Anleger verabschieden sich von Investitionen, die klimafeindlich oder nicht nachhaltig sind. Es geht dabei aber nicht nur darum, den Planeten zu retten, sondern um gelebtes Risikomanagement. Denn der Klimawandel zwingt Regierungen dazu, umweltschonende Maßnahmen zu treffen und Unternehmen neue, strengere Vorgaben für den Klimaschutz aufzuerlegen. Das trifft die Konzerne und somit auch die Anleger.

Anzeichen für die Trendwende dafür gibt es dutzende: Etwa aus Skandinavien. Der norwegische Staatsfonds ist der größte der Welt. Das Land ist durch die enormen Öl-Reserven in der Nordsee reich geworden – und steckte einen Großteil dieser Erträge in den im Jahr 1997 gegründeten Fonds. Mit den Öl-Milliarden wird seitdem in Anleihen, Aktien und Immobilien investiert und etwa 780 Milliarden Euro (Stand: 13.09.2106) verwaltet.

Das große Volumen macht den staatlichen Pensionsfonds zu einem wichtigen Player auf den Kapitalmärkten, schließlich ist er in 78 Ländern und etwas mehr als 9000 Unternehmen engagiert. Das bedeutet, dass der Staatsfonds aktuell in 1,3 Prozent aller globalen börsennotierten Unternehmen und 2,3 Prozent der börsennotierten europäischen Firmen investiert ist.

Somit ist der Pensionsfonds nicht nur der größte, sondern auch der mächtigste Fonds der Welt. Wenn es einschneidende Änderungen im Portfolio gibt – die vom Ethikrat der norwegischen Zentralbank kontrolliert werden –, erregt das zumindest die Aufmerksamkeit der Finanzwelt.

Seit einiger Zeit ist ein Paradigmenwechsel in der Anlegepolitik der Norweger auszumachen – der Fonds muss Rücksicht auf das Klima nehmen: Im Mai 2015 beschloss der Finanzausschuss des Parlaments einstimmig, dass der Fonds seine Anteile an Energie- und Bergbauunternehmen verkaufen soll, bei denen das Kohlegeschäft mehr als 30 Prozent am Geschäft ausmacht. „Investitionen in Kohle können ein Risiko für das Klima und ein zukünftiges finanzielles Risiko bedeuten“, so eine der Begründungen. Aktuell wurde Anfang September diesen Jahres der US-Energiekonzern Duke Energy sowie drei Tochterfirmen wegen Umweltverschmutzung vom Ethikrat auf die schwarze Liste gesetzt.

Die Öl-Milliarden fließen künftig in grüne Energie
Sogar der Familienfonds der Rockefeller – die Familie ist mit Öl reich geworden – stößt seine Beteiligungen in diesen Rohstoff ab. In Zukunft werde fossile Energie zur riskanten Anlage, so die Begründung. Die internationale Gemeinschaft arbeite daran, den Einsatz von fossilen Brennstoffen zu reduzieren, daher sei es nicht sinnvoll – sowohl finanziell als auch ethisch – Anteile an diesen Unternehmen zu halten, heißt es auf der Homepage des Familienfonds. Der Fonds will daher mit sofortiger Wirkung seine Anteile an ExxonMobile loswerden und wirft dem Konzern „moralisch verwerflichen Verhalten“ vor. Seit den 1980er-Jahren wurde seitens ExxonMobile daran gearbeitet, die Öffentlichkeit über die Auswirkungen des Klimawandels zu täuschen. Da die Rockefeller-Familie dank dem Öl zur Dynastie geworden ist, falle dieser Schritt nach reichlicher Überlegung.

Tatsächlich sei es höchste Zeit, dass alles in der Macht Stehende getan wird, um neue Pfade zu beschreiten, die die gegenseitige Abhängigkeit zwischen der Zukunft der Menschen und der Gesundheit der Natur erkennen, heißt es weiter. Wenn weiterhin fossile Brennstoffe verwendet würden, könnten die weltweiten Klimaziele nicht erreicht werden – was dazu führe, dass die Bestände an Öl, Gas und Kohle früher oder später an Wert verlieren würden. Gleichzeitig würden sich Investitionen in Erneuerbare Energien immer mehr lohnen, so der Präsident der Rockefeller-Stiftung in einem Interview.

Globale Allianzen
Zahlreiche institutionelle Investoren, darunter der schwedische Pensionsfonds AP4, Amundi oder Robeco SAM, haben sich gemeinsam mit der University of Sydney zur „Portfolio Decarbonization Coalition“ zusammengeschlossen. Das Ziel: Insgesamt bis zu 100 Milliarden Dollar aus Kohlenstoffdioxid-intensiven Unternehmen und Branchen abzuziehen.

In Deutschland war die Allianz, auch Mitglied in der „Coaltion“, bei diesem Thema Vorreiter: Als erster großer Investor verabschiedete sich der Versicherer im Herbst 2015 auf Geldanlagen auszusteigen, die dem Klima schaden. Für die Investmentmanager sind seither Bergbau- und Energieunternehmen tabu, die auf Kohle setzten.

Klimawandel nicht mehr ignorieren
BlackRock, der größte Vermögensverwalter der Welt, warnt aktuell, dass Investoren ihre Beteiligungen bei der Energieversorgung prüfen sollen. Aufgrund des Klimawandels werden extreme Wetterphänomene künftig öfter auftreten. Dies zwinge Regierungen, entsprechende Maßnahmen zu treffen und Unternehmen neue Vorgaben für den Klimaschutz aufzuerlegen – deren Auswirkungen wiederum die Anleger treffen könnten. So würden etwa beispielsweise Automobilhersteller bereits jetzt schon von strengeren Vorschriften für den Ausstoß von Kohlendioxid beeinflusst. Daher könnten Investoren den Klimawandel nicht mehr länger ignorieren.

BlackRock schätzt alleine den Investitionsbedarf im Bereich Infrastruktur auf 90 Billionen Dollar bis zum Jahr 2030. Der Vermögensverwalter geht davon aus, dass bei künftigen Anlageentscheidungen das Thema Klimaschutz eine größere Rolle einnehmen wird. Da wundert es nicht, wenn der Markt der nachhaltigen Geldanlage boomt.

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