionen fällt also in den riskanten Bereich, um dem Wachstum zu dienen. Viele erfolgreiche Anleger imitieren diese Strategie und haben die Grundregeln von Swensen für ihre eigenen Investitionen verinnerlicht. Doch noch etwas macht er anders als viele Konkurrenten: Er recherchiert die Werte nicht selbst, sondern lässt sich von Portfoliomanagern überzeugen. Die Ausrede vieler Privatanleger, sie würden zu wenig Know-how mitbringen, ist damit ausgehebelt. Dennoch ist Swensen sicherlich eine harte Nuss und lässt sich von diesen Managern nicht allzu leicht überzeugen. Auch das sollten sich die Nachahmer also zur Grundregel machen.


Blick auf das Musterportfolio für den Yale-Fonds


Das Yale-Modell eins zu eins nachzuahmen, dürfte auch nach dem intensiven Studieren des Jahresberichtes nicht so einfach möglich sein. Schließlich verfügen Privatanleger weder über dieselben finanziellen Möglichkeiten noch die Kontakte, auf welche ein Elite-Institut wie die Yale University zurückgreifen kann. Vom schnellen Reichtum zu träumen, wäre daher wohl die falsche Erwartungshaltung. Dennoch ist der Yale-Fonds ein gutes Vorbild für den Einstieg als Privatanleger – oder, um bestehende Investitionen zu optimieren. Das Musterportfolio für das Yale-Modell ist ein offenes Geheimnis: Zu je 20 Prozent setzt David Swensen auf inländische sowie ausländische Aktien und Immobilien. Nur jeweils rund 15 Prozent machen hingegen Staatsanleihen und inflationsgeschützt Staatsanleihen aus. Die verbleibenden zehn Prozent stecken in Aktien aufstrebender Märkte.


Alternative Investments komplettieren das Portfolio


Die wichtigste Anlageklasse beim Yale-Modell stellen also zwar Absolute-Return-Fonds und Aktien dar, allerdings setzt Swensen auch zu ungewöhnlich hohen Teilen auf alternative Investments. Dazu gehören zum Beispiel Private Equity und Immobilien. Gerade hier sind die Hürden für Privatanleger aber oftmals sehr hoch. Zwar können Investments in Startups gigantische Erfolge mit sich bringen, allerdings erfordern sie extrem hohe Beträge, um überhaupt einsteigen zu können und weisen ein vergleichsweise hohes Risiko auf. Und auch Immobilien lassen sich nicht mit drei- oder vierstelligen Beträgen bezahlen, geschweige denn haben „normale“ Privatanleger genügend finanzielle Mittel, um ein Investitionsobjekt wie ein Mehrfamilienhaus zu bauen und entsprechend zu bewirtschaften, sodass daraus ein gewinnbringendes Geschäft wird. Sie können zwar Renditen mit Immobilien erzielen, allerdings eben in deutlich kleinerem Ausmaß.



Zuletzt fehlt es oftmals einfach an den notwendigen Kontakten, um beispielsweise in ein Startup zu investieren, welches noch vor dem Börsenstart steht. Es gibt aber eine Alternative, welche auch für Privatanleger umsetzbar ist: börsennotierte Beteiligungsgesellschaften. Private Equity und Immobilien können also attraktive alternative Investments für Privatanleger sein. Aber auch andere Alternativen sind denkbar und in der Umsetzung weniger kompliziert: Edelmetalle wie Gold versprechen beispielsweise eine vergleichsweise risikoarme und inflationsbeständige Geldanlage. Rohstoffe erfreuen sich ebenfalls steigender Beliebtheit, bevorzugt über öffentliche Rohstofffonds. Und zuletzt investieren immer mehr Privatanleger in exotische alternative Investments wie Whisky, Oldtimer, Bonsai Bäume und, und, und…


Fazit zum Yale-Modell für Privatanleger


Bleibt alo festzuhalten, dass sich der Yale-Fonds von David Swensen für den „normalen“ Privatanleger mit begrenzten finanziellen Mitteln nicht eins zu eins nachahmen lässt. Dennoch kann dieses Modell als Vorbild dienen und lehrt zwei wichtige Grundregeln: Erstens gilt es, das Risiko zu streuen – und zwar nicht nur auf zwei oder drei verschiedene Investments, sondern quasi in alle möglichen Richtungen. Zweitens braucht Erfolg stets auch eine Menge Durchhaltevermögen, nämlich dann, wenn es mal schwierig wird und kurzzeitig zu Verlusten kommt. Auch der Yale Stiftungsfonds hat in den Krisen der vergangenen Jahren nämlich zwischenzeitlich bis zu 20 Prozent an Wert verloren. Swensen hat sich davon jedoch nicht aus der Ruhe bringen lassen, sondern sein Portfolio weiter optimiert und verwaltet nun (wieder) den erfolgreichsten Stiftungsfonds der Welt. Der Erfolg gibt ihm also recht!